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Kapitel 243 Großes Evangelium Johannes, Buch 6

243. — Die Folgen der falschen Vorstellung vom Jenseits

1. Nur die Pharisäer waren noch nicht einig, und der Schriftgelehrte sagte: „Diese Sache klingt freilich ganz hoffnungsvoll; aber sie stimmt mit dem Begriff einer gegenüberstehenden ewigen Belohnung nicht zusammen. Denn so der gute Mensch für seine guten Handlungen, für seine Geduld in Schmerzen und Leiden aller Art und Gattung mit einer jenseitigen, ewigen Belohnung entschädigt wird, so sollte auch der im steten Wohlleben auf dieser Welt stehende Übeltäter ewig bestraft werden.

2. Und würde man den Menschen verkünden, daß am Ende auch noch aus der Hölle eine Erlösung möglich ist, dann wird es noch mehr Übeltäter auf der Erde geben! Jetzt hält doch noch die Furcht vor den ewigen Strafen in der Hölle gar viele Menschen von bösen Handlungen ab, und die Hoffnung zur Erreichung der ewigen Glückseligkeit treibt die Menschen zum Guten an! Nehmen wir aber das an, daß auch die Verdammten noch eine etwaige Aussicht haben, einmal selig zu werden, dann werden sich auch die Guten mehr und mehr zu ihnen kehren, und das reine Gute wird auf der Erde bald so selten werden wie die Diamanten. Es ist das für ein weiches Herz wohl sehr trostreich, – aber das Gefühl der Gerechtigkeit geht dabei unter! Das ist so meine ganz gerade Meinung.“

3. Sagte Ich: „Für dich mag sie ja sehr gerade sein, für Mich aber ist sie sehr krumm! Wenn du glaubst, daß entweder die Hölle oder der Himmel als Beweggründe dienen sollen, durch die die Menschen vom Bösen abgehalten und zum Guten hingeleitet werden sollen, so bist du noch von einem ganz grundfalschen Glauben erfüllt; denn der ganz schlechte Mensch lacht über deine Hölle und über deinen Himmel, und der ganz Gute ist gut auch ohne deine Hölle und ohne deinen Himmel. Denn die Hölle und der Himmel, also gestellt, wie du dir die Sache vorstellst, sind erst recht geeignet, jeden Menschen so schlecht wie nur immer möglich zu machen.

4. Denn wer das Gute nur des Lohnes wegen tut, der leiht sein Geld auf hohe Zinsen aus, und wer das tut, der hat keine Nächstenliebe, und noch weniger eine Liebe zu Gott. Denn wer seinen Nächsten nicht liebt, den er sieht, wie kann der wohl Gott lieben, den er nicht sieht?

5. Nehmen wir aber den Himmel und die Hölle weg und sehen uns nachher deine frommen Menschen an! Die werden noch ärger zu wüten und zu toben anfangen als ein großgewinnsüchtiger Makler, dem sein Schuldner mit dem dargeliehenen Gelde durchgegangen ist; und weil sie keine Höllenstrafen mehr zu befürchten haben, so werden solche Menschen dann nur durch die sanktionierten Weltgesetze zu bändigen sein.

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