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Kapitel 20 Bischof Martin

Martin arbeitet gutwillig weiter mit Petro und dem Lotsenmeister. Dessen bedeutsame Lichtwinke über diese Arbeit – der Heilung der Seelenübel.

1. Der Bischof M. thut wie ihm gerathen ward, und spricht: „So, so, jetzt ist mir schon wieder leichter, wenn ich nur ein Bischen weiß, warum ich etwas thue, und wozu so ein leerscheinendes Thun am Ende doch noch gut ist!

2. So viel ich aus deinen Worten nun entziffern habe können, so stellen diese Fische meine Dummheiten vor; die großen stellen meine Kardinal- und diese kleinern die Unzahl meiner geringeren Thorheiten vor! Aber wie diese meine verschiedenartigsten Lumpereien zu großen und kleinen Fischen dieses Meeres geworden sind, das bringe ich nicht heraus.

3. Dieses Meer wird sicher von der Sündfluth herstammen, deren Gewässer auch die schwere Menge der menschlichen Todsünden in sich aufgenommen hat, worunter sich auch die meinigen anticipando befunden haben? auf diese Art kann ich mir die Sache wohl ein wenig versinnlichen; aber auf eine andere Art geht es durchaus nicht!

4. Warum sich die Sünden aber hier in diesem barsten Sündfluth-Wasser gerade als allerlei Fische reproduziren, das natürlich ist über den äußerst beschränkten Horizont meiner Erkenntnisse! Der Allmächtige aber, Der dieses alte Sündfluthgewässer in diesem ewigen endlosen Becken für die Geisterwelt aufbewahret hat, wird davon den Grund sicher klarst einsehen?!

5. Daher will ich nun nicht mehr weiter forschen, sondern blos fleißig fischen, auf daß mein Sündenantheil ehest möglich aus diesem Gewässer möchte gehoben werden!“

6. Nun rede Ich: „Recht, recht also, sei nur fleißig, Freund! Siehe, auf einen Hieb fällt kein Baum; aber mit der Geduld läßt sich am Ende alles überwinden. Es ist hier zwar nicht Noa’s Gewässer, und noch weniger sind die Fische, die wir hier herausheben, als deine Anticipationssünden in der Noaischen Sündfluth zu betrachten; aber eine Sündfluth ist dieß Gewässer wohl, aber nicht aus deinen anticipirten, sondern aus all deinen wirklich auf der Welt begangenen Sünden hervorgehend.

7. Daß sich aber deine Sünden in allerlei Fischgestalten ausnehmen, und in Gestalt anderer seeischen Ungeheuer großer und kleiner Art, hat darin seinen Grund, weil jede Sünde eine Untüchtigkeit der Seele hervorruft, und diese zertheilt in ihr die endlos vielen zerrissenen Vorbestände, die im Wasser den Anfang nehmen, und im Feuer der Liebe Gottes im Menschenherzen vollendet werden zu einem vollkommenen gottähnlichen Ebenmaße.

8. Es war aber physisch deine Seele wohl komplet in deinem Leibe zur Menschengestaltung dir gegeben auf der Welt in deinen Kinderjahren; da du aber nicht nach der Ordnung lebtest, sondern nach dem thierischen nur, aus der die Seele ursprünglich zusammengesetzt ist, so verlorst du denn auch sehr viel von und an deiner Seele, und siehe, dieses Verlorne müssen wir nun wieder aus den Fluthen deiner Sünden herausheben, und damit deine Seele einmal physisch ganz machen; ist dieß geschehen, dann erst werden wir können für deinen Geist, und für dessen Einung mit dir Sorge tragen; darum sei nun fleißig und geduldig, so wirst du es bald einsehen, was hier ein rechter Lotse zu thun hat.

9. Da diese Seethiere aber hier deine Thaten vorstellen, die pur Sünde waren, so vergehen sie auch, so sie heraus an’s Gotteslicht gehoben werden, und es kommt also zur Erscheinung, wie es geschrieben stehet:

10. Das Reich Gottes ist zu vergleichen einem Fischer, der viele Fische in sein Netz fing; da er aber das Netz aus der Fluth zog, da behielt er die guten, die schlechten aber ließ er wieder in’s Meer zurückwerfen zum Verderben!

11. Wir aber haben nun schon sehr viele deiner Thaten als Fische aller Art hervorgehoben, und siehe, sie haben keinen Bestand im Gotteslichte! Was ist das aber? weil du sie verzehrst ob deiner zerstörten Seele, auf daß sie zu ihrer Vollgestalt wieder gelange!

12. Wann aber wird es in deinem Gewässer wohl auch bleibende Thaten geben?! Suche, daß dein Herz voll werde und erwache in der Liebe! Solange du nicht Liebe zu Gott in dir verspüren wirst, wird es noch sehr viel leere Arbeit geben für deine Hände.

13. Dieß merke dir nun, und wisse, wo es am Ende hinaus muß, so wirst du in rechter Reue und Demuth und Geduld arbeiten, um zu einem wirklichen Ziele zu gelangen, und dadurch zum klaren Schauen, und zum eigenen wahren Gerichte, und aus dem zur Gnade; es sei!“

14. Der Martin denkt über diese Worte nach, und arbeitet dabei fort; nach einer Weile aber wendet er sich wieder an Mich, und spricht also: „Höre Du lieber Meister, der Du mein irdisch Leben zu durchblicken vermagst, wie der Goldschmied einen Diamanten, Du kommst mir zwar Deinem Charakter nach sehr liebereichst vor; aber in der gerechten Rüge bist Du schonungsloser, als die allernackteste Wahrheit selbst!

15. Es ist freilich nur zu wahr, daß all mein Thun und Lassen vor Gott dem Herrn schon darum ein Greuel sein muß, weil ich durch mein ganzes irdisches Leben mich nur in lauter Falschem beweget hatte, und zum Theile auch bewegen habe müssen, somit auch alle meine Handlungen unmöglich anders als schlecht sein konnten, was ich nun ganz klar einsehe! Aber das, und so Du selbst ein Engel wärest, mußt Du mir denn doch zugeben, daß der Mensch als durchaus nicht sein eigenes Werk, mit den seltensten Neigungen begabt, denn doch unmöglich an allen seinen Mängeln und Gebrechen die Schuld tragen kann, und man ihm sonach auch nicht absolut alles zur Last legen solle!

16. Hätte ich mich selbst erschaffen, und darauf selbst erzogen, da wohl wäre ich der eigentliche Grund von jeder von mir verübten Handlung, und müßte und könnte dafür zur vollsten Genugthuung verhalten und mit allem Rechte verurtheilt werden; aber so geradeweg jede meiner Thaten darum verdammen, und ihnen den Todsündenstempel aufzudrücken, weil ich sie beging, das kommt mir, wenn schon gerade eben nicht ungerecht, so aber doch etwas zu hart vor!

17. So der Sohn eines Räubers wieder ein Räuber wird, weil er nie etwas anderes gesehen, gehört und gelernt hatte als rauben und morden; frage: kann ihm allein streng genommen seine an sich freilich wohl allergreuelhafteste Handlungsweise zur Sünde gerechnet werden?

18. Oder kann der Tiger verdammt werden, weil er so grausam und blutdürstig ist? Wer gab der Viper und der Ringelnatter das tödtende Gift?

19. Was kann der Buschklepper des heißen Afrika dafür, daß er Menschen ißt, so er welche erjagen kann? Warum steigt kein Engel, auch kein anderer guter Geist aus den Himmeln, und belehret ihn eines Bessern? Oder solle Gott im Ernste einige Billionen Menschen lediglich für die Verdammniß erschaffen haben? was da sicher doch die endloseste Tyrannei wäre?!

20. Ich meine daher also: Jedem das Seinige, aber nicht auch das Fremde, an dem er unmöglich je die Schuld tragen kann.“

21. Rede wieder Ich (der HErr): „Freund, du thust mit deiner Gegenrede Mir groß Unrecht. Siehst du denn nicht, daß wir diese Arbeit eben darum nicht allein dich verrichten lassen, weil Ich in dir schon lange deine stoischen Rechtsgrundsätze kenne!

22. Siehe, was deiner vermeintlichen vernachlässigten Erziehung zur Last fällt, das hat nun der Bruder Petr, auf sich genommen, und was dem Schöpfer du zur Last legst, das habe Ich auf Meine Schulter genommen.

23. Glaubst du aber für deinen Theil wirklich ganz schuldlos zu sein? kannst du solches behaupten? Hast du nicht Gottes Gebote kennen gelernt, wie auch ganz bestimmt die irdischen Gesetze für bürgerliche Ordnung? Warst du nicht da und da, und wußtest, daß du eine Sünde vorhast?

24. Da dich das Gewissen mahnte, so ließest du aber dennoch nicht ab, sondern thatest wider dein lautes Gewissen Böses! frage, war daran auch die Erziehung, und der Schöpfer schuld?

25. So du hartherzig gegen Arme warst, da doch deine irdischen Eltern wahre Muster der Freigebigkeit waren, sage: war daran die Erziehung der Schuldträger?

26. So du über einen Aar herrschsüchtig geworden bist, während deine Eltern von ganzem Herzen demüthig waren, wie es verlangt das Wort Gottes; sage! war auch daran die Erziehung, oder gar der Schöpfer schuld?

27. Siehe, siehe, wie Unrecht du dem Schöpfer thust! Erkenne das, und sei demüthig! denn mit aller deiner Entschuldigung wirst du bei Gott ewig nicht auslangen, da alle Haare gewogen sind! Liebe Gott über alles und deine Brüder, so wirst du die rechte Gerechtigkeit finden, es sei!“

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