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Kapitel 3 Großes Evangelium Johannes, Buch 10

3. — Der geheilte römische Richter bekehrt seine Freunde

1. Es kam aber darauf ein Diener des Markus zu uns hin, und zwar mit einem Auftrag an den Römer von seiten mehrerer seiner Badefreunde, die sich nach ihm angelegentlich in der großen Bade- und Heilanstalt zu erkundigen angefangen hatten, da er ihnen als nach ihrer Meinung noch Ungeheilter zu lange außerhalb der Badeanstalt geblieben war.

2. Hierauf fragte Mich der Römer, was er nun tun solle; denn er wollte Mich in der Anstalt bei den andern Gästen nicht ruchbar machen.

3. Ich aber sagte zu ihm: „Was da betrifft deine Freunde und Bekannten, so kannst du mit ihnen wohl im Vertrauen schon von Mir reden und wie du dem Leibe nach gesund geworden bist.

4. So sie glauben werden, soll es mit ihnen auch besser werden; so sie aber nicht völlig glauben werden, da wird es mit ihnen auch nicht besser werden. So sie aber werden Mich Selbst zu sehen und zu sprechen verlangen, da mache ihnen eine rechte Gegenvorstellung, bei der dich des Markus Diener wohl unterstützen wird. Verlangen sie aber trotz all dem noch nach Mir, so lasset sie herauskommen; doch vor den Juden, Pharisäern und andern Priestern rede nichts von Mir!

5. Und so kannst du nun mit dem Diener dich schon in die Anstalt begeben, auf daß den Gästen deine längere Abwesenheit nicht zu auffällig werde.“

6. Auf diese Meine Worte erhob sich der Römer und ging, vom Diener begleitet, in die Anstalt.

7. Als er dort angekommen war, da ersahen ihn alsbald seine Freunde und Bekannten, eilten zu ihm hin und bestürmten ihn mit tausend Fragen.

8. Er (der geheilte Römer) aber sagte: „So lasset mir doch Zeit, und betrachtet mich zuvor ein wenig aufmerksamer, und saget mir dann, wie ihr mich findet!“

9. Hierauf besahen ihn alle möglichst aufmerksam, und ein Römer, auch aus Tyrus, sagte: „Aber beim Zeus, du scheinst ja ganz kerngesund zu sein! Wie bist du denn draußen so völlig gesund geworden, während dein gestriger Gesundheitszustand doch keineswegs irgendeine so baldige und vollkommene Heilung erwarten ließ?

10. Hast du im Hause des Markus etwa irgendeinen besseren Arzt gefunden, als da in der Anstalt die drei Ärzte sind, oder noch irgendeine etwa geheim gehaltene neue Heilquelle? Erzähle uns das umständlich, auf daß auch wir hinausgehen und unser Heil finden mögen gleich dir!“

11. Hierauf erzählte ihnen der Römer alles, was er gehört, gesehen und erfahren hatte.

12. Als aber seine Freunde solches alles vernommen hatten, da zuckten sie mit den Achseln. Und der eine sagte: „Freund, das sind Dinge, die sich beinahe noch schwerer glauben lassen als die Sachen unseres fabelhaften Göttertums!

13. Ich habe von dem sonderbaren Wirken und Handeln deines neuen Gottes, der aber doch uns allen gleich ein aus einem Weibe geborener Mensch mit Fleisch und Blut ist und ebensogut wie wir alle sterben wird, auch schon gar manches aus treuer Zeugen Munde vernommen; aber ich konnte mich nicht erwehren, meine alte Überzeugung, die ich aus den Büchern über all die vielen großen und berühmten Menschen gewonnen habe, auch an diesem deinem Gottmenschen von neuem wieder bestätigt zu finden.

14. Die Vergöttlichung der großen und in einem oder dem andern Fache berühmten Menschen ist schon eine so uralte Sache, daß man ihren Ursprung gar nicht mehr bestimmen kann, und es ist unter uns das schon seit alters her sprichwörtlich geworden, daß ohne einen göttlichen Anhauch kein großberühmter Mann besteht. Und so ist es nun sicher auch mit deinem neuen Gott, der ein Galiläer sein soll, der ganz gleiche Fall.

15. Er ist ein Mensch von entschieden seltenen Talenten und Befähigungen, die er in irgendeiner altberühmten Schule ausgebildet hat, und leistet nun Fabelhaftes und für uns Laien offen Wunderbares, wofür ihm auch alle Ehre gebührt; doch daß er darum vor uns Menschen gleich den uralten Weisen sich auch als ein Gott darstellt, das ist eine eitle Sache, die den recht natürlich vernünftig gebildeten Menschen nie völlig gefallen wird. Ich möchte mich von ihm recht gerne heilen lassen und ihn darum auch nach seinem Verlangen belohnen; aber daß ich ihn für die Heilung gleich als den einen, allein wahren Gott annehmen und verehren soll, das, Freund, geht mir nicht ein, trotz seiner im Ernste reinsten Lehre.

16. Wer das, was du von ihm hier uns erzählt hast, als eine ausgemachte Wahrheit glauben kann, gut, der glaube es und lebe und sterbe in solch seinem Glauben so glücklich als möglich; ich für mich aber werde solch ein Glück schwerlich je mit ihm teilen!“

17. Sagte der römische Richter: „Ihr seid doch alle gleich mir geweckte Männer von vieler Erfahrung und könntet darum für die Wahrheit aller Wahrheiten schon empfänglicher sein, als ihr eben seid!

18. Überall glauben die Menschen an ein oder auch mehrere Gottwesen; aber kein Mensch kann der vollsten Wahrheit nach sagen und behaupten, daß er ein solches Gottwesen je wirkend unter den Menschen gesehen und darüber eine untrügliche Selbsterfahrung sich verschafft habe, wie ich sie mir hier verschafft habe.

19. So ihr aber das nun mir nicht glauben möget, daß ein Mensch, dem alle Kräfte und Elemente gehorchen, und dem Genien aus den Himmeln wunderbar zu Diensten stehen, ein Gott ist und unfehlbar sein muß, dann begreife ich es nun erst recht, wie schwer bei den Menschen dieser Erde Seine rein göttliche Lehre Eingang finden wird.

20. Habt ihr denn schon je einen noch wahreren Gott gesehen, um nun beurteilen zu können, ob Der, von dem ich euch alles haarklein erzählt habe, was Er Selbst spricht und tut, ein wahrer Gott ist oder nicht? Kurz und gut, ihr könnet nun glauben, was ihr wollt, – ich aber werde bei meinem Glauben verbleiben mein Leben lang und werde dafür das ewige Leben meiner Seele sicher um so wahrer überkommen, da ich es nun in mir lebendigst fühle und es in der Folge noch heller in mir fühlen werde.

21. Wer soll und kann denn eher ein wahrer Gott sein: ein erdichteter, wie wir deren leider eine Unzahl haben, die alle tot sind, und von deren keinem noch je eine wunderbare Wirkung an uns Menschen übergegangen ist, oder ein lebendigster Mensch, vor dessen allmächtigstem Wort und Willen sich alle Kräfte der Himmel und dieser Erde allergehorsamst beugen?

22. Ich meine da, daß solch ein Mensch der Gott ist, von dem alle die jüdischen und uns nicht unbekannten Weisen geweissagt haben, daß Er in dieser Zeit als der Herr im Fleische und Blute zu den Menschen dieser Erde kommen werde und ihnen das wiedergeben werde, was sie durch ihre Trägheit, Weltliebe und Herrschsucht verloren haben.

23. Und dieser Gottmensch ist nun da und lehrt und wirkt den alten Verheißungen völlig gemäß. Wie sollte ich etwa euch zuliebe das zu meinem größten Lebensheile nicht glauben, was ihr aus sehr seichten Gründen nicht glauben könnet? Ich bedaure wahrlich einen jeden, dem nun seine Glaubensaugen nicht zu öffnen sind.“

24. Auf diese Worte des Richters wußten die andern nicht, was sie ihm dagegen einwenden sollten; denn er war von Mir im Herzen erleuchtet und stellte ihnen stets die triftigsten Gegenbeweise dar.

25. Aber erst am dritten Tage gelang es ihm, sie gläubig zu machen, worauf er sie denn auch nachmittags zu Mir herausbrachte und Ich sie auch geheilt habe. Sie wurden darauf voll Glauben und lobten die Mühe des Richters, daß er auch sie zum größten Lebensheile gebracht hatte. Sie verblieben samt dem Richter noch den ganzen vierten Tag bei Mir und ließen sich in allem unterweisen, wobei unser Raphael wieder recht viel zu tun hatte.

26. Am fünften Tage morgens nach dem Morgenmahle reisten sie voll Dank und voll Glauben nach Tyrus und einige nach Sidon ganz gesunden Leibes zu den Ihrigen zurück.

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