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Kapitel 400829B Himmelsgaben, Buch 1

Geschichtliches vom Berg Straßengel – 29. August 1840 [Kleinere Naturzeugnisse 1906]

1. Im dem Jahr 1263, da war in dieser Gegend unter den hier wohnenden Menschen das Laster der Dieberei, des Mordes und der Unzucht so stark herangewachsen, dass es nötig war, einen Würgengel mit einer schwarzen Zornfackel hierher zu senden, die Eingeweide solcher Menschen allenthalben anzuzünden und sie zu verderben.

2. Es war das diejenige allgemeine Todesart, die damals nicht nur hier, sondern beinahe in ganz Europa in den verschiedenen Teilen unter dem Namen „der schwarze Tod“ auftrat.

3. Es lebte aber auch zu dieser Zeit eine Mir recht wohlgefällige Bauernfamilie gegen Abend am Fuße dieses Hügels. Dem Hauswirt selbst war von Mir aus – seiner Frömmigkeit wegen – die innere Sehe gegeben.

4. An einem schwülen Sommerabend zogen sich hier schwere Gewitterwolken zusammen, und bald entleerten sich dieselben gerade über diesem Hügel, von tausend gewaltigen Blitzen mit dem furchtbarsten Donner begleitet.

5. Dieser Landmann merkte an diesem außergewöhnlichen Wetter eine andere Bedeutung, als es eure heutigen Naturgelehrten merken dürften und wollen, und sprach zu seiner frommen Gemeinde (Familie):

6. „Liebe Kinder! Fürchtet euch nicht! Der Herr vergisst auch in Seinem Zorn derer nicht, die Ihn aus ganzer Seele, aus ganzem Gemüt und aus allen Kräften lieben. Schwer zwar liegt die strafende Rechte des ewigen Weltenlenkers über dieses schwarze Gewölk gezeichnet, aber Seine Linke ruht segnend auf den Häuptern derer, die Ihn lieben. Und seid versichert, dass der Herr den nämlichen Engel, den Er der Welt schickt zur Geißel, uns gewiss und wahr zum tröstenden Retter geben wird!“

7. Und siehe, als der Landmann diese Mir wohlgefälligen Worte zu den dankbaren Herzen seiner Angehörigen gesprochen hatte, so vernimmt er von der schon damals vorbeiführenden Straße her jemanden vom Blitz, Sturm und Hagel Bedrängten um Hilfe rufen. Eiligst verlässt er das Zimmer, nimmt einen festen Tannenstock und eilt dem Bedrängten zu Hilfe, findet da einen Menschen fast halbtot auf der Straße liegen, ladet ihn alsogleich auf seine Schultern, trägt ihn in seine Wohnung und pflegt ihn daselbst die ganze Nacht hindurch.

8. Des anderen Tages sagt dieser Fremdling zu dem Landmann: „Folge mir auf diesen Hügel hinauf!“ – Und der Landmann folgte ihm mit seinem Stock. Darauf sagte der Fremdling zu dem Landmann: „Stecke diesen Stock in die Erde!“ – Und der Landmann tat es, wie ihm der Fremdling befohlen. Und sieh, alsobald grünte der Stock zu einem stattlichen Baum!

9. Und der Fremdling sprach ferner: „Sieh, das sei dir ein Zeichen meiner Sendung und deiner Treue! Denn siehe, ich bin ein Bote des Herrn zur Erde und will vernichten das trotzige Menschengeschlecht! Und wie du den Stock nahmst und eiltest mir zu Hilfe und rettetest gleichsam in deiner frommen Einfalt einem Menschen das Leben, siehe, in dieser deiner Freundschaft nehme ich die Hälfte, und es soll dadurch ein bedeutender Teil des mir gegebenen Zornes gesänftet werden!“

10. Da griff der nun erkannte Engel nach dem frischen Baum, brach ihn zur Hälfte ab und sagte zum Bauer: „Sieh her, das sei die schwarze Todesfackel, an welcher viele Tausende und Tausende von Menschen den Tod sowohl zeitlich als auch sehr viele darunter ewig finden werden. Die ganze Zeit aber meines Waltens will ich dich beschützen, und nach dem Willen des Herrn sollst du dich vor nichts fürchten. Denn ich werde alle Nacht bei dir einkehren. Du aber gehe des Tages hin an verschiedene Stellen und sage den hart Bedrängten, dass wer vom Tode gerettet sein will, solle sich flüchten auf den Hügel, allda der Baum ist, den wir jetzt gepflanzt haben, und solle da Buße wirken und fasten drei Tage und drei Nächte. Alsdann soll er von dem Baum ein Zweiglein nehmen, und somit wird er durch dieses Zeichen verschont bleiben vor meinem Zorn.“

11. Nun seht, das ist die ursprüngliche Geschichte! Und dieser Bauer wurde da von mehreren umliegenden Bewohnern, die dadurch gerettet wurden, als ein Engel der Straße benamst. Doch er wollte seiner Frömmigkeit halber diesen Namen nicht, sondern gab ihn dem rettenden Würgengel. Der Engel aber gab im Angesicht des Landmannes Mir diesen Namen.

12. Aus dieser Ursache pflanzten dann spätere Nachkommen in frommer Einfalt Mein Bildnis auf diesen abgebrochenen Baum, über welchem dann auch bald diese gegenwärtige Kirche erbaut wurde.

13. Jedoch was das fernere Geschichtliche dieses Ortes ist, das könnt ihr ohnedies in jeder Chronik dieses Landes finden, da es bloß nur Geschichtliches ohne weiteren moralischen Wert ist.

14. Seht also hin auf diesen Landmann, dessen Stock noch bis zur Stunde in dieser Kirche zu sehen ist. Und seid ebenfalls voll Liebe und Einfalt! Da werdet auch ihr überall und allezeit sicher an Mir euren großen Rettungsengel an der Straße finden. Amen. Ich, die ewige Liebe und Weisheit. Amen.

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