Kapitel 1 | Die geistige Sonne, Buch 1 |
12. Und noch ein sprechendes Beispiel giebt sich euch in matten Umrissen wohl bei jedem Menschen, wie auch bei anderen Wesenheiten kund; laut schreiend aber wird es bei den Somnambulen. Wie weit nämlich ein Magnetiseur und eine von ihm behandelte Somnambule sich gegenseitig rapportiren können, werden schon so Manche sammt euch die lebendigsten Erfahrungen gemacht haben. Wäre nun der Geist ein bloß inwendigstes und nicht zugleich auch ein durchdringendes Wesen, so wäre für’s Erste schon keine sogenannte Magnetisirung möglich; und wäre der Geist nicht auch zugleich das Umfassende und das Alles Ergreifende, saget, wie wäre da wohl ein ferner Rapport zwischen einem Magnetiseur und einer Somnambule möglich? – Ich meine, wir haben der Beispiele genug, um aus denselben zu entnehmen, wo, wie und wiegestaltet das Geistige sich überall, somit auch sicher in, durch und bei der Sonne ausspricht. 13. Die geistige Sonne ist somit das Inwendigste der Sonne, und ist ein Gnadenfunke aus Mir; – dann durchdringt das Geistige mächtigstwirkend die ganze Materie der Sonne, und endlich ist es auch das die ganze Wesenheit der Sonne Umfassende. Solches demnach zusammengenommen, ist die geistige Sonne, und diese Sonne ist auch die eigentlichste Sonne; denn die sichtbare materielle Sonne ist nichts als nur ein von der geistigen Sonne bedingtes, ihr selbst wohlthätiges Organ, welches in all’ seinen Theilen also beschaffen ist, daß sich in und durch dieselben das Geistige äußere und sich eben dadurch selbst wieder in seiner Gesammtheit völlig ergreifen kann. 14. Wer demnach die geistige Sonne schauen will, der sehe zuvor ihre äußere Erscheinlichkeit an, und bedenke dabei, daß alles Dieses von der geistigen Sonne in allem Einzelnen, wie im Gesammten durchdrungen und umfaßt ist; so wird er dadurch schon zu einer schwachen Vorstellung der geistigen Sonne gelangen. 15. Wenn er sich aber noch hinzudenkt, daß alles das Geistige ein vollkommenes Concretes ist, oder ein sich allenthalben völlig Ergreifendes, während das Naturmäßige nur ist ein Theilweises, Getrenntes, sich selbst gar nicht Ergreifendes, sondern wenn es als zusammenhängend erscheint, so ist es als Solches nur durch das innewohnende Geistige; da wird dann die Anschauung einer geistigen Sonne schon heller werden, und es wird sich der Unterschied zwischen der naturmäßigen und geistigen Sonne immer deutlicher aussprechen. 16. Damit ihr aber jedoch Solches stets klarer einsehen möget, so will Ich euch wieder durch einige Beispiele zu einer solchen klareren Anschauung vorleiten. – Nehmet ihr allenfalls eine kleine Stange edlen Metalles; wenn ihr sie also im rohen Zustande betrachtet, so ist sie dunkel und rauh, so ihr aber dieselbe Stange schleifet, und dann fein poliret, wie sehr wird sie sich jetzt in einem ganz anderen Lichte denn zuvor zeigen, und ist doch noch immer dieselbe Stange. Was ist wohl der eigentliche Grund der Verherrlichung dieser Stange? – Ich sage euch: Ein ganz einfacher. Durch das Schleifen und Poliren sind die Theile an der Oberfläche der Stange näher aneinander gerückt, und gewisserart mit einander verbunden worden, und wurden dadurch ebenfalls mehr concret und sich gegenseitig mehr ergreifend; dadurch wurden sie auch gewisserart, wenn ihr es so recht nehmen wollet, wie völlig gleich gesinnt. Im ehemaligen rohen Zustande, der da noch ein getrennter war, standen sie sich wie feindselig gegenüber; ein jedes also getrennte Theilchen wucherte für sich selbst mit den nährenden Strahlen des Lichtes, verzehrte dieselben nach seiner möglichen Gierde und ließ nichts dem Nachbar übrig. Im polirten Zustande, welcher ein geläuterter oder ein gereinigter genannt werden kann, haben sich diese Theile ergriffen, und durch dieses Ergreifen werden die auffallenden Strahlen des Lichtes zu einem Gemeingute, indem dieselben nun kein einzelnes Theilchen mehr für sich behalten will, sondern schon den kleinsten Theil allen seinen Nachbarn mittheilt. Was geschieht nun dadurch? – Alle haben des Lichtes in übergroßer Menge, so daß sie den Reichthum beiweitem nicht aufzuzehren im Stande sind; und der Ueberfluß dieses nun allgemeinen Strahlenreichthums strahlt dann als ein herrlicher harmonischer Glanz von der ganzen Oberfläche der polirten Goldstange zurück. 17. Verspüret ihr schon Etwas, woher diese Herrlichkeit rührt? – Von der Einigkeit oder von der Einswerdung. Wenn demnach das Geistige ist ein Vollkommenes, in sich Einiges, um wie viel größer muß da die Herrlichkeit des Geistigen sein, als die Herrlichkeit dessen Organes, welches nur ist ein Theil- oder Stückweises, somit auch eben dadurch ein Selbstsüchtiges, Eigennütziges und somit Todtes! 18. Hören wir aber ein anderes Beispiel; – ihr werdet sicher schon den rohen Kiesstein gesehen haben, woraus das Glas verfertiget wird. Läßt solcher rohe Kies die Strahlen also, wie sein Kind, das Glas, ungehindert durchpassiren? – O nein; Solches wißt ihr recht gut. Warum aber läßt ein solcher roher Kiesstein die Strahlen nicht durchpassiren? – Weil er in seinen Theilen noch zu getrennt ist, und ist viel zu wenig einig in sich. Wenn die Strahlen auf ihn fallen, so verzehrt jedes seiner Theilchen die Strahlen für sich, und läßt entweder gar nichts, oder nur höchstens gewisserart den Unrath der aufgenommenen Strahlen seinem allfälligen Nachbar übrig. – Wie ist es demnach aber, daß sein Kind, das Glas, also freigebig wird? – Sehet, der Kiesstein wird für’s Erste klein zerstoßen und zermalmet; dadurch hat gewisserart ein jedes Theilchen dem andern absterben müssen, oder es hat müssen von ihm völlig getrennt werden. Darauf wird dann solcher Kiesstaub gewaschen; ist er gewaschen, dann wird er getrocknet, mit Salz vermengt, kommt dann in den Schmelztiegel, allwo dann jedes einzelne getrennte Stäubchen durch das Salz und durch den gerechten Grad der Feuerhitze gegenseitig völlig vereiniget wird. 19. Was will diese Arbeit mit anderen Worten sagen? – Die selbstsüchtigen Geister werden durch die Materie gewisserart zermalmet, so daß sie von einander völlig getrennt sind; in dieser Trennung werden sie dann gewaschen oder gereiniget. Sind sie gereiniget, dann kommen sie erst in’s Trockne, welcher Zustand da entspricht der Sicherheit; in solchem Zustande werden sie erst mit dem Salze der Weisheit gesalzen, und endlich also vorbereitet im Feuer Meiner Liebe gereiniget. – Versteht ihr dieses Beispiel? – Ihr versteht es noch nicht ganz; aber sehet, Ich will es euch näher beleuchten. 20. Die äußere materielle Welt in allen ihren Theilen ist der rohe Kies; die Trennung desselben ist das Ausformen derselben in die verschiedenen Wesen und das Waschen dieses Staubes ist das Reinigen oder stufenweise Aufsteigen zu höheren Potenzen der Geister in der Materie. Das Trocknen besagt das freie Darstellen oder das Sichern der Geister in einer Einheit, die sich schon im Menschen ausspricht; – das Salzen ist die Ertheilung des Gnadenlichtes an den Geist im Menschen; das endliche Zusammenschmelzen durch die Hitze des Feuers im Tiegel ist die Einung der Geister sowohl unter sich, als auch mit dem Feuer Meiner Liebe. – Denn wie sich die Materie nicht eher ergreifen kann in dem Schmelztiegel, bis ihr nicht derselbe Grad der Hitze innewohnt, den das Feuer selbst besitzt, also können auch die Geister untereinander nicht eher einig und somit für ewig verträglich werden, bis sie nicht von Meiner Liebe gleich Mir Selbst völlig durchdrungen werden; denn also heißt es ja auch im Worte: Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist! – Und wieder heißt es: Auf daß sie Eins werden, wie Ich und Du Eins sind. – Sehet, aus diesem wird das Beispiel ja doch sicher klar werden. 21. Wodurch aber spricht sich denn hernach bei dem Glase das Einswerden aus? – Weil alle Theile nun auf eine und dieselbe Weise den Strahl der Sonne aufnehmen, durch und durch völlig erleuchtet werden, also überaus lichtgesättiget; und dennoch können sie das aufgenommene Licht ganz ungehindert durch sich gehen lassen. – Sehet, also lehren euch schon euere Fensterscheiben, wie die himmlischen Verhältnisse geartet sind; und zugleich lehren sie euch auch wieder, um eine bedeutende Stufe näher die geistige Sonne zu beschauen. – Wir wollen uns aber mit diesem Beispiele noch nicht begnügen, sondern wollen bei einer nächsten Gelegenheit noch einige anführen und durch sie dann ganz auf die leichteste Weise uns völlig auf die geistige Sonne selbst schwingen, und allda beschauen die unaussprechlichen Herrlichkeiten! |
Kapitel 1 | Mobile Ansicht Impressum |