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Kapitel 215 Großes Evangelium Johannes, Buch 3

215. — Die Sünde gegen die Keuschheit

1. Sage Ich: „Wenn das Leben eines Menschen kein tändelnder Scherz, sondern ein sehr geheiligter Ernst ist, so kann auch der Entstehungsakt desselben durchaus keine Tändelei, sondern auch nur ein sehr geheiligter Ernst sein. Fasse den Grund recht, und es wird dir darauf bald von selbst alles klarwerden!

2. Die wohltuenden Empfindungen des Aktes selbst sollen nicht der Beweggrund zum Akte sein, sondern allein, daß ein Mensch gezeugt werde!

3. Fassest du das, so wirst du bald finden, daß die wohltuenden Empfindungen nur begleitende Erscheinungen sind, durch die das Werk der Menschwerdung in der Natur des Fleisches ermöglicht wird. Drängt dich der Hauptgrund, so gehe und handle, und du hast keine Sünde! Aber es ist dabei dennoch so manches in eine ordnungsmäßige Berücksichtigung zu ziehen.

4. Dieser Akt darf nicht außerhalb der Sphäre der wahren Nächstenliebe geschehen; ein Hauptgrundsatz der wahren Nächstenliebe aber lautet: ,Tuet euern Nächsten das, was ihr wünschet, daß sie auch euch tun sollen!‘

5. Nun, du hättest eine aufblühende Tochter, die deinem Vaterherzen ein Heil ist; du wirst um nichts so sehr besorgt sein als um ein rechtes, heilbringendes Glück für solche deine von dir allerzärtlichst geliebte Tochter. Wohl wäre die Tochter reif und sonach fähig, eine Zeugung anzunehmen. Wie würde es dir zumute, so da ein sonst ganz gesunder Mann käme, vom Bedürfnisse, einen Menschen mit einer Jungfrau zu zeugen, gedrängt, und zeugete mit deiner Tochter gewaltsam eine Frucht?!

6. Siehe, das würde dich zu einer furchtbaren Rache gegen einen derartigen Frevler erfüllen, und du würdest ihn ohne die möglichst schärfste Züchtigung nicht mehr aus den Augen lassen!

7. Und dennoch hätte dieser Mensch keine Sünde gegen die Keuschheit begangen, weil er von dem Ernste gedrängt war, seinen Samen nicht außer einem guten Gefäße zu verstreuen, wodurch einer Menschwerdung ein Pfad abgeschnitten würde. Aber der Akt ist andererseits dennoch ein sündhafter, weil dadurch die wahre Nächstenliebe einen gar gewaltigen Stoß erlitt!

8. Gesetzt, dich selbst drängte ein ernster Akt in der Fremde, du träfst da ein Weib auf einem Felde, und du gewönnest es durch Geld und Worte, deinem Drange entgegenzukommen, und das Weib willfahrte dir das, so hättest du dadurch keine Sünde gegen die Keuschheit, auch keinen Ehebruch begangen, so die Person auch eines Mannes ordentliches Weib wäre. Aber so du bedacht hättest, in welche große und höchst trübe Verlegenheiten und Verfolgungen das Weib kommen werde, so der rechte Mann zu ihr sagen wird: ,Weib, gib Rechenschaft, wer in dich den Samen gelegt hat, da ich dich seit dieser und jener Zeit nicht berührt habe!‘, – siehe, daß du dadurch den häuslichen Frieden zwischen einem Ehepaare gestört hast, das ist eine grobe Sünde wider die Nächstenliebe! Denn du hättest deinen, wenn schon ernsten Drang, wenn er keine Wollustleidenschaft ist, schon noch auf eine schicklichere Gelegenheit versparen können!

9. Du ersiehst hieraus, daß ein Mann, bei sonst ganz ordentlichen und der wahren Keuschheit nicht widerstrebenden Handlungen, auch auf alle andern menschlichen Nebenumstände sein Augenmerk richten muß, so er sich nicht an irgendeinem Gesetz versündigen will.

10. Ein Mann aber kann mit seinem Weibe ebensogut die Unkeuschheit treiben als mit einer Hure und ärger noch. Denn bei einer Hure ist nichts mehr zu verderben, weil da ohnehin schon alles verdorben ist; aber ein Weib kann überreizt werden und dadurch in eine leidenschaftliche Begehrlichkeit übergehen, wodurch sie dann eine viel ärgerlichere Hure werden kann denn eine Ledige.

11. Wer aber eine Ledige beschläft, versündigt sich gegen die Keuschheit, weil sein Akt nur die Befriedigung der puren Wollust und nicht die Zeugung eines Menschen zum Grunde hatte und auch nicht haben konnte, weil ihm die reine Vernunft sagen muß, daß man auf den Landstraßen keinen Weizen sät.

12. Nebst der Sünde gegen die ordentliche Keuschheit aber begeht jener, der eine Hure beschläft, noch die Sünde an seiner und der Hure Menschheit, weil er dadurch leicht seiner Natur einen großen Schaden zufügt und die blinde Hure in ihrem geheimen Besessensein noch mehr verhärtet und unheilbarer macht, was da schon wieder eine Sünde gegen die Nächstenliebe ist.

13. Wer aber ein zu einer Hure gemachtes Weib beschläft, der versündigt sich in derselben Weise zweifach und vierfach, wenn er selbst ein Ehemann ist, weil er dadurch auch einen Ehebruch begeht.

14. Ich meine nun, da du ein rein denkender Mann bist, so wird dir dies wenige genügen, und das um so mehr, da ein Mensch, wie du, ohnehin weiß, was da geziemend ist für einen in aller Hinsicht ordentlichen Mann!“

15. Sagt Jurah: „Ja, Herr und Meister, nun ist mir alles klar, und ich weiß nun auch, wohin die vielen Abarten der Unkeuschheit führen müssen! Ja, nun ist alles klar! Es gibt in allem nur eine vor Gott gültige Wahrheit, die in der ewigen Ordnung begründet ist, – alles darunter, darüber und daneben ist vom Übel!“

16. Sage Ich: „Ja, also ist's und wird es auch ewig also verbleiben. – Aber nun kommen die ausgesandten Schiffer mit ihren toten Leuten wieder, da muß dieser Mein Knecht (Raphael) hin und ihnen die Leichname auf eine rechte Weise legen helfen, ansonst für morgen ihre Heilung erschwert wäre!“

17. Raphael begibt sich schnell hin und bewerkstelligt überall die beste Ordnung. Die Schiffer aber begeben sich darauf erst zum Nachtmahle.

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