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Kapitel 16 Die geistige Sonne, Buch 1

Die Sphäre eines achten Geistes (Swedenborg). Die Weltenuhr, die letzte Zeit und die neue Zeit. Das neue Jerusalem

(Am 12. Dezember 1842 von 3 1/2 – 6 3/4 Uhr abends.)

1. Nun, unser gastlicher Freund ist schon hier; daher tretet nur sogleich in seine Sphäre. Diesen Geist sollt ihr auch wieder in seiner Sphäre sehen und von ihm ein wenig herumgeführt werden. Habt aber wohl Acht auf das, was er euch zeigen und was er euch sagen wird, denn aus dem wird euch so manches bis jetzt noch unrichtig Aufgefasste klar werden. Ihr befindet euch schon in seiner Sphäre, so denn haltet euch auch an ihn; denn er ist ein tüchtiger Wegweiser und ist viel Weisheit in ihm aus Mir. Unterwegs werdet ihr schon noch erfahren, wer ganz eigentlich dieser Geist ist. Und so denn hört ihn nun und folgt ihm auch!

2. Und der Geist spricht soeben zu euch: Kommt, kommt liebe Brüder, nach dem Willen des Herrn; ich will euch führen in das Reich der Wahrheit und in das Reich der Liebe!

3. Seht dort gegen Morgen hin ein überaus majestätisch schönes Gebirge. Und seht, wie die göttliche Sonne, in welcher der Herr ist, schon hoch über dem Gebirge steht, und wie herrlich ihre Strahlen gleich denen einer lieblichen Morgenröte hereinfallen in die Täler und andere Vertiefungen der Welt!

4. Seht auch bei dieser Gelegenheit ein wenig zurück; allda erblickt ihr ein großes Meer, welches gar viele und große Wogen auf seiner Oberfläche bewegt. Über den Wogen erblickt ihr viele Schiffe, die da sind etliche groß und etliche klein. Und seht, wie die Wogen sich her an dem Ufer zudrängen, um diese herrlichen Sonnenstrahlen in sich zu saugen. Und die Schiffe auf dem großen Meer haben auch ihre Segel so gerichtet, dass sie gleich den Wogen dem erleuchteten Ufer zusegeln. Dadurch mögt ihr erkennen die heimliche Kraft der Strahlen aus jener göttlichen Sonne, in welcher der Herr wohnt.

5. Aber nun begeben wir uns auf jenes Gebirge dort; allda wollen wir Dinge von ganz anderer Art schauen und sehen, wie sich alldort artet die göttliche Wahrheit. Ihr fragt und sagt: Aber unser lieber geistiger Freund und Bruder! Jenes glänzende Gebirge scheint gar fern noch zu sein; wie werden wir es sobald erreichen? – O liebe Freunde und Brüder! Sorgt euch dessen nicht, denn unser eigener Wille wird uns alsobald dahin bringen. Ihr wollt mit mir, und seht, wir sind schon an Ort und Stelle!

6. Ihr sagt: O lieber geistiger Freund und Bruder, hier ist es unendlich herrlich, hier möchten wir wohl bleiben; denn so etwas Herrliches, wie diese Aussicht von diesem hohen Gebirge an und für sich ist, ist wohl noch nie in einen unserer Sinne auch nur ahnungsweise gekommen.

7. Ihr erblickt alldort gegen Mittag etwas Sonderbares und wisst euch nicht zu raten, was es ist. Ihr seht wohl an einer vom hohen Firmament herabhängenden Goldstange eine Sonne hängen, und diese bewegt sich ernst langsam gleich einem Uhrperpendikel hin und her. Ihr möchtet wohl wissen, was das sei? Ich aber sage euch: Bewegen wir uns nur näher hin, und ihr sollt der Sache alsbald auf die Spur kommen.

8. Seht ihr dort hinter diesem großen Sonnenperpendikel ein überaus großes viereckiges Gebäude, welches sich staffelartig und pyramidenförmig eben auch bis unter das hohe scheinbare Himmelsfirmament mit seiner Spitze erhebt? Dorthin wollen wir gehen und dieses Gebäude ein wenig näher beschauen. Die Inschrift auf der einen Seite wird uns vorerst sagen, was es damit für eine Bewandtnis hat. Ihr wollt, und seht, wir sind auch schon an Ort und Stelle!

9. Da seht einmal hinauf. Auf der zehnten Staffelei seht ihr zwei große leuchtende Pyramiden stehen; lest, was auf einer jeden geschrieben steht. Ihr sagt: Die Schrift ist euch unbekannt. Nun wohl denn, so will ich es euch vorlesen. Seht, auf der Pyramide zu unserer linken Seite steht geschrieben: „Das ist der große Zeitmesser für die geschaffenen Dinge.“ Und auf der anderen Pyramide steht: „Einzig richtige Bewegung aller Dinge und Ereignisse nach der göttlichen Ordnung!“ Aus diesen beiden Inschriften werdet ihr nun schon leicht erraten können, was diese Erscheinung besagt.

10. Nun aber erhebt euch mit mir wenigstens bis zur halben Höhe dieses Gebäudes, allda werden wir das Zifferblatt dieser großen Weltenuhr erschauen, und ihr werdet daraus sehr leicht ersehen, um welche Zeit es nun ist!

11. Nun seht, wir sind schon wieder an Ort und Stelle. Ihr wundert euch, dass dieses Zifferblatt nur auf der einen Seite, auf der linken nämlich, mit Ziffern, und zwar ebenso wie eure Uhren von eins bis zwölf bezeichnet ist. Die Seite rechts, welche dem Morgen zugewendet ist, ist aber gänzlich zifferleer. Solches kommt daher, weil hier die abendliche Seite nur das Zeitliche besagt, die gegen Morgen aber das Ewige und somit Geistige.

12. Seht, als alle materielle Schöpfung gegründet ward, da stand dieser große leuchtende Zeiger abwärts auf der Zahl eins, welche ihr noch stark leuchtend erblickt.

13. Wo steht aber dieser Zeiger jetzt? Ihr sagt: Er steht ja schnurgerade aufwärts, und zwar schon nahe am Ende der letzten Zahl. Zwei kleine Punkte hat er noch zu überschreiten, und seine Spitze ist draußen am zifferlosen leuchtenden Feld. – Wisst ihr wohl, was solches bedeutet? Seht, das bedeutet die letzte Zeit!

14. Aber ihr fragt: Werden denn hernach alle Dinge aufhören zu sein, wenn der Zeiger in das freie, weiße Feld hinaustreten wird? – Solches wird uns ein nächstes, höherstehendes Zifferblatt kundgeben. Geht daher mit mir nur um einige Stufen höher!

15. Seht, da ist schon ein anderes Zifferblatt. Was erblickt ihr auf diesem? Ihr sagt: Da erblicken wir ja gerade ein umgekehrtes Verhältnis; die Seite gegen Abend gewendet ist dunkel und zifferlos, die Seite gegen Morgen aber ist hier mit neuen hellleuchtenden Ziffern bezeichnet. Allda aber steht die Einheit zuoberst und die Zahl zwölf zuunterst. Der große Zeiger berührt ja schon die erste Spitze der Einheit, welche da leuchtet wie ein heller Morgenstern. Und jede Ziffer, die da von der Einheit fort nach abwärts den großen Kreis steigt, leuchtet stets mehr und mehr, und der Glanz der letzten Zahl ist gleich dem der Sonne, die dort im Morgen so überaus herrlich strahlt! – Ihr habt die Sache richtig gefunden; aber was besagt sie?

16. Solches sollt ihr sogleich erfahren. Seht, so greift eine alte, finstere Zeit in eine neue, lichte. Darum also werden die Dinge nicht vergehen, sondern es wird ihnen nur eine neue Zeit gegeben werden. Und wie die erste Zeit war eine Zeit des Unterganges, eine Zeit der Nacht, so wird diese kommende Zeit sein eine Zeit des Aufganges und eine Zeit des Tages. Nun begreift ihr dieses große Uhrwerk; und lasst uns darum unsere Blicke wieder von da hinweg wenden, und näher betrachten die Dinge, die da noch um uns in einer endlosen Fülle wunderbarst zu schauen sind.

17. Ihr seht dort gegen Mittag hin ein überaus großes viereckiges Gebäude, welches gleich ist einem überaus großen Würfel; und es hat eine Länge von zwölftausend Klaftern und ist gleich so hoch und so breit, wie es lang ist. In der Höhe auf den vier Ecken erblickt ihr vier riesige Menschengestalten, und zu ihren Füßen seht ihr vier verschiedene Tiere. Wir wollen uns sogleich hinbegeben und sehen, was die ganze Sache ist. Ihr wollt, und so denn sind wir auch schon, wie ihr seht, auf der glänzenden Fläche dieses großen Würfels. Da seht hin, in der Mitte dieser glänzenden Fläche ist noch ein kleiner, überstark leuchtender Würfel, auf dem Würfel liegt ein vollends entsiegeltes Buch.

18. Das siebte Siegel seht ihr ebenfalls schon entsiegelt; und aus diesem Siegel seht ihr entsteigen allerlei riesenhaftes Gebilde. Viele Geister, mit weißen Kleidern angetan und mit großen Posaunen in ihrer Hand, fliehen nach allen Seiten hinaus. Seht, dort stößt einer in die Posaune, und der Posaune entstürzen allerlei, als: Krieg, Teuerung, Hungersnot, Pest. Seht, dort ein anderer stößt in seine Posaune, und dieser entstürzt ein verheerend Feuer; wo es hinfällt, verzehrt es alles, und die härtesten Steine macht es zerfließen wie Wassertropfen auf glühendem Eisen. Seht wieder dort, ein anderer stößt in seine Posaune, und eine große Wasserflut, welche angefüllt ist mit allerlei Geschmeiß, entstürzt derselben; und seht, dort in der Tiefe unten die alte Erde, wie sie ersäuft in dieser Flut. Und seht dort, ein vierter stößt in seine Posaune, und ein großer feuriger Drache stürzt gebunden und geknebelt dort hinab, wo ihr seht in endloser Tiefe ein unermessliches Feuermeer wallen.

19. Aber nun seht die vier großen, riesigen Gestalten an den Ecken; auch sie sind mit großen Posaunen versehen. Seht, der gegen Mitternacht stößt gewaltig in dieselbe; und ein Geist entstürzt der Posaune, mit einer großen Geißel zu züchtigen die Erde. Und seht, der gegen Abend stößt ebenfalls in seine Posaune, und derselben entstürzt ein anderer Geist, einen glühenden und feurigen Besen in seiner Hand tragend, zu fegen das Erdreich vom Unrat. Und seht, dort gegen Mittag stößt der große Geist ebenfalls in seine Posaune, und eine Menge Geister entstürzt derselben mit allerlei Samenkörben versehen, um zu legen eine neue Frucht in das gefegte Erdreich. Und nun seht, der Geist gegen Morgen hin stößt ebenfalls in seine Posaune; derselben entstürzt ein leuchtendes Gewölk. Zahllose Scharen erblickt ihr auf derselben. Zuoberst dieses Gewölkes erblickt ihr ein leuchtendes Kreuz, und auf dem Kreuz steht ein Mensch so sanft, so mild wie ein Lamm!

20. Seht, dieses ist das Zeichen des Menschensohnes. Und somit haben wir auch auf diesem Platz alles gesehen, was euch hier zu sehen und zu schauen zugelassen werden kann. Und das ist alles das Licht der Wahrheit, aus dem ihr diese Dinge schaut.

21. Aber ihr richtet soeben eure Blicke gegen Morgen hin und erschaut zu eurer größten Verwunderung eine überaus herrliche, große Stadt, welche gleich also leuchtet wie die herrliche Sonne über ihr! Ihr möchtet wohl wissen, was diese Stadt ist und möchtet sie auch näher beschauen? Ihr wollt – und seht, die Stadt ist vor unseren Augen!

22. Wie gefällt es euch hier? Ihr sagt: Unendlich, unaussprechlich wohl und gut, denn hier atmen wir ja lauter Liebe; und alles, was wir ansehen, hat einen überaus sanften, milden und liebeatmenden Charakter. Ihr sprecht weiter: Wie herrlich erglänzen die Mauern dieser Stadt; wie überaus erhaben und prachtvoll sind die Tore, und welch ein unbeschreiblich herrliches Licht strahlt [uns] aus jeglichem Tor entgegen! Und welche zahllosen überseligen Engelsgeisterscharen wandeln da aus und ein! Oh, da muss es sich wohl gut wohnen lassen!

23. Ihr sagt, dass ihr wohl auch möchtet das Innere dieser Stadt beschauen. Auch solches könnt ihr nun tun. Aber ich sage euch voraus: Diese Stadt ist so endlos groß, dass wir sie wohl in alle Ewigkeit der Ewigkeiten mit der größten Gedankenschnelligkeit nicht umfassend durchwandern möchten. Denn diese Stadt wird erst groß, ja unendlich stets größer und größer, je tiefer in ihr Inneres jemand dringt. Daher werden wir uns auch bloß nur einem Tor nahen und durch dasselbe einen Blick in das Innere der Stadt tun.

24. Ihr sagt nun: Um des allmächtigen Herrn willen! Welch eine endlose Pracht und welch unübersehbare Häuserreihe! Diese Gasse, die wir hier erblicken, scheint ja eben nimmer ein Ende zu haben. – Ja, ich sage es euch auch: Ihr dürftet durch diese Gasse ewig fortwandeln, und nimmer würdet ihr zu einem entgegengesetzten Ende gelangen; und solche Gassen und Plätze gibt es unzählbar viele in dieser Stadt. Wollt ihr aber wissen, wie diese Stadt heißt, da lest nur die Inschrift über diesem Tor; sie lautet: Die heilige Stadt Gottes, oder das neue Jerusalem.

25. Ich aber, der euch hierhergeführt hat, bin der Geist Swedenborgs; und somit habt ihr auch alles das gesehen, was zu sehen euch vom Herrn aus in meiner Sphäre gegönnt war. Und so kehren wir wieder zurück. Und seht, hier sind wir schon, wo wir ausgegangen sind. Tretet nun aus meiner Sphäre zu Dem hin, der eurer harrt und dessen Name ist: Heilig, heilig, heilig!!! – Nun, ihr seid wieder hier; habt ihr alles euch wohl gemerkt?

26. Ihr bejaht es. Ich aber sage euch: Was ihr noch nicht versteht daran, wird euch zu seiner Zeit, und zwar in der Sphäre des nächsten Geistes leuchtender werden. Und somit gut für heute!

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