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Kapitel 401104 Himmelsgaben, Buch 1

An einen sehr Schwachen – 4. November 1840

1. Es ist da ein sehr geschmeidiger Mensch, der da hat lieber das Große als das Kleine (und zwar mehr des Angenehmen als der Nützlichkeit wegen) – und macht viele Besuche den Höheren seiner Ehre halber, damit er dann wieder jemandem sagen kann, er sei bei dem und jenem Herrn gewesen und es habe ihn dieser oder jener Herr förmlich geschmäht, dass er ihn schon so lange nicht mehr besucht habe – und der das tut mehr des kleinlichen Ansehens als der eigentlichen inneren Freundlichkeit wegen – und sich auch sehr viel zu tun macht mit der weiblichen Welt und macht allenthalben den Hof dem reizenden Fleisch der schönen Kinder Evas – der auch viel hält auf alte Freundschaft, wenn sie in angenehmen Männern besteht, obgleich er auch die ärmlichen seines guten Namens wegen nicht verachtet – dem jedoch neue, ansehentliche, besonders weibliche Bekanntschaften allezeit lieber sind als alte männliche gleichen Ranges.

2. So ist derselbe auch ein Freund der Gelehrten und hält große Stücke auf renommierte Künstler – aber auch wieder mehr seiner Ehre als der Ehre dieser Gelehrten und Künstler wegen (um dadurch bei den Verständigen als ein einsichtsvoller Mann zu gelten).

3. Und so rennt sich dieser arme Mensch gar oft die Füße wund aus lauter Selbstgefälligkeit, um anderen irgendeinen kleinlichen Gefallen zu erweisen, an dem noch nie jemand gar zu viel gelegen war – und ist bei aller seiner persönlichen Freundlichkeit doch stets mehr Freund sich selbst als denen, die von ihm befreundlicht werden.

4. Diesem Menschen, da er doch, bei allen diesen gewöhnlichen Menschenmängeln, ein ziemlich gutes und halbwilliges Herz besitzt und insgeheim bei sich schon ein ziemlich reines Wohlgefallen hat an Meiner nun darniedersteigenden Gnade und hat auch eine verborgene Sehnsucht nach Meinem Reich und fängt auch mehr und mehr an das Gute und Wahre desselben um seiner selbst willen zu achten und in seinem Herzen zu schätzen (was Mich auch vermocht hat, ihn in Meiner Liebe ernstlich anzublicken und, so er will, ihm auch aus seinem Labyrinth zu helfen) – also diesem Menschen lasse Ich sagen:

5. Dass er sein zu nichts taugendes, überschwänglich vielfältiges Visitenmachen so viel als nur immer möglich einstellen und dafür lieber anfangen soll, Mir, Seinem Vater, Visiten zu machen! Das wird ihm mehr nützen, zeitlich und ewig, als alle die tausend und abermals tausend Visiten, die er den Menschen für nichts und wieder nichts schon gemacht hat.

6. Denn aus seinen Besuchen ist weder für ihn, den vielen schon oft lästig gewordenen Visitanten, wie auch für die häufig ganz wertlosen Visitierten nie irgendein Vorteil hervorgegangen – außer dass er vielfach hinterrücks ausgelacht wurde, indem man in seinem Angesicht ihn lobte, hinter seinem Rücken aber häufig Fratzen schnitt. Er sah dies freilich nicht – aber Ich sehe und höre alles!

7. Jedoch damit er wissen möge, dass er noch gar sehr gewaltig dumm ist, so soll ihm auch das Urteil derjenigen Menschen, welche zu den besseren gehören, bekannt werden, als ein Lohn seiner vieljährigen Bemühungen. Was sagen denn diese? Nichts, als dass er ein guter Narr, aber dabei doch sehr unwissend und dumm sei und einem bekannten gutmütigen Lasttier gleiche, das allezeit willig um das schlechteste Futter sich den Rücken vollknitteln lässt.

8. Um solchen Lohn also ist dieser Mensch so emsig und läuft und rennt von Haus zu Haus, um sich seinen Rücken voll geistig-materieller Schläge abzuholen! O des Schwachen!

9. Ich will hier nicht berühren all die Unannehmlichkeiten, die ihm schon um solcher Narrheit willen widerfahren sind. Das Gesagte soll ihm nur zeigen, wie er bei weitem nicht zu solchen harten Unannehmlichkeiten gelangt wäre, wenn er wenigstens den guten Rat seiner sehr wenigen wahren Freunde, die auch Meine Freunde sind, befolgt und sich hingesetzt hätte zum Brunnen Jakobs, um aus demselben das Wasser des Lebens zu trinken und hätte da in stiller Ruhe Mir, seinem ewigen, heiligen besten Vater, eine wohlgeziemende Visite gemacht.

10. Aber das würde ihn ja doch melancholisch machen! Wohlverstanden! Aber wie ist es denn, dass er nicht melancholisch wird, wenn er atemlos von einem weiblichen Wesen zum anderen rennt, um seine naturmäßige Liebe dadurch zu zerstreuen oder endlich gar zu ersticken im tödlichen Schlamm solcher Tollheit?!

11. Er soll Mir antworten auf die Frage: „Warum hast du denn noch nicht geehelicht irgendeine Jungfrau?“ – da du doch schon Tausenden den Hof gemacht hast und hast schon mehrere mit der Heirat vielfach angelogen und auf diese Weise auch schon, in deiner früheren Zeit, einige unmündige Mädchen verführt! Welche entschuldigende Antwort kannst du Mir wohl geben, dass sie dich reinige vor Meinen Augen und Meine Heiligkeit dich nicht verdamme!?

12. Ich sage dir, antworte lieber nicht! Denn jede deiner Antworten würde dich verdammen! Und sagtest du Mir: „Ich habe noch nicht die Rechte gefunden, die da wäre ohne Fehler!“ – so sage Ich: O du falscher Richter! Warum spähtest du so sorgfältig nach den Splittern in den Augen der Mädchen und mochtest nicht gewahr werden deines Balkens, ja vieler Balken in deinen Augen!? Da du dich fürchtest, von ihnen betrogen zu werden. Warum fürchtetest du dich nicht, dass sie vielmehr von dir betrogen und unglücklich wurden!? Darum weiche von Mir, du eigenliebiger Selbstler! Denn es sind alle Mädchen so gut wie du hervorgegangen aus Meiner Liebe! Warum waren sie dir denn nicht recht? Ich sage, weil sie in ihrer Schwachheit besser waren, sämtlich, als du!

Nachbemerkung

Dankgebet des Knechtes

Und ich sündiger, wertloser, schlechtester Knecht wage in meiner großen Unlauterkeit hinzuzusetzen:

Ehre, Preis und Dank sei Dir, o allerheiligster, bester Vater, von unseren schwachen, unreinen Herzen dargebracht! O reinige uns alle mit der heiligen Kraft Deiner unendlichen Liebe und Barmherzigkeit! – damit wir Dir dereinst, o Du bester, heiligster Vater Du, würdiger zu danken und Dich heiliger zu preisen vermöchten, als es bisher in der großen Nacht unserer Sünden möglich war!

O heiligster, bester Vater, habe Dank auch für das herrliche Geschenk dieses neuen, uns gegebenen Bruders in Deinem allerheiligsten Namen! O Dein heiligster Name werde dafür gepriesen! Ehre sei dir, Vater, und dem Sohn und dem Heiligen Geist in Dir und aus Dir – in alle Ewigkeit! Amen.

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