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Kapitel 73 Die Erde

8. Was nützen einem Menschen alle Kenntnisse und Wissenschaften, wenn er sie nicht anwendet?

9. Oder was nützt es, im kalten Winter bloß zu glauben, dass ein brennendes Holz im Ofen das Zimmer erwärmen kann? Wird das Zimmer durch den Glauben warm? Ich glaube es nicht.

10. Kurz und gut, der allerfesteste Glaube ohne Werke ist gleich einem törichten Menschen, der sich im kalten Zimmer bloß mit einem warmen Gedanken zudecken will, um sich zu erwärmen. Freilich ist das wohl die wohlfeilste Decke; aber ob diese Decke jemanden erwärmen wird, darüber mögen diejenigen Armen urteilen, die in strengen Wintern nicht selten starr erfroren in ihren Zimmern gefunden worden sind – und meistens aus dem Grunde, weil sie keine andere Decke hatten als eine barste Gedankendecke.

11. So wie diese Gedankendecke ohne eine wirkliche Decke nichts nützt, also nützt auch der Glaube ohne die Werke nichts. Der Glaube ist nur das Aufnahmeorgan einer Lehre, die zu einer gewissen Tätigkeit anleitet. Wer diese Anleitung in seinen Glauben bloß aufnimmt, aber nicht danach tut, frage: Wozu dient ihm dann diese Anleitung? Ich sage: Zu nichts anderem als zu einem naseweisen Kritisieren, gleichwie alle Regeln der Tonkunst einem nichts nützen und man nicht imstande ist, auch nur das Leichteste und Einfachste zu leisten! Aber ein solcher bloßer Regelinhaber ist dann naseweis und bekrittelt jeden Künstler, als könnte er wirklich selbst das Ausgezeichnetste leisten. Ich aber sage: Da ist ein Bettelmusiker noch immer mehr wert als ein solcher Kritiker, der selbst nichts kann, aber über alles urteilen will.

12. Also ist Mir auch eine solche Kirche lieber, wo doch noch etwas geschieht, als wie eine, wo nichts geschieht; denn es ist besser, jemandem ein Stück Brot zu geben, als tausend Pläne für Armenversorgung zu machen und dem Armen aber dennoch nichts zu geben, wenn er zu einem solchen Planmacher kommt. Plan ist schon recht; aber das Geben muss auch dabei sein, sonst ist der Glaube wieder ohne Werke, bei dem die arme Menschheit nach Hunderten verhungert.

13. Wer aber recht leben will, der kann es in jeder Kirche; denn eine Hauptregel ist: Prüft alles, und das Gute davon behaltet.

14. Wenn ihr ein Kind gebadet habt, so schüttet bloß das Badewasser hinweg; aber das Kind behaltet, und das Kind ist die Liebe!

15. Ich sage zu niemandem: Werde ein Katholik oder werde ein Protestant oder werde ein Grieche, sondern: was einer ist, das bleibe er, wenn er will. Sei er aber was er wolle, so sei er ein werktätiger Christ, und das im Geiste und in der Wahrheit; denn jeder kann, wenn er es will, das reine Wort Gottes haben.

16. Ich bin nicht wie ein Patriarch und bin nicht wie ein Papst und bin nicht wie ein Generalsuperintendent und nicht wie ein Bischof, sondern Ich bin wie ein überaus guter und gerechtester Vater allen Meinen Kindern und habe nur Freude daran, wenn sie tätig sind und wetteifern in der Liebe, aber nicht daran, dass sie einander Narren schelten und ein jeder aus ihnen der Weiseste und Unfehlbarste sein will mit lauter Räsonieren, aber dabei nichts tun.

17. Mein Reich ist ein Reich der höchsten Tatkraft, aber kein Reich eines müßigen, naseweisen Faulenzertums; denn Ich sagte zu den Aposteln nicht: „Bleibt daheim und denkt und brütet und grübelt über Meine Lehre nach!“, sondern: „Geht hinaus in alle Welt!“

18. Dasselbe sage Ich auch zu allen Seligen. Da heißt es tätig sein; denn immer ist die Ernte größer als die Zahl der Arbeiter. Darum ist es auch besser, in irgendeiner Ordnung tätig zu sein, als bloß allein des reinsten Glaubens, und tätig sein nach Meiner Lehre ist dann ganz unendlich besser, als die ganze Bibel auswendig zu wissen und zu glauben.

19. Der bloße Glaubensmensch ist dem gleich, der sein Talent vergrub; wenn aber jemand aus der Schrift nur wenig weiß, aber danach tut, der ist dem gleich, der über das wenige eine treue Haushaltung führte und dann über vieles gesetzt wird.

20. Aus dem bisher Gesagten wird sicher jeder, der guten Willens ist, leicht herausfinden können, was er zu tun hat, um ein rechter Mensch zu werden. Was er für seine Tatkraft zu wählen und zu meiden hat, das alles findet er hier sonnenklar dargestellt. Es ist demnach in dieser Hinsicht alles erschöpft.

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