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Kapitel 58 Großes Evangelium Johannes, Buch 2

58. — Der Verkehr der Erdenmenschen mit dem himmlischen Vater

1. Als Cyrenius solches vernimmt, da sagt er von einer übergroßen Ehrfurcht ergriffen: „Freunde und Diener des Herrn, jetzt weiß ich erst, wer der Herr ist, und wer ich bin! Ich bin total nichts, und Er ist endlos alles! Nur begreife ich unsere menschliche Keckheit nicht, die da mit Ihm so mir und dir nichts reden kann, als hätte sie ihresgleichen vor sich!“

2. Sagen die beiden Engel: „Er Selbst will es also; denn die Kinder haben von Ewigkeit her das Recht, mit dem Vater zu reden nach ihrer Herzenslust! Frage daher nicht um alberne Dinge und Verhältnisse; denn an dir liegt es nicht, daß du ein Mensch bist, sondern an Dem allein, der dich also, wie du bist, erschaffen hat aus Sich Selbst heraus und hat Sich dabei an niemandes Rat gebunden denn an Seinen höchst eigenen. Wie aber hätte Er auch jemand anders fragen können als nur Sich Selbst allein, da vor Ihm in der ganzen Unendlichkeit kein Wesen da war?!

3. Wenn du demnach mit Ihm sprichst wie mit deinesgleichen, so tust du ganz wohl daran; denn Gott hat niemanden außer Sich, mit dem Er reden könnte. Aber Seine Geschöpfe, die aus Ihm sind, sind also frei gestellt, daß sie nun mit Gott und Gott mit ihnen wie ein Mensch mit dem andern reden können, und es ist sonach ganz in der Ordnung, daß du mit Ihm sprichst wie mit deinesgleichen; denn das Geschöpf ist seines Schöpfers wert und der Schöpfer Seines Geschöpfes.

4. Jedes Geschöpf ist ja ein Zeuge von der Allmacht, Weisheit und Liebe Gottes, und es ist ohne Seine Macht kein noch so mächtiger Geist fähig, aus sich selbst etwas zu erschaffen, sondern das kann nur Gott allein! Da aber jedes Geschöpf ein Zeuge ist der göttlichen Allmacht, Weisheit und Liebe, wie sollte es dann nicht seines Schöpfers wert sein? – Verstehst du dieses?“

5. Sagt Cyrenius: „O ihr überweisen Diener des allmächtigen Gottes, wie höchst klar und verständig ist doch eure überaus weise Lehre! Ja, also ist es! Der Mensch hat sich wahrlich nicht zu schämen dessen, was er ist; denn er ist ja das wahrste Meisterwerk des Schöpfers, so er lebt nach dem frei erkannten Willen Gottes. Aber wenn ein Mensch dem Willen Gottes zuwiderhandelt, so meine ich, verpfuscht er sich selbst und kann dem nicht mehr entsprechen, was er uranfänglich war und ewig sein und bleiben soll.

6. Und so denn muß die Sünde eine Handlung wider die ursprüngliche Ordnung Gottes sein, durch welche Handlung sich der Mensch als im sich ausbildenden Teile selbst Schöpfer seiner Gott ähnlich werden sollenden Natur verpfuscht und dadurch sich selbst unwürdig macht, ein Geschöpf des ewigen, allmächtigen Meisters zu sein!“

7. Sagen die Engel: „Da hast du ganz recht! Insoweit bleibt wohl ein jeder Mensch ein Gottes würdiges Meisterwerk, als er seiner Form, Tauglichkeit, Fähigkeit und lebendigen Freiheit nach gewisserart eine pure Maschine ist, in der sich der Geist frei und lebendig äußern kann.

8. Aber was die ihm selbst notwendig anheimgestellte moralische Ausbildung seines Herzens und seiner Seele betrifft, so kann er sich selbst zu einem Scheusale der Hölle herabwürdigen und begeht eben dadurch die größte Sünde, weil er in sich selbst durch sich selbst das höchste Meisterwerk Gottes zu einem erbärmlichen, Gottes unwürdigsten Pfuschwerke umgestaltet, worauf es dann Gott Selbst eine große Mühe kostet und eine nie berechenbare Geduld, bis aus dem verpfuschten Werke wieder ein Meisterwerk wird.

9. Wegen gar unnennbar vieler durch sich selbst verpfuschter Werke ist eben diesmal der Meister Selbst in diese Welt gekommen, um diese vielen Werke, die sich selbst verdorben haben, für alle Zeiten der Zeiten zurechtzubringen! Aber es werden sich auch fortan die Werke verderben; darum aber wird Er auf dieser Welt eine neue Anstalt gründen, in der sich alle verdorbenen Werke von sich selbst aus werden zurechtbringen können. Aber wer von dieser Anstalt frei aus sich selbst keinen Gebrauch wird machen wollen, der wird verdorben bleiben ewig, so sein Wille sich nimmer ändern wird! Verstehst du solches?“

10. Sagt Cyrenius: „Auch das verstehe ich ganz und bin eben darum der Meinung, daß man die Menschen durch gewählte, aber strenge Gesetze wird anhalten müssen, von der Anstalt vollsten Gebrauch zu machen!“

11. Sagen die Engel: „Es wird zwar solches wohl geschehen, aber der Menschheit wenig nützen; denn nur allein das nützet dem Menschen, was er frei aus sich selbst tut. Alles andere ist ihm zum größten Schaden.

12. Denn könnte der Mensch durch irgendeinen Zwang entweder von außen oder von innen vollendet werden, so hätten wir Macht zur Übergenüge, alle Menschen so zu binden und zu zwingen, daß sie unmöglich je wider irgendein Gesetz zu handeln imstande wären! Aber dadurch würden wir aus dem in aller Freiheit Gott völlig ähnlich werden sollenden Menschen nur eine stummbelebte Maschine erzeugen, die sich selbst ebensowenig je zur zweckdienlichen, freien Tätigkeit bestimmen könnte – wie das noch so scharfe Schwert der Gerechtigkeit, ohne von einer geübten Hand geführt zu sein!

13. Aus dem aber kannst du schon ganz klar ersehen, daß es sich mit was immer für einem Zwange für ewig nicht tut, sondern allein mit der wahren Belehrung und dann darauf mit der freien Selbstbestimmung nach der vernommenen Lehre, durch die jedem der wohlerleuchtete Weg der göttlichen Ordnung nach allen Seiten hin kundgemacht wird, zu handeln und zu wandeln. Verstehst du auch dieses?“

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