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Kapitel 122 Großes Evangelium Johannes, Buch 3

122. — Vom Wesen der Engel

1. Sagt die Jarah: „Oh, der wohl, der! Wenn er einen Wink vom Herrn auf eine für uns freilich unsichtbare Weise bekommt, – sonst tut er nichts! Er ist mir ja gegeben zu einem Lehrer und Beschützer; aber so ich zu ihm etwas sage, daß er mir dies oder jenes tun soll, da tut er es schon am allerwenigsten! Und möchte ich von ihm etwas erfahren, so sagt er nicht nur nichts, sondern fragt dann gleich mich darum, und ich soll nun ihm erzählen, was ich von ihm nur erfahren wollte. Darum wäre es da für ein jedes Wort schade. Ich habe ihn zwar sehr lieb und hätte ihn noch um tausend Male lieber, – wenn er nur ein bißchen gefügiger wäre! Er ist zwar stets äußerst freundlich, aber bitten darf man ihn um nichts; denn da ist alles eine vergebliche Mühe.“

2. Sagt Mathael: „Das wollte ich denn doch auch sehen, ob er nicht zu bewegen wäre, wenigstens einige bürgerliche Wohnhäuser vor den Flammen zu beschützen! Ich werde ihn herrufen und sehen, ob die holdeste Jarah in allem recht hat!“

3. Darauf beruft Mathael den Raphael und sagt zu ihm: „Freund, siehe hin nach der Stadt! Mir scheint es, daß nun auch einige ärmliche Hütten im Brande stehen; wenn das, so könntest du das wohl verhüten!?“

4. Sagt der Engel: „Allerdings, wenn ich dürfte; aber mein Wille ist ganz des Herrn, und ich kann nur das wollen, was Er allein will. Will der Herr es, so kannst du dir keinen so schnellen Augenblick denken, als ich mit dem Löschen des Brandes fertig werde! Ohne des Herrn Willen aber vermag ich aus mir selbst ebensowenig wie du; denn alle die von mir ausgeführten Wundertaten habe nicht ich, sondern hat nur des Herrn Wille durch mich ausgeführt.

5. Wir Engel sind unserer Wesenheit nach ja nichts als Ausflüsse des göttlichen Willens, oder wir sind der personifizierte Wille des Herrn und können und vermögen aus uns nichts, weil wir als selbständige, des göttlichen Willens bare Wesen eigentlich gar nicht als bestehend und seiend gedacht werden können, wie du dir für deine Augen in einem Spiegel kein wirkendes Abbild der Sonne der Wahrheit nach denken kannst, wenn nicht aus der wirklichen Sonne zuvor ein Strahl auf des Spiegels Fläche fällt.

6. Um mein Wesen aber noch besser zu begreifen, mache ich dich auf eine Art Hohl- oder Brennspiegel aufmerksam, welche der von altersher berühmte Mechaniker Archimedes so ganz eigentlich zufällig erfunden hat. Diese Spiegel haben die ganz natürliche Eigenschaft, eine Menge auf ihre Fläche fallende Sonnenstrahlen auf einen Punkt hin in einer bestimmten Entfernung zusammenzudrängen. Diese auf einen Punkt zusammengedrängten Sonnenstrahlen haben dann sowohl im Lichte als in der Hitze eine so oftmal größere Kraft als der einfache Strahl, als wie oft der in seiner größten Konzentration kaum zwei Daumenbreiten im Durchmesser habende Brennpunkt in der ganzen oft eine Mannshöhe im Durchmesser habenden Spiegelfläche quadratisch genommen enthalten ist.

7. Ein solcher Brennpunkt hat dann freilich eine ums mehr als tausendfache größere Kraft, sowohl im Leuchten als im Brennen, als der natürliche einfache Sonnenstrahl, ist aber ohne die Sonne doch nicht denkbar.

8. Er, der Spiegel nämlich, vereinigt nur die Strahlen der Sonne zu einem heftig und schnell wirkenden Brennpunkte; aber ohne die Sonne ist er jeder Kraft und Wirkung bar und besitzt für bleibend nur die Eigenschaft, die Strahlen der Sonne zu verdichten, wenn diese auf seine Fläche fallen; aber ohne die Sonne ist des Brennspiegels Wirkung gleich einer Null.

9. Also sind auch wir Engel, wie gesagt, an und für sich nur Brennspiegel zur Aufnahme und zur Verdichtung des göttlichen Willens, und wo wir dann handeln, da handeln wir durch den Brennpunkt des in uns verdichteten göttlichen Willens, und du kannst dann nichts als Wunder über Wunder sehen. – Verstehst du das?“

10. Sagt Mathael: „Oh, das verstehe ich nun ganz überaus wohl, nur wußte ich nicht, daß Archimed der Erfinder von den Brennspiegeln war; denn man schreibt solche ganz ursprünglich einem gewissen Hamerod und dann dem bekannten Thales zu, der da auch eine Blitzmaschine soll verfertigt haben!“

11. Sagt Raphael: „Ganz recht, aber Archimed war ein Drechsler und hatte aus sich selbst sowohl das Wesen der sehr brauchbaren Brennspiegel, der Blitze erzeugenden Zylinder und Scheiben, sowie hauptsächlich der Hebemaschinen durch eine glückliche Benutzung seiner eigens dazu erfundenen und wohl berechneten Schraube entdeckt, nach deren Erfindung er gesagt hat: ,Gebet mir außer (außerhalb) der Erde einen festen Punkt, und ich hebe euch die ganze Welt aus ihren Angeln!‘

12. Aus dem Ganzen aber geht hervor, daß ich aus mir selbst deinem guten Begehren keine Folge leisten kann. Wenn mich aber der Herr dazu ausersehen wird, dann wird alles schnell beendet sein. Wendet euch darum nur an den Herrn!“

13. Sagt die Jarah: „Den Herrn kann man jetzt nicht beunruhigen; denn Er hat uns Ruhe empfohlen oder auch zu beten, so wir wach bleiben. Und das sollen wir tun; denn was Er sagt, das hat seinen Grund. Was kümmert es uns, ob auch die ganze Stadt abbrennt?! Der Herr hat schon Seine Ursache, warum Er dieses über diese Stadt hat kommen lassen, und die Ursache kann noch eine höchst gute und voll der göttlichen Liebe und Erbarmung sein. So wir nun daran etwas ändern wollten, da würden wir darum die Sache nicht besser, sondern nur offenbar schlechter machen; zur rechten Zeit wird schon der Herr das Seinige ohne unsere Vorworte tun. Mit meinem Raphael aber ist und bleibt nichts; denn ohne des Herrn Willen ist er ein leerer Schlauch.“

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