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Kapitel 26 Großes Evangelium Johannes, Buch 1

Bei Sichar am Jakobsbrunnen

26. - Der Herr und das Weib am Jakobsbrunnen. Des Herrn Worte vom lebendigen Wasser

Ev.Joh.4,7. Da kommt ein Weib aus Samaria (eigentlich aus der Stadt Sichar; sie war nur aus der Hauptstadt dieses Landes Samaria gebürtig), aus dem Brunnen Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: „Weib! Gib Mir zu trinken!“

Ev.Joh.4,8. Denn Seine Jünger waren in die Stadt gegangen, daß sie Speise kauften.

1. Als Ich noch immer vergeblich auf ein Gefäß aus dem Dörfchen harre, da kommt wie gerufen eine Samariterin aus Sichar mit einem Kruge, sich für den heißen Tag aus dem Jakobsbrunnen, dessen Wasser sehr frisch war, einen köstlichen Labetrunk zu holen. Als sie, auf Mich anfangs gar nicht achtend, ihren Krug voll Wassers aus dem Brunnen an einer Schnur gezogen hatte, da erst rede Ich sie an und sage: „Weib! Mich dürstet es sehr, gib Mir zu trinken aus deinem Kruge!“

Ev.Joh.4,9. Spricht nun das samaritische Weib zu Jesus: „Wie verlangst du von mir Wasser zu trinken, so du doch augensichtlich ein Jude bist – und ich ein samaritisches Weib? Denn die (stolzen) Juden haben keine Gemeinschaft mit uns (armen) Samaritern!“

2. Das Weib macht große Augen, da es an Mir einen Juden erschaut, und sagt nach einer Weile: „Du bist doch auch einer von denen, die mir zur Stadt hinein begegneten und fragten, wo man darinnen Speise zu kaufen bekäme? Das waren stolze Juden; du bist sicher auch ein Jude, wie dich deine Tracht verrät, und ich bin ein samaritisches Weib! Wie verlangst du von mir, daß ich dir Wasser zu trinken gebe?! Gelt, ihr stolzen Juden, in der Not wäre ein armes samaritisches Weib euch auch gut genug, aber sonst habt ihr keine Augen und Ohren mehr für uns! Ja, so ich es vermöchte, mit diesem Kruge Wassers ganz Judäa zu ersäufen, so gäbe ich dir mit großem Vergnügen aus diesem Kruge das verlangte Wasser zu trinken; sonst aber möchte ich dich lieber sterben sehen vor Durst, als dir darreichen auch nur einen Tropfen Wassers aus diesem Kruge!“

Ev.Joh.4,10. Jesus antwortete und sprach zu ihr: „Wenn du erkenntest die Gabe Gottes, und Wer Der ist, Der zu dir sagt: ‚Gib Mir zu trinken!‘, – du würdest Ihn bitten, und Er gäbe dir lebendiges Wasser zu trinken!“

3. Sage Ich: „Weil du blind bist in deiner Erkenntnis, darum redest du also; wärest du offensehender Erkenntnis und erkenntest die Gabe Gottes und Den, der zu dir spricht und gesagt hat: ,Weib, gib Mir zu trinken!‘, da würdest du niederfallen vor Ihm und Ihn bitten um ein rechtes Wasser, und Er gäbe dir zu trinken lebendiges Wasser! Ich sage es dir, wer Mir aber glaubt, das Ich zu ihm sage, aus dessen Leibe werden Ströme des gleichen lebendigen Wassers fließen, wie solches geschrieben steht im Jesajas 44,3 und im Joel 3,1.“

Ev.Joh.4,11. Spricht das Weib: „Herr! Hast du doch nichts, womit du schöpfest, und der Brunnen ist tief! Woher sonst nähmest Du ein lebendiges Wasser?“

4. Spricht das Weib: „Du scheinst in der Schrift wohl bewandert zu sein! Aber, wie ich es erkenne aus deiner Bitte um einen Trunk Wassers aus meinem Kruge, und wie du ganz sicher kein Gefäß hast, mit dem du dir ein Wasser aus diesem Brunnen schöpfen könntest, und mit der Hand das Wasser nicht erreichen kannst, da der Brunnen tief ist und niemand mit der Hand bis zum Wasser langen kann, so möchte ich wohl deine Kunst wissen, mit der du von irgendwoher es dir verschaffen könntest!? (Oder willst du etwa gar verdeckt mir zu verstehen geben, daß es dich gelüste, eine Sache mit mir zu haben? Jung wohl bin ich noch genug und reizend auch, denn ich zähle noch nicht dreißig Jahre! Solch ein Begehren aber würde von der Seite eines Juden an eine allerverachtetste Samariterin doch ein zu großes Wunder sein, indem euch die Tiere lieber sind als wir samaritische Menschen! Wahrlich, zu dem würdest du mich wohl nie bereden!)“

Ev.Joh.4,12. „Bist du denn mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen köstlichen Brunnen gegeben hat, aus dem er, seine Kinder und sein Vieh getrunken haben?“

5. „Wer und was bist du denn, daß du also mit mir zu reden dir getraust? – Bist du etwa gar mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat, aus dem er, seine Kinder und sein Vieh getrunken haben?! Was machst du aus dir? – Sieh, ich bin ein armes Weib; denn wäre ich reich, so käme ich in dieser Hitze nicht selbst, mir einen Labetrunk zu holen. Möchtest du als Jude mich wohl noch elender machen, als ich es ohnehin schon bin?! Siehe an meine Kleider, die kaum hinreichen, meine Scham zu bedecken, und dir wird es doch klar sein, daß ich sehr arm bin! Wie magst du von mir verlangen, daß ich als ein armes, elendes Weib dich sogar noch bitten solle, um dir, einem stolzen Juden, in der Lust dienen zu dürfen?! Pfui, wenn dahin dein Sinn gerichtet wäre! Aber du siehst mir dennoch nicht darnach aus; darum will ich das auch nicht im vollsten Ernste zu dir gesagt haben! Aber da du schon mit mir zu reden begannst, so erkläre dich deutlich, was du mit deinem lebendigen Wasser meinst!“

Ev.Joh.4,13. Jesus antwortete und sprach zu ihr: „Wer immer dieses Brunnens Wasser trinkt, den dürstet es mit der Zeit wieder.“

6. Sage Ich: „Ich sagte dir es ja, daß du in deiner Erkenntnis blind bist, und so ist es denn auch wohl begreiflich, daß du Mich nicht verstehen kannst und magst. Sieh, Ich sagte dir auch: Wer Meinem Worte glaubt, aus dessen Lenden werden Ströme des lebendigen Wassers fließen! Siehe, Ich bin schon dreißig Jahre in dieser Welt und habe noch nie ein Weib berührt; wie sollte Ich nun auf einmal dich begehren wollen?! O du blinde Törin! Und so Ich mit dir eine Sache machen würde, so würdest du doch sicher wieder durstig werden und trinken müssen, um dir zu löschen den Durst; so Ich dir aber ein lebendiges Wasser anbot, so ist es ja klar, daß Ich dir damit den Durst des Lebens für ewig stillen wollte! Denn sieh, Mein Wort, Meine Lehre ist solch ein Wasser!“

Ev.Joh.4,14. „Wer aber das Wasser trinken wird, das Ich ihm gebe, den wird es ewig nimmer dürsten; denn das Wasser, das Ich ihm geben werde, wird in ihm ein Wasserbrunnen werden, dessen Wasser ins ewige Leben hinüberquellen wird!“

7. „Denn wer das natürliche Wasser dieses, wie auch eines andern Brunnens trinkt, den dürstet es in kurzer Zeit wieder. Wer aber das geistige Wasser (Meine Lehre) trinkt (gläubig in sein Herz aufnimmt), das nur Ich allein geben kann, den dürstet es ewig nimmer wieder; denn das Wasser, das Ich jemandem gebe, wird in ihm zu einem Wasserbrunnen, dessen Wasser ins ewige Leben hinüberquillt.

8. Sieh, du hältst Mich für einen stolzen, hochmütigen Juden, und sieh, Ich bin von ganzer Seele sanftmütig und durch und durch voll der tiefsten Demut. Mein lebendig Wasser aber ist eben diese Demut selbst; wer demnach nicht also demütig wird, wie Ich Selbst es bin, wird am Reiche Gottes, das nun zur Erde herabgekommen ist, keinen Teil haben.

9. Zugleich aber ist das dir angebotene Lebenswasser auch die einzig wahre Erkenntnis Gottes und des ewigen Lebens aus Gott, quillt also aus Gott, dem Leben alles Lebens, in den Menschen als das ewige Leben, wird da zu einem unversiegbar ewig bleibenden Leben, das da in das Leben Gottes zurückquillt und in Gott ein und dasselbe freitätigste Leben bewirkt. Siehe, ein solches Wasser biete Ich dir; wie magst du Mich gar so falsch verstehen?!“

Ev.Joh.4,15. Spricht das Weib zu Ihm: „Herr! So gib mir solch ein Wasser, auf daß mich nimmer dürste und ich nicht mehr nötig hätte, hierher Wasser schöpfen zu kommen (was mir beschwerlich ist)!“

10. Spricht das Weib: „So gib mir denn ein solches Wasser, auf daß es mich nimmer dürsten solle und ich nicht mehr nötig hätte, hierher zu kommen den beschwerlichen Weg, um mir ein Wasser aus diesem Brunnen zu schöpfen! Denn sieh, ich wohne am andern Ende der Stadt und habe sonach einen recht weiten Weg bis hierher!“

Ev.Joh.4,16. Jesus spricht zu ihr: „Gehe hin und rufe deinen Mann und komme (mit ihm) her!“

11. Sage Ich: „O Weib, du bist überaus dumm, mit dir ist nichts zu reden, da du von geistigen Dingen keine Ahnung hast! – Gehe aber hin in die Stadt und rufe deinen Mann und komme mit ihm wieder hierher; mit ihm will Ich reden, der wird Mich sicher besser verstehen als du! Oder ist dein Mann auch also beschaffen wie du, daß er sich auch stillen möchte mit dem geistigen Wasser der Demut seines Leibes natürlichen Durst?“

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