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Kapitel 48 Bischof Martin

Was Martin weiter schaut auf seiner Sonne. Grund der Größe-Verschiedenheit der Sonnenmenschen und der Welten.

1. Der B. Martin wendet sein Auge wieder der Sonne zu, und beschauet die großen Szenen und Wunderdinge auf deren leuchtendem Boden; nach längerer Weile seiner Betrachtung spricht er wieder: „Da sehet, da sehet! noch stets dieselbe Sonne und doch ganz andere Menschen; zwar auch sehr schön, aber ihre Schönheit ist doch wenigstens zu ertragen, denn sie haben Aehnlichkeit mit schon Gesehenen auf den andern Planeten und selbst mit den Bewohnern unserer Erde.

2. Ich sehe nun überhaupt mehrere Gürtel, die sich parallel um die Sonne ziehen und innerhalb jedes Gürtels ersehe ich andere Menschen, die einen groß, die einen wieder etwas kleiner, wieder andere ganz klein, und – o tausend, tausend! – da am Ende gibt es aber Menschen! o saperment, saperment! sind die aber groß! o je, o je! auf diesen könnten die andern ja gerade als Schmarotzermenschen anstatt gewisser Thierlein, ganz bequem auf dem Kopfe zwischen den Haaren herumsteigen.

3. O Herr, o Herr! vergebe mir meine etwas schmutzige Bemerkung! ich sehe es ein, sie gehört nicht hierher, an den Ort des Erhabensten; aber man kann sich bei der Betrachtung dieser ungeheuern Riesenmenschen ihrer nicht erwehren; ich habe zwar schon in einigen andern Planeten, wie im Jupiter, Saturn, Uran und Miron die Entdeckung bei mir selbst gemacht, daß deren Bewohner größer sind als die Menschen der Erde, die ich bewohnte, und manche um ein sehr bedeutendes; aber was da diese Riesen betrifft, so sind alle Bewohner der andern Planeten pure Schmarotzermensch’chen gegen sie!

4. Wenn so ein Riese auf der Erde sich befände, so möchte er ja noch um ein sehr Bedeutendes die höchsten Berge derselben überragen! Nein, nein! das ist wahrlich mehr als ungeheuer! Da, wohl da sage mir, Du mein allergeliebtester Herr Jesus, Du mein Gott und mein Herr, warum denn diese Menschen gar so entsetzlich groß sind? ich sollte Dich zwar nicht fragen um Vieles; aber da ich Dich bisher bei dieser jetzigen Betrachtung noch um nichts gefragt habe, so vergebe mir diese erste Frage und gebe mir gnädigst eine mich erleuchtende Antwort auf diese meine erste Frage in dieser Wundersache.“

5. Rede Ich: „So höre und vernehme es wohl! Sahst du nie auf der Erde, wie da die Kriegsleute verschiedenes Geschütz haben vom leichtesten bis zum schwersten Kaliber; so du nun in ein kleines Gewehr die Ladung vom schwersten Geschütze thätest, was würde dadurch dem kleinen Gewehre widerfahren? Siehe die starke Ladung würde es in kleinste Stücke zerreißen.

6. Was geschähe mit einem Planeten, so er erfüllt wäre mit der Kraft der Sonne? Siehe, so die Erde nur durch die Dauer von einer Minute in die mächtige Licht-Fluth der Sonne getaucht würde, so wäre sie also zerstört schon, wie ein Tropfen Wassers, so er fiele auf ein glühend Erz; also muß die Sonne darum aber auch ein sehr großer und für die Größe verhältnißmäßig starker Körper sein, um die in ihn gelegte Kraft in aller Fülle der Thätigkeit tragen und halten zu können!

7. Wenn du eine Federflaume auf ein Ei legtest, da wird das Ei nicht erdrückt werden – denn es hat Festigkeit in Uebergenüge zu tragen das Gewicht von einer Federflaume; aber so du auf das Ei ein Gewicht von 100 Pfund legen würdest, da wird das Ei unter dem zu mächtigen Drucke des zu schweren Gewichtes gänzlich erdrückt werden!

8. Könnte wohl ein Riese den Rock eines Kindes anziehen? sicher nicht! So er’s aber dennoch thäte, was würde da mit dem Rocke geschehen? Siehe, es würde der Rock in viele Stücke zerrissen werden!

9. Also hat in der ganzen Schöpfung jedes Ding sein Maß, das Kleine das seinige in seiner Art, in allen seinen Verhältnissen, und das Große in seiner Art auch in allen seinen Verhältnissen.

10. Wie du aber nun ersiehst, da es Welten gibt von verschiedenster Größe, zu tragen eine verhältnißmäßige Kraft, also gibt es auf den Welten aber auch in gleichem Maße verschieden große Geister, zu deren einstweiliger Tragung auch verschiedene große Leiber erforderlich sind!

11. Es wird aber nun die wahre eigentliche Größe des Geistes freilich nicht nach seinem Umfange, sondern lediglich nach seiner Liebe und Weisheit bemessen; aber siehe, das sind noch Urgeister, die da im freien Zustande ein ganzes Sonnengebiet in wirkender Fülle erfüllten; da sie aber auch an Meinem Reiche den seligen Antheil haben möchten, so müssen sie aber auch des Fleisches Weg wandeln; werden sie den Leib ablegen, dann werden sie ob ihrer großen Sanftmuth und Demuth eben auch nur unsern Umfang haben; aber wohl auch den frühern, so sie seiner benöthigen werden!

12. Nun weißt du alles, was du zu wissen brauchst in dieser Sphäre, und für diesen deinen Zustand. Schaue daher nun wieder weiter und rede was dir auffallen wird, auf daß wir bald zu der elften Thüre übergehen können, es sei!“

13. Martin schaut nun wieder in die Lichtgefilde der Sonne und entdeckt da bald übergroße Tempel und andere Wohngebäude, auch Straßen und Brücken von der allerkühnsten Art, bald wieder über-majestätisch hohe Berge, die sich in Hauptzügen um die ganze Sonne ziehen und diese in Gürtel abmarken, von denen jeder andere Bewohner und andere Lebensweisen hat, und andere Sitten und Gebräuche; also entdeckt er nun auch, wie zu beiden Seiten des Mittel- oder Hauptgürtels zwei Gürtel mit einander zumeist in allem die größte Aehnlichkeit haben.

14. Vor allem aber gefallen ihm denn doch noch immer die Menschen des Mittelgürtels am allerbesten, an deren übermäßige Schönheit er sich nun schon etwas mehr angewöhnet hatte; nur dürfen sie ihm noch nicht gar zu nahe gestellet werden, besonders die Weiber und Mädchen schon gar nicht, weil die zu schön und reizend sind; aber selbst der männliche Theil macht ihm starke Anfechtungen, weil auch dieser Theil so überaus schön und reizend gebaut ist, daß diese Erde noch nie ein Wesen weiblicher Art von solcher Ueppigkeit, Weiche, Rundung und Sanftmuth getragen hat!

15. Nach längerem Herumspähen ersieht er nun ein Gebäude in der Mitte des Hauptgürtels, das da an Pracht, Glanz und reichster Verzierung alles bisher Gesehene in einem so hohen Grade übertrifft, daß alles, was unser Martin bisher gesehen hatte, kaum als etwas angesehen werden kann; und um dieß Gebäude wandeln Menschen von einer so großen Schönheit, daß er ob solches Anblickes ganz wie ohnmächtig zusammenfällt und lange kein Wort herausbringen kann!

16. Nach einer geraumen Weile erst fängt er wieder wie ganz erschöpft mehr zu stöhnen als zu reden an, und spricht ziemlich unzusammenhängend: „Mein Gott und mein Herr! Ach, wer auf der Welt läßt sich so was in den Sinn kommen? Die Sonne ein leuchtender runder Körper, wer vermuthet das auf ihrem Boden!

17. Was bist du Erde nun gegen diese endloseste seligmachende Pracht! Was sind die reißendsten Thiere von Menschen der Erde, gegen diese unbeschreibbar schönsten Wesen, die da sind voll der himmlischesten Glorie, Schönheit und seligst freundlichster Anmuth, von der sich der beste Mensch aber auch nicht den leisesten Begriff machen kann?!

18. Auf der Erde sind die Menschen desto gefühlloser und oft desto teuflischer, in je prächtigeren Palästen sie wohnen, je zarter ihre Haut ist, und je mehr glänzendere Kleider sie über ihre Haut hängen können; hier ist gerade der umgekehrte Fall! ach, ach! so was ist ja unerhört, nie gesehen auf der Erde!

19. Hier wohnen die Weisesten in den unansehnlichsten Hütten auf den Bergen, wie ich es so eben entdecke, auf der Erde ist die Wohnung des weisest sein sollenden Oberhirten der Christenheit gerade die größte, reichste und glänzendste auf der Erde, und seine Kleider sind pur Seide, Gold und kostbarste Edelsteine; hier ist es gerade der umgekehrte Fall! ach, ach! und die Bewohner der Erde sollen Gotteskinder sein? Ja Kinder des Satans sind sie diesen Sonnenkindern gegenüber. Sie können auch nichts anderes sein gegenüber diesen reinsten Himmelskindern!

20. Diesen ist nie ein Evangelium gepredigt worden und doch sind sie ihrer Natur nach das reine Evangelium selbst, was sie auch offenbar sein müssen, da sich sonst diese allerhimmlischeste Ordnung in allem, was hier zum Vorscheine kommt, ewig nie denken ließe! Ja, ja, hier ersehe ich das reinste, wahrste und ewig vollkommenste unverfälschteste und richtigst gedeutete Wort Gottes lebendig.

21. Sehet an die Lilien auf dem Felde; sie arbeiten nicht und ernten nichts in ihre Scheunen, und Salomo in aller seiner Königspracht war nicht bekleidet wie eine der Geringsten aus ihnen. Da sehe ich zahllos viel solcher Lilien, sie haben keinen Pflug, kein Messer, keine Scheere, keinen Webstuhl und keine Stickrahmen, und wo auf der ganzen Erde lebt ein Königssohn, eine Königstochter, die sich einer der Allergeringsten dieser Himmelslilien nähern dürfte!?

22. O Menschen, Menschen, die ihr die Erde verfinsternd und verpestend bewohnet, was seid ihr und was bin ich gegen diese Sonnenvölker? Herr, Herr, o Herr! wir sind nichts als die allerbarsten Teufel, und die Welt ist die Hölle selbst in optima forma! Darum stehen die Sterne auch sicher so weit von der Erde ab, daß sie von ihr nicht verpestet werden möchten!

23. O Gott, Du bist heilig und endlos erhaben! Aber in Deinem Aerger mußt Du einmal ausgespuckt haben, und daraus muß die Erde entstanden sein und ihre Geschöpfe aus Deinem einstigen Fluche, den Du je einmal in die Unendlichkeit hinausgedonnert hast.

24. O Herr! Vergebe mir diese meine nunmalige Bemerkung, aber ich kann mich ihrer beim Anblick dieses Himmels nicht erwehren. Nun graut es mir vor der Erde und ihren Bewohnern wie vor einem giftigst stinkendsten Aase!

25. O Herr, sende mich in alle endlosesten Räume hinaus, aber nur zur Erde sende mich ewig nimmer; denn sie ist für mich eine Hölle aller Höllen, und ihre Bewohner sind unbekehrbare Teufel, die sich zum Hauptgeschäfte gemacht haben, die wenigen Engel unter ihnen bis zum letzten Blutstropfen zu verfolgen.

26. O Herr, o Herr! lasse doch einmal ein rechtes Gericht los über diesen alleinigen Schandfleck in Deiner ganzen unendlichen Schöpfung. Je mehr ich diese Herrlichkeiten betrachte, desto mehr drängt sich mir der Gedanke auf, daß die ganze Erde samt ihren eigentlichen Bewohnern auch eigentlich gar nicht Dein Werk, sondern ein Werk des Satans, des Obersten aller Teufel, ist, rund heraus gesagt, ohne Scheu und ohne Blatt vor dem Munde. Da ist nur Laster, Tod und Verderben! und davon bist Du, o Herr, ewig der Schöpfer nicht.

27. Ach, ach, wie herrlich, wie endlos herrlich ist es hier, wo Deines Wortes ewige Ordnung herrscht; und wie elend und qualvoll dagegen auf der Erde, die da ist ein Fluch aus Dir, weil sie in Allem Deiner Ordnung gleichfort widerstrebet. O Herr, richte sie! o Herr, verderbe und vernichte sie auf ewig; denn sie ist nimmer Deiner Gnade werth!“

28. Rede Ich: „Sei nur ruhig, nun siehst du das Rechte noch nicht, obschon du recht geredet hast; gehe nun aber mit Mir zur elften Thüre, alldort wirst du so manche Verhältnisse klarer erschauen, und anders urtheilen; darum folge Mir, es sei!“

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