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Kapitel 1 Großes Evangelium Johannes, Buch 6

Der Herr und die Tempelpriester. (Ev. Joh. Kap. 5)

1. — Die Heilung eines Kranken am Teiche Bethesda (Ev. Joh. 5,1-13)

1. Ich aber zog mit Meinen Jüngern an diesem Tage bis in die Nähe von Jerusalem, allwo wir in einer Mir und den Jüngern wohlbekannten Herberge die Nachtruhe nahmen. Der Wirt hatte eine große Freude an uns und erzählte uns viel von dem nunmaligen argen Treiben in Jerusalem und ließ uns ein recht gutes Abendmahl zurichten.

2. Ich aber sagte zu ihm: „Komme du morgen nur hinauf zum Tempel, und du wirst da sehen, was Ich mit den Pharisäern für ein Wesen haben werde! Morgen sollen sie es genau und ohne allen Vorbehalt erfahren, mit wem sie es in Mir zu tun haben!“

3. Dessen war unser Wirt sehr froh und brachte uns noch Brot und Wein zur Genüge. Er hatte zwar schon vieles von Mir gehört, aber auch er wußte noch nicht, wer Ich so ganz eigentlich sei, obwohl ihm Meine Jünger so einige Winke gaben, die er gut aufnahm. – Bald darauf begaben wir uns zur Ruhe.

4. Am Morgen des Sabbats zogen wir hinauf nach Jerusalem. (Joh.5,1) Warum denn hinauf? Weil die große Stadt und vor allem der Tempel auf einem ziemlich weitgedehnten, klippigen Bergrücken lag und nahe zuhöchst der Tempel mit seinen weiten Hallen, Ringmauern und Hochgärten. Daß uns der Wirt, dessen Haus in einem Tale stand, hinaufbegleitete, versteht sich von selbst.

5. Als wir in die Nähe des Tempels kamen, da mußten wir zuerst an dem Teiche Bethesda (Vedes da = er gibt Erweckung oder Genesung) vorübergehen, der zunächst bei dem Schafstalle des Tempels sich befand und ringsum fünf Hallen hatte. (Joh.5,2) In diesen Hallen lagen stets viele Kranke, wie Blinde, Lahme, Dürre und noch mit allerlei anderen Krankheiten Behaftete, und warteten, bis sich das Wasser bewegte. (Joh.5,3) Nach einer sehr alten Sage seit Melchisedeks Zeiten und nach dem festen Glauben, besonders des armen Volkes, fuhr ein Engel von Zeit zu Zeit vom Himmel herab und bewegte das Wasser. Die Menschen sahen zwar den Engel nicht und schlossen auf seine Gegenwart nur aus der eigentümlichen Bewegung des Wassers.

6. Die gelehrten Pharisäer glaubten selbst zwar nicht an die Niederfahrt des Engels, sondern hielten den Teich nur für eine besondere Heilquelle, sowie desgleichen auch die Römer und Griechen; aber sie verstanden es zu ihrem Vorteile dennoch, das Volk bei dem frommen, alten Glauben zu erhalten.

7. Wenn aber das Wasser sich bewegte – was etwa alle Wochen ein- bis zweimal der Fall war –, so hatte es wahrlich eine so außerordentliche Heilkraft, daß ein jeder mit was immer für einer Seuche Behaftete geheilt war, so er das Glück hatte, als der erste ins Wasser zu kommen. (Joh.5,4) Es versteht sich von selbst, daß da auch nur die reichen und wohlhabenden Kranken den Vorzug hatten, und daß die Armen, weil sie nichts zahlen konnten, oft viele Jahre da vergeblich warteten, bis irgendein etwas barmherzigerer Wärter einen solchen Armen zuerst ins Wasser tauchte, worauf er dann auch gesund wurde.

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