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Kapitel 1 Bischof Martin

5. Aber es half Alles nichts; unser Mann verfiel in einen recht tiefen Schlaf, aus dem er diesseits nicht mehr erwachte.

6. Was hier mit einem Leichnam eines Bischofs alles für hochwichtige Zeremonien geschehen – das wisset ihr, und wir brauchen uns darum dabei nicht länger aufzuhalten; dafür wollen wir sogleich in der Geisterwelt uns umsehen und schauen, was unser Mann dort beginnen wird.

7. Sehet, da sind wir schon, und sehet, da liegt auch unser Mann auf seinem Lager; denn solange noch eine Wärme im Herzen ist, löst der Engel die Seele nicht vom Leibe; denn diese Wärme ist der Nervengeist, der zuvor von der Seele ganz aufgenommen werden muß, bis die volle Löse von Seite des Engels vorgenommen werden kann; denn Alles geht da den ordnungsmäßigen Gang.

8. Aber nun hat dieses Mannes Seele schon völlig den Nervengeist in sich aufgenommen, und der Engel löset sie soeben vom Leibe mit den Worten: „Epheta!“ d. h. „thue dich auf, du Seele; und du Staub aber sinke zurück in deine Verwesung, und zur Löse durch das Reich der Würmer, und des Moders durch sie. Amen!“

9. Nun sehet, schon erhebt sich unser Bischof ganz, wie er gelebt hatte, in seinem vollen Bischofsornate, und öffnet die Augen und schaut erstaunt um sich und sieht außer sich Niemanden, auch den Engel nicht, der ihn geweckt hat. Die Gegend ist nur in sehr mattem Lichte, gleich dem einer schon ziemlich späten Abenddämmerung, und der Boden gleich dürrem Alpenmoose.

10. Unser Mann erstaunt nicht wenig über diese sonderbare Beschauung, und spricht nun mit sich: „Was ist denn das? Wo bin ich denn? Lebe ich noch, oder bin ich gestorben? Denn ich war wohl sehr stark krank, und es kann sehr leicht möglich sein, daß ich mich nun schon unter den Abgeschiedenen befinde! Ja, ja, um Gotteswillen, es wird schon so sein. O heilige Maria, heiliger Joseph, heilige Anna, ihr meine drei mächtigsten Stützen, kommet, kommet und helfet mir in das Reich der Himmel.“

11. Er harret nun eine Zeitlang, sorglich um sich spähend, von welcher Seite die Drei kommen würden; aber sie kamen nicht.

12. Er wiederholt den Ruf kräftiger und harret; aber es kommt noch Niemand!

13. Noch kräftiger wird der Ruf zum dritten Male wiederholt, aber auch zum dritten Male vergeblich!

14. Darob wird unserem Manne überaus bange, und er fängt an, etwas zu verzweifeln, und spricht in seiner stets mehr verzweifelten Lage: „O, um Gotteswillen, HErr, steh mir bei! (Das ist aber nur sein angewöhntes Sprichwort.) Was ist denn das? Dreimal hab ich gerufen und umsonst!

15. Bin ich denn verdammt? – Das kann nicht sein, denn ich sehe kein Feuer und keine ’Gottstehunsbei!’

16. Hahahaaaaa (zitternd), es ist wahrhaft schrecklich! – So allein! o Gott, wenn jetzt so ein Gottstehunsbei herkäme, und ich – keinen Weihbronn – dreimal consecrirt – kein Crucifix, was werde ich thun?!

17. Und auf einen Bischof soll Gottstehunsbei eine ganz besondere Passion haben?! – Oh, oh, oh, ooooh (bebend vor Angst), das ist nun ja eine ganz verzweifelte Geschichte! Ich glaube gar, es stellt sich bei mir schon ’s Heulen und Zähneklappern ein?!

18. Ich werde dies mein Bischofsgewand ablegen, da wird ’Gottstehunsbei’ mich nicht erkennen! Aber dann hätte der Gottstehunsbei vielleicht noch mehr Gewalt über unser Einen? O weh, o weh, was ist der Tod doch für ein schrecklich Ding.

19. Ja, wenn ich nur recht ganz todt wäre, da hätte ich auch keine Furcht; aber eben dieses Lebendigsein nach dem Tode, das ist – das – o Gott steh uns bei!

20. Was etwa geschehen würde, so ich mich weiter begäbe? – Nein, nein, ich bleibe; denn was hier ist, das weiß ich nun aus der kurzen Erfahrung, was aber nur ein räthselhafter Tritt weiter, vor- oder rückwärts, für Folgen hätte, das wird Gott allein wissen! Daher will ich in Gottes Namen, und im Namen der seligsten Jungfrau Maria lieber auf den jüngsten Tag hier verharren, als nur um ein Haar breit vor- oder rückwärts mich bewegen.“

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