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Kapitel 1 Die geistige Sonne, Buch 1

Die geistige Sonne. Das Geistige ist das Inwendigste, das Durchdringende und das Allesumfassende. Beispiele aus der natürlichen Welt. Gleichnis von der Glasherstellung

(Am 22. November 1842 von 4 – 6 1/2 Uhr abends.)

1. Bevor wir uns in die eigentliche geistige Sonne begeben können, müssen wir doch sicher zuvor wissen, wo diese ist, wie sie mit der naturmäßigen Sonne zusammenhängt und wie beschaffen sie ist.

2. Um von der ganzen Sache sich aber einen möglichst vollkommenen Begriff machen zu können, muss zuallererst bemerkt werden, dass das Geistige alles dasjenige ist, welches das Allerinnerste und zugleich wieder das Allerdurchdringendste, das demnach Alleinwirkende und Bedingende ist.

3. Nehmt ihr z. B. irgendeine Frucht; was ist wohl deren Innerstes? Nichts als die geistige Kraft im Keim. Was ist denn die Frucht selbst, indem sie mit all ihren Bestandteilen für die Deckung und Erhaltung des innersten Keimes da ist? Sie ist im Grunde wieder nichts anderes als das von der Kraft des Keimes durchdrungene äußere Organ, welches sich in allen seinen Teilen notwendig wohltätig wirkend zum vorhandenen Keim verhält.

4. Dass die äußere Frucht ein solches von der geistigen Kraft des Keimes ausbedingtes Organ ist, leuchtet ja auch schon aus dem hervor, indem nicht nur die Frucht, sondern der ganze Baum oder die ganze Pflanze aus dem geistigen Keim hervorgeht.

5. Was ist demnach das Geistige? Das Geistige ist fürs Erste die innerste Kraft im Keim, durch welche der ganze Baum samt Wurzeln, Stamm, Ästen, Zweigen, Blättern, Blüten und Früchten bedingt ist. Und wieder ist es das Geistige, welches all diese genannten Teile des Baumes wie für sich selbst oder für die eigene Wohltat durchdringt.

6. Das Geistige ist denn danach das Inwendigste, das Durchdringende und somit auch das Allesumfassende. Denn was da ist das Durchdringende, das ist auch das Umfassende.

7. Dass solches richtig ist, könnt ihr an so manchen naturgemäßen Erscheinungen beobachten. Nehmt ihr fürs Erste eine Glocke. Wo ist wohl der Sitz des Tones in ihr? Werdet ihr sagen: Mehr am äußeren Rand oder mehr in der Mitte des Metalls oder mehr am inneren Rand? Es ist alles falsch. Der Ton ist das inwendigste in den materiellen Hülschen verschlossene geistige Fluidum.

8. Wenn nun die Glocke angeschlagen wird, so wird solcher Schlag von dem inwendigsten Fluidum, welches als ein geistiges Substrat nach eurem Ausdruck höchst elastisch und expansiv ist, auf eine seine Ruhe störende Weise wahrgenommen, und dadurch wird dann das ganze geistige Fluidum in ein frei werden wollendes Bestreben versetzt, welches sich dann in anhaltenden Schwingungen zu erkennen gibt. Wird die äußere Materie mit einer anderen Materie bedeckt, welche von nicht so leicht erregbaren geistigen Potenzen durchdrungen ist, so wird diese Vibration der erregbaren geistigen Potenzen, oder vielmehr ihr frei werden wollendes Bestreben, bald gedämpft, und eine solche Glocke wird auch somit bald ausgetönt haben. Ist aber die Glocke frei, so dauert die tönende Schwingung noch lange fort. Wenn aber noch dazu von außen ein sehr erregbarer Körper sie umgibt, als etwa eine reine, mit Elektrizität gefüllte Luft, so wird dadurch das Tönen noch potenzierter und breitet sich weit in einem solchen miterregbaren Körper aus.

9. Wenn ihr nun dieses Bild ein wenig durchblickt, so wird euch daraus ja notwendig wieder klar werden müssen, dass allhier wieder ein Geistiges ist das Inwendigste, das Durchdringende und das Umfassende. Wir wollen aber noch ein Beispiel nehmen.

10. Nehmt ihr ein magnetisiertes Stahleisen. Wo ist in dem Eisen die anziehende oder abstoßende Kraft? Sie ist im Inwendigsten, d. h. in den Hülschen, welche eigentlich die beschauliche Materie des Eisens darstellen; eben als solche inwendigste Kraft durchdringt sie die ganze Materie, welche für sie kein Hindernis ist, und umfasst dieselbe allenthalben. Dass dieses magnetische Fluidum die Materie, der es innewohnt, auch äußerlich umfasst, kann ja ein jeder leicht aus dem Umstand erkennen, wenn er sieht, wie ein solches magnetisches Eisen ein ferne gelegenes Stückchen ähnlichen Metalls anzieht. Wäre es nicht ein umfassendes und somit auch über die Sphäre der Natur wirkendes Wesen, wie könnte es einen ferne liegenden Gegenstand ergreifen und denselben an sich ziehen?

11. Wir wollen zum Überfluss noch ein paar kurze Beispiele anführen. Betrachtet einen elektrischen Konduktor oder auch eine elektrische Flasche. Wenn ein solcher Konduktor oder eine solche Flasche von elektrischem Feuer von einer geriebenen Glastafel aus angefüllt wird, so durchdringt dieses Feuer die ganze Materie und ist sodann zugleich ihr Inwendigstes und ihr Durchdringendes. Wenn ihr euch aber einer solchen Flasche oder einem Konduktor nur ein wenig zu nahen anfangt, so werdet ihr alsbald durch ein leises Wehen und Ziehen gewahr werden, dass dieses Fluidum auch die ganze Materie der Flasche und des Konduktors umfasst.

12. Und noch ein sprechendes Beispiel gibt sich euch in matten Umrissen wohl bei jedem Menschen wie auch bei anderen Wesenheiten kund; laut schreiend aber wird es bei den Somnambulen. Wie weit nämlich ein Magnetiseur und eine von ihm behandelte Somnambule sich gegenseitig rapportieren können, werden schon so manche samt euch die lebendigsten Erfahrungen gemacht haben. Wäre nun der Geist ein bloß inwendigstes und nicht zugleich auch ein durchdringendes Wesen, so wäre fürs Erste schon keine sogenannte Magnetisierung möglich; und wäre der Geist nicht auch zugleich das Umfassende und das alles Ergreifende, sagt, wie wäre da wohl ein ferner Rapport zwischen einem Magnetiseur und einer Somnambulen möglich? Ich meine, wir haben der Beispiele genug, um aus denselben zu entnehmen, wo, wie und wie gestaltet das Geistige sich überall, somit auch sicher in, durch und bei der Sonne ausspricht.

13. Die geistige Sonne ist somit das Inwendigste der Sonne und ist ein Gnadenfunke aus Mir; dann durchdringt das Geistige mächtigst wirkend die ganze Materie der Sonne, und endlich ist es auch das die ganze Wesenheit der Sonne Umfassende. Solches demnach zusammengenommen ist die geistige Sonne, und diese Sonne ist auch die eigentlichste Sonne, denn die sichtbare materielle Sonne ist nichts als nur ein von der geistigen Sonne bedingtes, ihr selbst wohltätiges Organ, welches in all seinen Teilen so beschaffen ist, dass sich in und durch dieselben das Geistige äußere und sich eben dadurch selbst wieder in seiner Gesamtheit völlig ergreifen kann.

14. Wer demnach die geistige Sonne schauen will, der sehe zuvor ihre äußere Erscheinlichkeit an und bedenke dabei, dass alles dieses von der geistigen Sonne in allem Einzelnen wie im Gesamten durchdrungen und umfasst ist, so wird er dadurch schon zu einer schwachen Vorstellung der geistigen Sonne gelangen.

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