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Kapitel 241 Großes Evangelium Johannes, Buch 6

241. — Lazarus will den Sündern helfen

1. Darauf aber sagten die Pharisäer und Schriftgelehrten, die so ganz geheim mit der Erklärung der Hölle nicht sehr zufrieden waren: „Ah, da sorgen wir uns wieder gar nicht und überlassen das Seiner Güte und Weisheit! Haben wir doch gemurrt, da Er die Menge Sünder und Zöllner annahm, die doch auch gerade keine himmlischen Geister waren, so wird Er wohl auch mit den schon wirklichen Höllengeistern einen Ausweg haben! Denn in Seiner Weisheit wird noch gar vieles verborgen liegen, das Er uns nicht offenbaren wird. Was uns not tut, das wird Er uns offenbaren; was uns aber sicher nicht not tut, um das haben wir uns auch nicht zu kümmern. Ist ein Teufel aus seinem eigenen Willen heraus so blind und dumm und will kein Licht annehmen, – nun, so bleibe er ein Teufel in Ewigkeit! So er die stete Gelegenheit hat, sich zu bessern, und es ihm auch an der Vernunft und am Verstande dazu nicht mangelt, wie auch am Willen nicht, er aber dennoch das Gute und Wahre nicht will und gewisserart eine Ehre dareinsetzt, dem Willen Gottes entgegenzustreben, na, so tue der Narr das, solange ihm das wahrscheinlich eine Freude macht, und Gott und alle seligen Geister werden dabei nichts verlieren! – Das ist so unsere ganz nüchterne Ansicht.“

2. Sagte Lazarus: „Ja, ja, eure Ansicht ist ganz richtig, und da haben auch die Römer ganz recht, so sie sagen: ,Dem Selbstwollenden geschieht kein Unrecht!‘, aber ich sage: So spricht dennoch nur die trockene Rechtsphilosophie der Welt. So ich aber einen Menschen sehe, der sich aus Verzweiflung das Leben nehmen will, oder ich sehe einen sicher unerfahrenen Menschen, der giftige Beeren sammelt, um sich damit zu sättigen, so ist es denn doch meine Menschenpflicht, nicht gleich jeden das tun zu lassen, was zu tun er sich vorgenommen hat, sondern ihn davon ganz ernstlich abzuhalten und ihn zu belehren, welche Folgen dieses oder jenes für ihn haben würde.

3. Natürlich, so ich nicht weiß und sehe, wo irgend einem Menschen aus seinen Handlungen eine Gefahr droht, so habe ich auch kein Gefühl für ihn und kann ihm auch nicht helfen; aber wo ich sehe, weiß und fühle, da darf ich einen noch so dummen und eigensinnigen Menschen nicht dem Verderben nach seinem eigenen Willen preisgeben, und es kann einem fühlenden Gemüte nicht einerlei sein, ob unter tausend Menschen neunhundertneunundneunzig verlorengehen oder nicht. Und ich kann darum alle jene nur loben, denen es hart und traurig zumute wird, so sie einsehen, daß gar so ungeheuer viele so gut wie für ewig verloren sind, und ich finde es nun auch ganz natürlich, daß diese edel fühlenden Menschen sich also vor dem Herrn ausgesprochen haben. Denn von Ihm kann man denn doch mit der größten Zuversicht erwarten, daß Er uns auch in dieser Beziehung einen rechten Aufschluß, wenn auch in irgendeinem Bilde, geben wird. – Herr, habe ich recht geurteilt oder nicht?“

4. Sagte Ich: „Mein lieber Bruder Lazarus, du hast ganz recht geurteilt! Mögen da alle Pharisäer und Schriftgelehrten darüber murren, der Herr ganz allein bin dennoch Ich und kann tun, was Ich will, und niemand kann Mich zur Verantwortung ziehen und sagen: ,Herr, warum tust Du dies und jenes?‘

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