Help

jakob-lorber.cc

Kapitel 2 Der Mond

1. Was die Menschen im Monde betrifft, so sind sie, wie auf der Erde, beiderlei Geschlechtes, wurden aber erst um tausend Jahre später durch einen bevollmächtigten Engel erschaffen.

2. Was ihre natürliche Größe anbelangt, so sind sie nur etwas über zwei Schuhe groß, und haben viel Aehnlichkeit mit denen nordischen Zwergen; sie haben einen sehr großen Bauch, der bei ihnen eine doppelte Verrichtung hat: die eine zur Verdauung der Speisen durch den gewöhnlichen Speisemagen; die andere vermöge eines zweiten Magens zur Ansammlung einer Art leichten Gases, welches ihnen einen dreifachen Vortheil gewährt.

3. Denn fürs Erste macht es sie leicht, daß sie wegen des Mangels an Bauholz, vermöge dessen sie keine Brücke über die Flüsse erbauen können, sehr leicht über jeden Fluß hinwegspringen können; und sind Flüsse von großer Breite, oder auch hie und da Binnenmeere vorhanden, so können sie, einem Fische gleich, leicht über die Oberfläche hinwegschwimmen. Das ist also der erste Vortheil dieses Magens.

4. Was den zweiten Vortheil betrifft, so besteht dieser darin, daß sie durch das Ausstoßen dieser Luft eine Art Knalltöne hervorbringen, vermöge welchen sie sich gegenseitig ihre Gegenwart in den unterirdischen Gemächern kund geben; auch benützen sie diese Luft zur stärkeren Außensprache, welche freilich nur im höchsten Grade mager ist; denn ihre Lungensprache ist äußerst schwach und still, und diese Sprache führt dann nur der in den Mondmenschen zur Besserung eingeschichtete Geist; der eigentliche Mondmensch hat anfänglich einen Abscheu vor dieser Sprache; wenn aber der Geist nach und nach besser wird, so befreundet sich dann die Seele des Mondmenschen mit dem zu bessernden, innewohnenden Geiste eines Erdmenschen, bis endlich die Seele des Mondmenschen mit dem gebesserten Geiste vollkommen eins wird, welcher Zustand dann auch den meistens schmerzlosen Tod des Mondmenschenleibes herbeiführt.

5. Ein dritter Vortheil dieser Magenluft ist der, daß sie sich durch ein häufiges Ausströmenlassen in der kalten Nachtzeit ihre unterirdischen Höhlen erwärmen, welches auf folgende Art geschieht: Da ihre Wohnhöhlen fast so aussehen oder vielmehr von innen also ausgehöhlt, daß sie beinahe einer stumpfen großen Glocke gleichen, deren Eingang aber vom Boden aus durch eine Art Treppe bewerkstelligt ist, so sammelt sich dann diese ausgestoßene leichte Luft unter dieser luftdichten Wohnglocke, und macht ihre Wohnung erträglich warm, und hindert das freie Einströmen der äußern überaus schwerkalten atmosphärischen Luft; diese wird nur in soweit von diesem leichten Gase aufgenommen, als es zum physischen Leben unumgänglich nöthig ist; denselben Zweck hat diese Magenluft auch in den unerträglich heißen Tagesperioden, in welchen sich diese Mondmenschen ebenfalls unter die Erde begeben müssen, nur mit dem Unterschiede, daß dieses Gas durch die Einwirkung des Speisemagens in ein kühlendes Sauerstoffgas verwandelt wird, wodurch es dann auch ihre Glockenwohnung bei mehrfältigem Ausstoßen vor dem Eindringen der heißen Luft schützet. Das ist also der dritte Vortheil dieses Windmagens. –

6. Eine andere Eigenthümlichkeit dieser Menschen ist folgende, daß ihr Auge von doppelter Eigenschaft ist; die erste Eigenschaft ist die des Schauens, wie bei euch; die zweite Eigenschaft aber ist diese, daß ihr Auge in ihren finsteren Gemächern ihnen auch zur Leuchte dient, welche Eigenschaft selbst auf der Erde sowohl bei gewissen Thieren, als auch in manchen Gegenden bei Menschen angetroffen wird, und zwar bei denjenigen, deren Augenpupille roth ist, wie bei den Kaninchen. Eine noch andere Eigenthümlichkeit bei diesen Menschen ist das überaus scharfe Gehör, vermöge welchem sie das leiseste Geräusch von einer bedeutenden Ferne ganz leicht zu vernehmen im Stande sind, weßhalb denn auch ihre Ohrentrichter bedeutend größer und compacter sind.

7. Das männliche Geschlecht ist viel stärker, denn das weibliche; aber nicht in dem Erdverhältnisse, sondern in einem solchen, wie die Kraft eines zehnjährigen Kindes sich verhält zur vollen Manneskraft; daher sind auch diese Mondmänner von der größten Zärtlichkeit gegen ihre Weiber, und tragen dieselben im buchstäblichen Sinne nur nicht auf den Händen, sondern also auf den Achseln, daß die Füße an beiden Seiten des Halses auf der Brust herabhängen, aus welchem Grunde dort auch immer zwei Menschen übereinander gesehen werden.

8. Das Weib darf dort beinahe gar keine Arbeit verrichten, und wird vom Manne gefüttert, und so zwar, daß der Mann sogar die Speise eher recht durchkauet, und dieselbe dann von seinem Munde in den des Weibes gibt. Von seinen Achseln kommt sie außer der Wohnung nur bei Gelegenheit der Nothdurft, und in ihrer hohen Schwangerschaft, wenn sie der Entbindung nahe ist. Ein Weib gebiert alldort für ihr ganzes Leben nur zweimal, einmal am Tage, und einmal in der Nacht, bringt aber allzeit vier lebendige Kinder zur Welt, und zwar am Tage vier Männlein, und in der Nacht vier Weiblein. Die Kinder können alsobald gehen, und werden die Männlein auch alsobald angewöhnt, das Weiblein zu tragen. Daß dort die Kinder auch manchmal schon als Kinder sterben, ist eine eben so natürliche Sache, wie auf der Erde. Von fremden Geistern werden sie erst dann eingenommen, wenn sie hundert Tage und darüber alt sind.

9. Alle diese Mondmenschen haben ein zweites Gesicht, und werden von innen aus von den dahin beschiedenen Engelsgeistern in der Erkenntniß Gottes unterrichtet; und der Unterricht, den sie da erhalten von den Engelsgeistern, ist zugleich auch ein Unterricht für den innewohnenden Erdmenschengeist; und so ergänzet dann die Mondmenschenseele den Schaden, welchen ein Mensch auf der Erde durch seine überthörichte Weltsüchtigkeit an seiner Seele erlitten hat; und so hat dann ein solcher im Monde hart gebesserte Mensch eine geflickte Seele, und wird sich eben dadurch ewig von den vollkommen reinen Geistern unterscheiden, und wird nie in ihre freien Gesellschaften treten können; sondern sich zu ihnen gerade so verhalten, wie der Mond zur Erde, der zwar die Erde beständig begleitet, sich aber ihr doch nie nähern kann, wie ein Freund seinem Freunde.

10. Allein diejenigen Geister, bei denen es nicht nöthig war, in einen Mondmenschen eingelegt zu werden, daß sie sich besserten, sondern als Geister schon einen allerbarsten Abscheu vor der Erde bekamen, werden von da weg in höhere Regionen geführt, und können in das Kinderreich, als die höchste Seeligkeitsstufe für sie, aufgenommen werden; jedoch höher zu gelangen wäre für sie unmöglich; denn ihre beschränkte Eigenschaft wäre nicht fähig, einen höheren Zustand zu ertragen, so wenig als ein Mensch auf der Erde, so lange er noch im Leibe lebt, im feinsten Aether lebend aushalten könnte.

11. Sehet, das ist das Loos der besten weltgesinnten Menschen; denn wer der Welt aus Liebe zu Mir nicht freiwillig entsagt, sondern das Weltthümliche durch solche außerordentliche Zwangsmittel von ihm ausgetrieben werden muß, vermöge Meiner großen Erbarmung, der hat nicht frei gehandelt; wer aber nicht frei handelt, der handelt wie ein Sclave. Wer aber kann die gezwungene Handlung eines Sclaven als eine eigenverdienstliche ansehen? Wenn aber der Sclave seine ihn nöthigende Bedingung erfüllt, so ist seine Handlung dessen ungeachtet so viel werth, daß man ihm ein Brod zur Nahrung reicht, damit er auch lebe, in so weit er gewisserart nothgedrungen willig gearbeitet hat.

12. Aus diesem werdet ihr nun vollends abnehmen können, warum solche Wesen keiner höheren Seligkeit fähig sind, denn die Kinder im Uebertritte aus dem Leben in das geistige, wornach sie selbst noch nichts als Sclaven des blinden Gehorsams sind, und auch seyn müssen.

Kapitel 2 Mobile Ansicht Impressum