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Kapitel 219 Großes Evangelium Johannes, Buch 6

16. Sagten die Pharisäer: „Lieber und wahrlich sehr weiser Freund! Wir wollen auch das tun, und wir sind für uns insgeheim sogar überzeugt, daß jener Galiläer ganz gut der verheißene Messias sein kann und auch sein wird; aber da können auch wir euch ein altes Sprichwort von euch sagen, und das lautet: ULTRA POSSE NEMO TENETUR ..[Man verlange von niemandem mehr, als er vermag!] Und so steht es mit uns. Wir können das nicht vermöge unserer Stellung, die wir leider einnehmen. Denn bekennen wir uns offen als seine Jünger, so werden wir vom Tempel auf das schonungsloseste verflucht und hinausgestoßen werden. Wohin gehen wir dann, und was machen wir dann, und wer wird uns Kost und Wohnung geben?

17. Ja, wenn man so leben könnte wie die Vögel in der Luft, dann wäre das etwas ganz Leichtes, eine Lehre anzunehmen, die in sich wohl voll der reinsten Wahrheiten, aber das unserem nunmaligen Judentum Entgegengesetzteste ist! Wir können das also nur ganz geheim für unsere Persönlichkeit annehmen und glauben. Öffentlich aber müssen wir dieser Sache entgegen sein, weil wir sonst nichts zu leben und nirgendswo zu wohnen hätten. Wer das bedenkt, der wird das wohl einsehen, was zu tun oder nicht zu tun wir imstande sind.“

18. Sagte der Römer: „Diese eure Entschuldigung ist so eitel und leer wie ein ausgeblasenes Ei und hat in sich nicht den geringsten Grund, der euch von der Annahme der Wahrheit abhalten könnte. Denn so ihr nun wisset und wohl erkennen müsset, wer dieser Gottmensch ist, so könnet ihr doch unmöglich fragen, was ihr essen, womit ihr euch bekleiden, und wo ihr wohnen werdet. Wenn der höchste Geist Gottes in Ihm wohnt, der Himmel und Erde erschaffen hat und alles erhält und regiert, und von Ihm allein ein jeder Atemzug und ein jeder Pulsschlag abhängt, so wird Er wohl auch denen, die an Ihn glauben und Ihn lieben, alles das geben, was sie zu ihrem Leibeslebensunterhalt benötigen.

19. Da sehet diese Menge von Menschen hier! Sie essen und trinken und sind ganz gut bekleidet. Wenn sie auch schon früher mit Kleidern versehen waren, so doch nicht mit der Kost, die sie nun hier genießen. Auch ihr genießet nun den Wein, der nie zuvor in einem Schlauche war, und esset ein Brot, das nie in einem Bäckerofen war. So ihr davon gleich uns Römern überzeugt sein müsset, wie könnet ihr mir mit so leeren Entschuldigungsgründen kommen?

20. Was nützt euch aber am Ende eure gegenwärtige Stellung und leibliche Versorgung? Wird sie euch wohl das ewige Leben sichern? Wer wird dereinst eure Seelen versorgen, so ihr Dem den Rücken kehret, der allein euch solches tun kann, wie Er solches euch Selbst am Vormittage im Tempel laut genug vorgetragen hat, daß der, welcher an Ihn glaubt, den Tod in Ewigkeit nicht sehen, fühlen und schmecken werde?! So ihr nun nach eurer Aussage erkennet, daß Er der große Verheißene ist, so gibt es für euch und für gar niemanden einen haltbaren Grund, nicht offen vor allen Menschen an Ihn zu glauben und nach Seiner Lehre zu leben. – Habe ich recht oder nicht?“

21. Sagten alle Anwesenden: „Ja, du hoher Römer hast in allem recht; denn also ist es und ewig nicht anders! Wohl jedem, der nun das Glück hat, den Herrn zu sehen und Seine göttliche Lehre zu vernehmen, wie wir alle ein solches Glück genießen, dessen wir nicht im geringsten würdig sind!“

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