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Kapitel 121 Die geistige Sonne, Buch 2

Die Reinigung der Geister und deren Führung bei Wahrung der vollen Freiheit der Geister

(Am 6. Dezember 1843 von 4 1/4 – 5 1/4 Uhr abends.)

1. Hat ein solcher Gast eine solche Szene von einer seiner Hauptleidenschaften durchgemacht, so wird er dann gewöhnlich voll Ekels gegen solch ein flüchtiges Vergnügen, indem er sich dabei überzeugt, dass daran nichts Reelles ist. Solches müsst ihr wissen, dass solche Geister auch jenseits den Beischlaf pflegen; aber sie empfinden statt des Lustreizes einen sehr bedeutenden Lustschmerz, und diese Eigentümlichkeit macht ihnen umso eher eine solche Leidenschaft zum Ekel.

2. Ist aber eine solche Leidenschaft auf diese Weise besiegt, dann sucht der Geist in sich etwas anderes, was ihm sonst irgend auf der Welt Vergnügen machte, z. B. ein Spiel. Ist das der Fall, so sehnt er sich nach einer Spielgesellschaft. Auch diese wird ihm gewährt. Er kommt unter bekannte Freunde, und ihr erstes Zusammenkommen verlangt nichts anderes, als die schnelle Arrangierung eines Spieles. Und sobald wird er in den Zustand versetzt, in welchem er alles das findet, was zum Spiel wie in seinem eigenen Haus auf der Welt vonnöten ist – Karten, Geld und dergleichen wie sich’s gehört. Das Spiel beginnt, endet aber dann gewöhnlich mit der gänzlichen Verspielung seines Geldes und seines Hauses. Dass er dadurch wieder einen Hass auf das Spiel bekommt, versteht sich leichtlich von selbst; aber leider auch dabei auf die Spieler, die ihm alles abgenommen haben. Aber da sind eben wieder unsere Leiter sogleich bei der Hand, zeigen ihm das Nichtige seiner Leidenschaft und wie er sich durch dieselbe von Gott stets mehr und mehr entfernt, statt dass er sich Ihm nähern sollte.

3. Und auf diese Weise taucht in unserem neuen Gast alles wieder auf, was er von seinen Kinderjahren an getrieben hat. Selbst die Musik, wenn sie eine mehr sinnliche Leidenschaft ausmacht und mehr von dem Betreiber derselben als eine mit Hochmut verbundene Gewinnsache betrieben ward, kommt dort in gleicher Reihe als böse Leidenschaft vor und wird auf die gleiche Weise hinausgearbeitet. Auch die Malerei und Poesie, kurz alles, was den Menschen auf der Welt bei irgendeinem Grad von Vorzüglichkeit zu einem Hochmutseigendünkel verleitet hat, muss auf eine ähnliche Weise hinausgeschafft werden.

4. Aber solches alles muss der Geist am Ende freiwillig tun, denn niemand wird je zu etwas auf was immer für eine Weise gezwungen und gewisserart gerichtet, sondern er selbst muss sich selbst zwingen und sich selbst richten!

5. Und das ist eben dann das Geschäft vorzugsweise dieser leitenden Engelsgeister, dass sie jeden Neuangekommenen nach und nach vollkommen in sich selbst führen und ihn allda alles finden lassen, was er nur immer durch sein ganzes Erdenleben in sich aufgenommen hat, und zwar zuerst das Gröbere und hernach das Feinere.

6. So mancher, besonders Römischgläubige, wird das nicht sehr billig finden, denn fürs Erste will er von den gebeichteten Sünden nichts mehr wissen, und fürs Zweite glaubt er an ein besonderes Gericht, welches der Herr mit jedem Verstorbenen gleich nach dem Tod insbesondere vornimmt.

7. Der wird das nicht leichtlich annehmen, dass der Herr nie jemanden richtet und schon am allerwenigsten in der Geisterwelt. Eher noch wäre solches auf der materiellen Welt anzunehmen, wenn man die so mannigfachen Züchtigungen gottvergessener Menschen als ein Gericht annehmen will. Seine Tat aber ist hernach erst der Richter, denn wie seine Liebe ist, so ist seine Tat, und so auch sein Leben.

8. Nur das Einzige ist vom Herrn von Ewigkeit fest bestimmt, dass ein jedes Leben seine bestimmten Wege hat, über die es ewig nimmer hinaus kann. Diese Wege aber sind so intim mit der Natur des Lebens verflochten, dass sie eben mit dem Leben selbst das Leben ausmachen; und würde man jemandem einen solchen Weg abschneiden, so schneidet man ihm seine Freiheit und somit auch sein Leben ab. Und ein solcher Abschnitt wäre so ganz eigentlich ein Gericht, welches jedem Geist den Tod brächte.

9. Zugleich aber wäre der Herr Selbst nicht mehr vollkommen frei, so Er auch nur einem einzigen Geist die volle Freiheit nähme; so wie ein Weltrichter schon dadurch nicht mehr frei ist und sich selbst gerichtet hat, sobald er nur einen Menschen ins Gefängnis verurteilt hatte. Denn ist er auch sonst in seinem Wirken frei, so ist er aber schon bei diesem einzigen beschränkt; denn so gut dieser im Gefängnis schmachtet, schmachtet auch das Urteil des Richters mit und darf nicht eher aus dem Gefängnis als der Gefangene selbst. In der materiellen Welt nimmt sich eine solche Gefangenschaft freilich nicht sehr evident aus, aber desto evidenter und effektvoller wird sie in der geistigen Welt.

10. Wohl aber hat der Herr einem jedem Haupt- und Grundleben ein vollkommen entsprechendes Ziel gesetzt, und das zwar zufolge Seiner unendlichen Liebe und Erbarmung; und dieses Ziel ist eben wieder kein Gericht, sondern nur ein Sammelpunkt, wo ein jeder Geist sein zerstreutes Leben und den Effekt desselben vollkommen wiederfinden soll. Desgleichen ein Ziel ist die Hölle sowohl wie der Himmel, und die Geister einem oder dem anderen Ziel zuzuführen in ihrer vollen Freiheit, macht sonach das Hauptgeschäft unserer bekannten Engelsgeister im Mittelreich aus.

11. Wie diese Führung geschieht, haben wir bereits gesehen, und was hernach mit dem geführten Geist geschieht, wissen wir auch. Und so bleibt uns nur noch übrig zu erfahren, was nach dieser Arbeit unsere leitenden Geister für ein anderes Geschäft überkommen.

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