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Kapitel 401115A Himmelsgaben, Buch 1

Ein späterer Nachtrag zur Andritz-Quelle – 15. November 1840 [Kleinere Naturzeugnisse 1906]

1. Was nun dir als Meinem Knecht die dir allein sichtbare Jungfrau gesagt hat, als du sie in dir bei dem Steg gefragt hast, ob sie ferner etwas über die Quelle mitteilen wird, das diene auch hier als ein guter Eingang. Nämlich: „Es ist nur Einer, und nur dieser Eine kann allein sprechen. Und wenn dieser Eine spricht, da schweigt ehrfurchtsvoll die ganze Natur, denn sie versteht keines Wesens Wort, außer das Wort des Einzigen.“

2. Seht, das ist ein recht guter und passender Eingang, denn es kann nichts Lebloses eine Sprache führen und so auf irgendeine Weise Red’ und Antwort stehen, sondern Ich allein, der das Leben Selbst bin und somit lebendig durch und durch, kann lebendig machen, das Ich will und das Ich ansehe und kann geben dem Stein selbst Augen und Ohren, einen Mund und eine geläufige Zunge, zu sprechen die Sprache, die Mir wohlverständlich ist wie auch jenem, so Ich ihm will das Verständnis irgendeiner Sprache geben.

3. Da aber, wie schon einmal bemerkt wurde, es für den Lebendigen nichts Totes gibt, so kann es für Mich, als den Allerlebendigsten, auch nichts weniger als irgendetwas Totes, somit auch nichts Sprachunfähiges geben. Denn in Meinem Angesicht muss selbst die Asche eines verbrannten Körpers auferstehen und Mir antworten auf jede Meiner Fragen. Denn ist wohl in der ganzen Unendlichkeit irgendetwas, das nicht aus Mir wäre?

4. Ich aber bin, wie schon gesagt, von Ewigkeit her das Leben Selbst gewesen und werde es auch ewig sein. Wie könnte denn aus dem Leben etwas Totes hervorgehen? Ist auch eine Sache vor euren Augen leblos, so ist sie doch nicht leblos vor Meinen Augen! Seid ihr auch an und für sich tot geworden durch die Sünde, so seid ihr aber doch nicht tot geworden in Meinem Angesicht. Das erste ist wohl möglich, aber das zweite ist eine gänzliche Unmöglichkeit.

5. Damit aber dieses genau begriffen werden möchte als eine notwendige Voraussetzung zur folgenden Erörterung, so ist es notwendig, dass ihr eine nähere Aufklärung über den Tod und über das Leben selbst erlangt.

6. Alles, was von Mir hervorgegangen, ist lebendig hervorgegangen. Da aber Mein Leben in sich die Liebe und die Weisheit in der größten Ordnung selbst ist, so sollte auch alles in dieser Ordnung fortbestehen, in welcher Ordnung und aus welcher Ordnung es aus Mir zu gehen genötigt wurde. Denn das nicht war, konnte nicht selbstwillig hervorgehen, sondern musste von Mir erst erschaffen werden und dann als erschaffenes Wesen erst durch die Macht Meiner Ordnung heraustreten aus Mir nach Meinem Willen.

7. Wenn nun aber die Wesen herausgetreten sind, so mussten sie auch mit dem Vermögen ausgerüstet sein, sich frei nach Meiner Ordnung bewegen zu können – gleichwie das Kind alsbald eine freie Bewegung mit seinen Gliedmaßen annimmt, sobald es aus dem Mutterleib getreten ist.

8. Solange das Kind noch schwach und klein ist, wird es am Gängelband geführt. Ist es aber einmal stark geworden, dann lasst ihr es frei laufen. Und wenn es stärker und stärker geworden ist, so gebt ihr demselben durch die Erziehung, die sich durch allerlei sanktionierte Gesetze ausspricht, eine solche Richtung, die am meisten eurer Ordnung entspricht.

9. Ich setze aber den Fall, es ist ein Kind so arg, dass es sich nicht fügen will in eure Ordnung und ist beständig wider dieselbe – was werdet ihr wohl tun mit dem Kind? Ich sage, ihr werdet es züchtigen, und das je mehr in gleichem Maße es mehr und mehr eurer Ordnung widerspricht. Und wenn auf alle eure Züchtigungen das Kind in seiner Freiheit statt besser immer schlechter und am Ende sogar eurer Ordnung gefährlich wird, sagt, was werdet ihr mit dem Kind dann tun? Werdet ihr nicht selbst sagen: „Treibe ich das Kind vom Haus, so wird es mit der Zeit zurückkehren und wird mir zur Nachtzeit, in seiner Bosheit sich rächend, das Haus über dem Kopf anzünden. Und da könnte die ganze Geschichte und meine häusliche Ordnung am Ende ein übles Ende nehmen. Daher will ich das Kind nicht vom Haus treiben, sondern ich will ihm die Hände und Füße binden, es in einem verschlossenen Gemach bei sparsamer Kost wohl verwahren und geduldig abwarten die Zeit, ob es nicht doch einmal reuig in sich gehen und zu meiner Ordnung zurückkehren wird.“

10. Seht, was ihr da getan haben würdet mit euren Kindern, dasselbe habe Ich auch getan mit dem, was aus Mir hervorgegangen ist. Fragt euch aber selbst: Habt ihr das Kind deswegen getötet in eurem Angesicht, wenn ihr es gerechtermaßen nur beschränkt habt in der missbrauchten Freiheit? Und wie ihr das Kind nicht getötet habt oder haben würdet, da ihr doch an und für sich samt und sämtlich böse seid, um wie viel weniger werde Ich, die ewige, alleinige Güte Selbst, etwas töten, was aus Mir hervorgegangen ist?! Da Ich lebendig bin, kann nichts Totes aus Mir hervorgehen, und da Ich übergut und liebevoll bin, so kann auch nichts getötet werden.

11. Nun werdet ihr fragen, was ist denn hernach „tot“, und was ist „der Tod“? Ich sage aber darauf: Tot an und für sich ist beziehungsweise nur dasjenige, was wohlabsichtlich der Freiheit beraubt ist, sich wider Meine Ordnung in seiner bösen Ordnung frei bewegen zu können. Und der Tod selbst ist demnach nichts anderes als eine Beharrlichkeit in allem dem, was wider Meine Ordnung ist. Und die Folge solcher Beharrlichkeit ist dann das nötigende Gericht, durch welches einem ordnungslosen Wesen Hände und Füße gebunden werden und sonach ein Gemach für dasselbe bereitet wird, in welches das ordnungswidrige Geschöpf eingesperrt wird, bis es, durch Reue in sich gehend, zu Meiner Ordnung wieder freiwillig zurückkehrt.

12. Was aber hernach das Leben ist, das brauche Ich euch wohl nicht mehr zu sagen; denn so ihr wisst, was der Tod ist an und für sich, so gibt sich das Leben von selbst.

13. Nun, da ihr dieses jetzt vernommen habt und auch daraus ersehen könnt, warum nur Ich allein sprechen kann und Mich die ganze Natur versteht, so könnt ihr hernach auch wohl begreifen, was die Jungfrau unsichtbar an der Quelle zu Meinem Knecht gesprochen hat.

14. So ihr aber ein so eingesperrtes Kind hättet, dessen Ich früher erwähnt habe, so frage Ich euch, wer kann denn allezeit mit dem wohlverwahrten Kind reden? Und ihr werdet sagen: „Wir gestatten es niemandem als nur uns selbst, mit demselben zu reden, damit fürs Erste das böse Kind nicht noch mehr verdorben werde, als es schon ist, durch irgendein unzeitiges, Barmherzigkeit heuchelndes Maul und zweitens, damit durch den bösen Mund des Kindes auch nicht irgendein geordnetes Herz zur Unordnung verleitet würde.“

15. So aber ein ehrlicher Mann zu euch kommen wird und wird sagen: „Vater, lass mich sehen dein widerspenstiges Kind, ich habe ein gutes Wort in deinem Namen in meinem Herzen für dein Kind gefunden. Daher lass mich zu selbem, damit ich es sehen und sprechen kann.“ – Und da wird der Vater sagen zu dem Freund: „Lass mich zuvor hören das Wort, und ich will dich dann führen zu meinem Kind und dir eröffnen das finstere Gemach desselben.“ – Seht dieser Vater bin auch Ich: Wer da zu Mir kommt mit einem redlichen, liebevollen Herzen und kommt zu Mir in Meinem Namen, so werde Ich ihn auch alsobald erkennen, dass er um Meines Namens willen zu Mir gekommen ist, um diesen Meinen Namen zu verherrlichen in sich und dadurch in allen Meinen Geschöpfen. Seht, zu dem werde Ich dann auch sagen: „Komme zu Mir, und Ich will dich darob führen in alle Gemächer Meiner Gefangenen und dir zeigen ihre Kerker und offenbaren deinem Herzen ihre Bosheit, damit sie sich stoßen sollen an der Treue deines Mir ergebenen Herzens und sollen daraus ersehen, was da besser ist, ein Freund oder ein Feind Meiner Ordnung zu sein.“

16. Seht, durch dieses Gesagte will Ich euch nichts anderes als das sagen, dass demjenigen, dem es vollkommen Ernst ist in seiner Liebe, dem es Ernst ist mit der Verherrlichung Meines Namens, dass er Mich nicht nur in Worten, sondern ganz ernst und wahrhaft in seinem Herzen liebt, hernach auch alsobald aufgeschlossen werden alle Gemächer Meiner unendlichen Schöpfung nach und nach. Und es soll ihm auch nicht ein Punkt tot und fremd sein, und sollen ihm aufgetan werden die Gemächer der Luft, die Gemächer des Erdreiches. Und er soll mit dem einen Auge schauen die große Welt der Geister und mit dem anderen Auge zu gleicher Zeit die Welt der Körper, damit er da gewahren könne, wie eins fürs andere da ist.

17. Jedoch wohlgemerkt, nicht eher soll das jemandem zuteilwerden – und würde er darum bitten Tag und Nacht – bevor es ihm nicht ganz vollkommen Ernst mit seiner Liebe zu Mir geworden ist. Denn das Himmelreich leidet allezeit Gewalt, und nur diejenigen werden es besitzen, die es mit der eisernen Gewalt an sich reißen. Diese „eiserne Gewalt“ ist aber keine andere als die Gewalt der Liebe. Denn die Liebe vermag alles!

18. So jemand aber unter euch sagen möchte: „Ja, ich möchte wohl alles tun und möchte mich verleugnen bis auf den letzten Tropfen Blut, wenn ich nur einmal auch etwas sehen oder vernehmen möchte, damit ich doch wissen könnte, ob an allen dem wirklich auch etwas daran ist!“ – Allein Ich sage euch auf eine solche Äußerung: Fürs Erste, hast du denn wirklich noch nichts vernommen? Wer gab dir denn das Licht der Augen, wer das Gehör? Und wer alle die übrigen Sinne? Wer gab dir ein Herz, zu lieben, und einen Verstand, zu denken? So du dieses nicht von dir empfangen hast, da du es, dir ersichtlich, besitzt, wie kannst du sagen, dass du noch nichts gesehen und vernommen hast?

19. Oder bist du nicht vielmehr selbst in deinem ganzen Wesen ein lebendiges Wort aus Mir? So du aber ein Buch liest und lässt das erste Wort weg, welches das bedeutungsvollste Wort ist, um welches Wort sich alle Worte im ganzen Buch drehen, wie willst du das übrige Buch des Lebens verstehen, wenn du das erste Wort im selben leichtsinnig unbeachtet lässt? Seht, ihr selbst seid das erste Wort in dem Buch des Lebens! Wollt ihr dieses Buch lesen, und zwar verständlich lesen, so müsst ihr dieses erste Wort zuerst vollkommen aussprechen, das ihr selbst seid, und dann erst die übrigen Worte im großen Buch, welche alle zur Erläuterung des ersten Grundwortes im selben geschrieben stehen.

20. Wie lautet aber dieses Wort? Dieses Wort lautet: „Liebe!“

21. Ja die Liebe ist euer Leben! Wollt ihr euer Leben durchschauen, so durchschaut eure Liebe, denn es ist eines und dasselbe – euer Leben oder eure Liebe. Was eure Liebe erfasst hat, dasselbe wird auch euer Leben erfassen! Hat eure Liebe sich selbst ergriffen, so habt ihr dadurch euer Leben auch selbst zum Sklaven gemacht. Da aber euer Leben nichts als eure Liebe selbst ist, so hat sich eure Liebe dadurch selbst Fesseln an Händen und Füßen angelegt und hat sich verkrochen in das finstere Gemach ihres Eigendünkels!

22. Hat eure Liebe aber Mich erfasst, der Ich das freiste Leben Selbst bin, so hat sie auch dadurch die höchste Freiheit erfasst und hat sich auch frei gemacht durch die allergrößte Freiheit Meines ewigen, einzigen und alleinwahren Lebens und wird selbst frei, so wie auch das Leben frei ist, welches sie ergriffen hat.

23. Seht, diese Vorbetrachtung ist notwendig, um das Nachfolgende zu begreifen. Ihr seid letzthin hinaufgewandert zu einer Quelle, die ihr den „Ursprung der Andritz“ nennt. Nun fragt sich, was habt ihr da gesehen? Ihr habt gesehen ein recht reines Wasser ganz ruhig aus der Erde hervorkommen. Und habt ihr auch wirklich nicht bedeutende Löcher in dem Boden bemerkt, aus welchen das Wasser, dem Innern der Erde entquellend, zur Oberfläche herauftritt, so habt ihr euch aber doch wenigstens denken müssen, dass dasselbe durch den Sand und anderes zerbröckeltes Gestein ganz leise durchsickert. Ferner habt ihr da noch gesehen ein eigentümliches grünes Kräutlein unter dem Wasser recht häufig wachsen. Ihr habt noch gesehen Steine und Fische, wie allerlei andere, euch bekannte Gegenstände. Doch alles dieses wollen wir für diesmal unbeachtet lassen, weil ihr fürs Erste das naturmäßig Wesentliche dieser Quelle durch Meine Zulassung schon ohnedies von der Quelle selbst empfangen habt, und weil fürs Zweite ohnedies an seinem Platz vom Wasser noch, wie von anderen Naturgegenständen, ausführlich gesprochen wird.

24. Was aber das sonderheitlich Nützliche dieser Quelle ist, so gebe Ich euch das kund, dass, so diese Quelle zu einem anständigen Badeort verwandelt würde, sie beinahe die Eigenschaft hätte wie einst der euch namentlich bekannte Teich bei Jerusalem, und es würden daselbst viele bresthafte und gichtische Menschen geheilt werden. Es gibt zwar viele Quellen, aber nicht allen diesen Quellen ist beständig ein schützender Engelsgeist beigegeben. Dieser Quelle aber ist – wie ihr schon wisst – ein solcher Geist gegeben. Und daher wohnt ihr auch eine besondere heilende Kraft inne! Das ist nun das naturmäßig Nützliche dieser Quelle.

25. Das geistig Nützliche aber ist das, dass jeder auf gleiche Weise still aus sich hervortreten soll durch kleine Mündungen, so wird er das Leben in sich nicht trüben durch eine törichte Heftigkeit und wird das Licht der Gnade ihn erleuchten können bis in den innersten Grund und wird sein ganzes Leben sein voll lebendiger Hoffnungen, wie dieser Quellengrund ist bewachsen mit schönen, hellgrünen Kräutlein. Und so werden sich auch seine demütigen Erkenntnisse gleich den munteren Fischlein in dieser Quelle in dem hellen Wasser seines Lebens frei nach allen Richtungen bewegen. Und es wird das schwache Schilf nur in seiner Äußerlichkeit vorkommen, aber die Tiefe seines Lebens wird frei sein, allezeit die Strahlen der Gnade bis in den innersten Grund aufzunehmen.

26. Aber euch soll der ganze weitere Verfolg (der Quelle) zeigen, dass wenn der Mensch zu sehr seine Kräfte ums tägliche Brot anwendet, so wird dadurch auch das Wasser seines Lebens immer mehr und mehr getrübt. So werdet ihr auch bemerkt haben, dass dasselbe höchst reine Wasser bei weitem nicht mehr so rein ist, nachdem es im Verlaufe von einer kleinen halben Stunde mehrere Mühlen in Bewegung gesetzt hat. Ihr werdet zwar sagen: „Ist es denn nicht recht, wenn man seine Kräfte nützlich anwendet? Oder ist es nicht recht, dass an diesem Bach mehrere Mühlen erbaut sind?“ – Oh, dawider habe Ich gar nichts einzuwenden – bis auf einige wenige Mühlen, auf denen kein weißes, sondern schwarzes Mehl des Teufels erzeugt wird. Auch dass ihr deswegen eure Kräfte nicht zum zeitlichen Wohl verwenden solltet, das will Ich damit auch nicht sagen, sondern will nur sagen, dass ihr sie gerecht nach Meinem Willen anwenden solltet.

27. Denn gleich wie der Quelle ihre Nützlichkeit schon in sich selbst zugeteilt ist, so ist sie auch jedem Menschen zugeteilt, wenn er sie nur erkennen und danach handeln will. Aber seine ihm verliehenen Kräfte für überflüssiges Zeug und sogar für schlechtes Zeug anzuwenden, seht, das ist:

28. an dem Bächlein eures Lebens auch nicht gar zu viele Mühlen, am allerwenigsten Pulvermühlen

zu errichten; so wird dasselbe stets so klar bleiben, wie es war vom Ursprung aus. Und wann es sich dann vereinigen wird mit dem Strom des ewigen Lebens, so wird es daselbst klar und rein, wie der Strom selbst, sich mit demselben vereinen und zuströmen dem Gnadenmeer Meines eigenen, ewigen, allerklarsten Lebens. Amen. Das sage Ich, euer Vater, euch zu einer kleinen, wohlgeordneten Lehre! Amen!

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