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Kapitel 123 Die geistige Sonne, Buch 2

(Am 11. Dezember 1843, von 4 1/4 – 5 Uhr Abends.)

1. Nun seid ihr wieder hier; möchtet ihr Mir denn nicht so in euerem Gemüthe kund thun, was Alles ihr bei Meinem Johannes gesehen, erfahren und somit gelernt habt? – Ihr steht jetzt wohl voll Achtung da vor Mir, und saget in euch: Was sollen wir Dir, o Herr, erzählen, Dir, Dem unsere Gedanken schon eher bekannt waren, als wir sie noch gedacht haben, ja eher, als noch eine Sonne die Strahlen aus der weiten Unendlichkeit an sich zog, um sie dann wieder aus sich mit vielfach erhöhter Kraft strahlen zu lassen?

2. Ja, Meine lieben Kinder, der Vater weiß zwar für Alles; aber dessen ungeachtet bespricht Er sich gern mit Seinen Kindern, als wüßte Er nicht für Alles. – Ich aber sehe in euch eine geheime Frage, und diese lautet also:

3. O Vater, Du ewige Liebe und Wahrheit! Unbegreiflich groß und wunderbar über alle menschlichen Begriffe ist das, was wir nun in den Sphären Deiner Engelsgeister vom Ersten bis zum Letzten gesehen, gehört, erfahren und gelernt haben. Nun aber möchten wir von Dir dazu noch ein heiliges Wort vernehmen, das uns kund thäte, ob alles das wirklich also die volle Wahrheit ist?

4. Sehet, Meine lieben Kinder, also lautet euere geheime Frage; und Ich antworte euch darauf also: Gleich im Anfange schon, als wir das äußere Zifferblatt unserer Uhr betreten haben, oder vielmehr diese Außensphäre der geistigen Sonne, habe Ich euch gesagt, wie der Himmel und die ganze geistige Welt sich nicht irgend örtlich zur Erscheinlichkeit darstellt, sondern er ist, wie alle geistige Welt, in den Geistern selbst; oder die Lebenssphäre eines Geistes ist seine Welt, die er bewohnt.

5. Ich sagte, um Euch davon zu überzeugen, euch ein Gleichniß vor, in welchem Ihr ein sogenanntes Diorama beschautet. Diesem Gleichnisse gleich, führte Ich dann vor euch nach einer gewissen Ordnung die hier noch anwesenden zehn Geister, und zeigte euch dabei an, wie ihr allda ebenfalls ein geistiges Diorama treffen und in der Sphäre eines jeden Geistes ein anderes Bild der geistigen Welt zur Beschauung bekommen werdet.

6. Solches war auch der Fall, wie ihr euch bisher nun zehnfach überzeugt habt, indem ihr in der Sphäre eines jeden dieser zehn Engelsgeister allzeit die geistige Welt in einer ganz andern Form erschauetet. Das ist nun mehr als sonnenklar vor euch; und Ich aber habe euch noch hinzu gesagt, daß ihr dieses geistige Diorama in eben denselben Geistern wiederholtermaßen durchgehen könnet, und ihr werdet die geistige Welt wieder in einer ganz anderen Form erschauen.

7. Also dürftet ihr auch in die Sphären noch anderer Geister treten, und ihr würdet in einer jeden solchen Sphäre wieder eine ganz andere Form der geistigen Welt sowohl in ihren einzelnen Verhältnissen, wie in ihrem Gesammtbestande erblicken. – Darnach aber betrachtet kann Ich euch auf euere Frage auch keine allgemein bestimmte Antwort geben, außer daß Ich euch sage: es verhält sich hier in Allem also: Wie der Same, so ist die Frucht, wie die Werke, so der Lohn, und wie die Liebe als Grund der Werke, also die Form der Welt, die sie geistig in sich erschafft.

8. Ihr habet zwar verschiedene Formen geschaut, aber dennoch überall eine und dieselbe Wahrheit. Denn an der Form liegt nichts, sondern Alles nur an der Wahrheit.

9. Und so wollte Ich euch nicht etwa zeigen, wie der Himmel, die geistige Welt oder die Hölle aussieht, sondern nur, wie sich dieses Alles nach der Art der Liebe in eines jeden Menschen Geiste ausbildet.

10. Aus dem Grunde habt ihr im überreichen Maße tausenderlei Formen geschaut, und bei jeder Form ward euch die innere Wahrheit kund gethan; und somit kann Ich euch sagen, daß ihr in der Sphäre der Wahrheit den ganzen Umfang des geistigen Lebens gesehen habet!

11. Was aber natürlich die Formen betrifft, so geht dieses so sehr in das Unendliche, daß ihr es in Ewigkeiten nicht im geringsten Theile sogar völlig erschauen werdet können! – Und so könnt ihr damit vollkommen ruhigen Gemüths in der Fülle der Wahrheit zufrieden sein; besonders wenn Ich euch noch hinzu sage, daß, so lange diese Erde von Menschen bewohnt wird, die geistigen Lebensverhältnisse noch nie so umfassend und völlig enthüllt kund gegeben wurden, als dieses Mal.

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