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Kapitel 24 Großes Evangelium Johannes, Buch 8

24. — Die Dreieinigkeit in Gott und Mensch

1. Hier trat ein Pharisäer zu Mir und sagte: „Herr und Meister! Du hast in Deiner Rede zu uns gesagt, daß Deine Jünger, die Deine wahre Lebenslehre ausbreiten werden, jene, die vollends Deine Lehre tatsächlich angenommen haben, durch die Auflegung ihrer Hände taufen, das heißt stärken sollen im Namen des Vaters, welcher die Liebe ist, im Namen des Wortes, das da ist der Sohn oder die Weisheit des Vaters, und im Namen des Heiligen Geistes, welcher da ist der alles vermögende Wille des Vaters und des Sohnes.

2. Ich aber denke mir da: Wenn Deine Jünger alle die gläubig Gewordenen nur in Deinem Namen oder allein im Namen des Vaters tauften, so würde das für viele leicht daraus hervorgehende Streitfragen ein Hinderungsmittel sein; denn mit den drei wennschon allerhöchsten und hochheiligsten Begriffsnamen können in der Folge die begriffsschwächeren Menschen ganz leicht auf den Glauben von drei besonderen Göttern als drei göttlichen Persönlichkeiten gebracht werden, gleichwie der uralte reine Glaube an nur einen, wahren Gott mit der Zeit bei den alten Ägyptern sich aus den vielen Eigenschaften Jehovas eine zahllose Menge von Göttern schuf, die dann die blinde Phantasie der Menschen in allerlei für sich bestehende und besonders wirkende göttliche Wesen umwandelte, ihnen Tempel erbaute und sie dann auch besonders verehrte, aber dabei auch in den krassesten Materialismus derart versank, daß sie den also sich vorstellenden göttlichen Persönlichkeiten oft die gemeinsten menschlichen Schwachheiten und lasterhaften Leidenschaften zuschrieb.

3. Das könnte mit der Zeit, als etwa nach mehreren Jahrhunderten, auch wieder der Fall werden, daß die mehr dummen und blinden Menschen bloß infolge der bei der Taufe vernommenen allerhöchsten Begriffsnamen anfingen, sich drei Götter vorzustellen, und es würde dann auch sicher das nicht auf sich warten lassen, daß man die drei sich also vorgestellten Götter auch besonders zu verehren anfinge in ihren eigens erbauten Tempeln. Geschieht aber das, so wird es dann auch nicht lange währen, daß die Menschen auch Deine ihnen dem Namen nach bekannt gewordenen Jünger und auch ihre Nachfolger Dir gleich zu verehren und in ihnen erbauten Tempeln anzubeten anfangen werden. Dem wäre nach meiner Meinung dadurch am leichtesten und dauerndsten vorgebeugt, wenn man Gott den Menschen nur unter einem Begriffsnamen bekannt machte. – Was sagst Du dazu?“

4. Sagte Ich: „Da hast du ganz wohl und recht gesprochen; aber Ich kann da dennoch nicht umhin, euch allen ans Herz zu legen, das zu tun; denn unter den drei Begriffsnamen ist das Wesen Gottes wie ganz erklärt den Menschen vollständig dargestellt.

5. Es ist wahr, daß dabei gewisserart für einen schwachbegriffsfähigen Menschen eine Art göttlicher Dreipersönlichkeit zum Vorschein kommt; aber man kann das, um der tiefsten und innersten Wahrheit in allem völlig getreu zu bleiben, ja doch nicht anders geben, als wie es eben ist.

6. Siehe, der Mensch ist ganz nach dem Ebenmaße Gottes erschaffen, und wer sich selbst vollkommen kennen will, der muß wissen und in sich erkennen, daß er als ein und derselbe Mensch eigentlich auch aus drei Persönlichkeiten besteht! Du hast einmal einen Leib, versehen mit allen notwendigen Sinnen und anderen für ein freies und selbständiges Leben nötigen Gliedern und Bestandteilen vom größten bis zum kaum denkbar kleinsten. Dieser Leib hat zum Bedarf der Ausbildung der geistigen Seele in ihm ein ganz eigenes Naturleben, das sich von dem geistigen Seelenleben in allem streng unterscheidet. Der Leib lebt von der materiellen Nahrung, aus der das Blut und die andern Nährsäfte für die verschiedenen Bestandteile desselben gebildet werden.

7. Das Herz hat in sich einen eigens belebten und derartigen Mechanismus, daß es sich in einem fort ausdehnen und darauf wieder zusammenziehen muß und dadurch das den Leib belebende Blut mit den andern aus demselben entstehenden Säften in alle seine Teile treibt und durch das Sichzusammenziehen auch wieder in sich zurück aufnimmt, um es mit neuen Nährteilen zu sättigen und dann wieder zur Ernährung der verschiedenartigsten Leibesbestandteile von neuem hinauszutreiben, in welchen zahllos vielen und allerverschiedenartigsten Bestandteilen auch ebenso viele und verschiedene Naturgeister wohnen, die die ihnen zusagenden und zur Ernährung und Erhaltung eben der von einem solchen Geiste beherrschten Teile notwendigen Nähr- und Erhaltungsstoffe aus dem Blute nehmen und sie dann eben den von ihnen, das heißt den von eigenen Geistern beherrschten Teilen assimilieren und so den ganzen Leib kräftigen und stärken, ohne welche fortwährende eigene Tätigkeit des Herzens der Mensch keine Stunde lang dem Leibe nach leben würde.

8. Siehe, mit dieser Lebenstätigkeit hat die Seele gar nichts zu tun; denn sie liegt mit dem freien Willen der Seele in gar keiner Verbindung und ebenso auch die eigene Tätigkeit der Lunge, der Leber, der Milz, des Magens, der Gedärme, der Nieren und so noch von zahllos vielen andern Bestandteilen ihres Leibes, die sie gar nicht kennen und für die sie denn auch nicht Sorge tragen kann, und dennoch ist der Leib als eine für sich ganz abgeschlossene Persönlichkeit ein und derselbe eine Mensch und tut und handelt also, als wären beide eine und ganz dieselbe Persönlichkeit! Wer von euch aber kann da sagen, daß Leib und Seele völlig ein Ding seien!

9. Betrachten wir aber nun die Seele für sich, und wir werden finden, daß sie auch für sich ein ganz vollkommener Mensch ist, der substantiell geistig auch in sich und für sich die ganz gleichen Bestandteile enthält wie der Leib und in höherer geistiger Entsprechung sich derselben auch also bedient wie der Leib seiner materiellen.

10. Obschon aber einesteils der Leib und andernteils die Seele für sich zwei ganz verschiedene Menschen oder Personen darstellen, von denen eine jede für sich eine ihr ganz eigentümliche Tätigkeit innehat, von der sie sich am Ende nicht einmal eine Rechenschaft über das Wie und Warum geben können, so machen sie aber im Grunde des eigentlichen Lebenszweckes dennoch so ganz nur einen Menschen aus, daß da niemand weder von sich noch von jemand anderm sagen und behaupten kann, daß er nicht ein Einmensch, sondern nur ein Zweimensch sei. Denn es muß der Leib der Seele dienen und diese mit ihrem Verstande und Willen dem Leibe, weshalb diese auch für die Handlungen, zu denen sie den Leib benutzt hatte, ebenso verantwortlich ist wie für ihre höchst eigenen, die in allerlei Gedanken, Wünschen, Begehrungen und Begierden bestehen.

11. Wenn wir aber das Leben und Sein der Seele für sich noch näher betrachten, so werden wir auch bald und leicht finden, daß sie als auch noch ein substantielles Leibmenschwesen für sich um nichts höher stünde als allenfalls die Seele zum Beispiel eines Affen. Sie würde wohl eine instinktmäßige Vernunft in einem etwas höheren Grade innehaben denn ein gemeines Tier, aber von einem Verstande und einer höheren freien Beurteilung der Dinge und ihrer Verhältnisse könnte da nie eine Rede sein.

12. Dieses höhere und eigentlich höchste und Gott völlig ähnliche Vermögen in der Seele bewirkt ein rein essentiell geistiger dritter Mensch, eben in der Seele wohnend. Durch ihn kann sie Wahres vom Falschen und Gutes vom Bösen unterscheiden und kann frei nach allen erdenklichen Richtungen hin denken und völlig frei wollen, wodurch sie sich selbst dem in ihr wohnenden Geiste, je nachdem sie sich mit ihrem von ihm unterstützten freien Willen für das reine Wahre und Gute bestimmt, nach und nach völlig ähnlich, also stark, mächtig, weise und als in ihm wiedergeboren, identisch macht.

13. Ist das der Fall, dann ist die Seele so gut wie ein Wesen mit ihrem Geiste, so wie auch die edleren Leibesteile einer vollkommenen Seele – welche Leibesteile eigentlich in den gar sehr verschiedenen Leibesnaturgeistern bestehen – ganz in den geistig substantiellen Leib, den ihr das Fleisch der Seele nennen könnet, übergehen und am Ende dadurch auch in den essentiellen des Geistes, darunter auch zu verstehen ist die wahre Auferstehung des Fleisches an dem jüngsten und wahrsten Lebenstage der Seele, der dann erfolgt, wenn ein Mensch vollkommen im Geiste wiedergeboren wird, entweder schon hier in diesem Leben oder etwas mühevoller und langwieriger jenseits.

14. Obschon aber ein im Geiste vollends wiedergeborener Mensch ganz nur ein vollkommener Mensch ist, so besteht seine Wesenheit aber dennoch ewigfort in einer in sich wohl unterscheidbaren Dreiheit.

15. Wie aber das, das will Ich euch allen nun ganz klar dartun, und so habt denn auch alle wohl acht darauf!“

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