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Kapitel 4 Der Mond

1. Nachdem wir all die Einwohner dieses Weltkörpers haben kennen gelernt, wollen wir noch seine beiderseitige Oberfläche ein wenig näher beschauen.

2. Was die der Erde zugekehrte Seite betrifft, so könnet ihr dieselbe vermöge einer gut vergrößernden Augenwaffe schon ganz wohl erkennen, daß dieser Weltkörper keine ebene Oberfläche, sondern eine sehr gebirgige zum Beschauen darbietet, und ist von der Erde nur dadurch unterschieden, daß er fürs Erste keine Wasseroberfläche zeigt, und fürs Zweite, daß seine Gebirge nicht also wie die der Erde strahlenmäßig oder kettenförmig von den bedeutendsten Höhepunkten auslaufen, sondern als Ringe nur sich darstellen, indem sie dadurch größere oder kleinere Flächen einschließend umfangen. Es gibt zwar wohl auch einzelne Gebirgszüge, welche denen der Erde gleichen, sowohl in Hinsicht der Strahlen- wie auch der Ketten-Form; allein sie sind viel seltener, und sind die in Strahlenform auslaufenden eigentlich keine Gebirgsrücken, sondern eine ununterbrochene Reihe von kleinen Ringwällen, deren Durchmesser kaum mehr als dreißig Klafter ausmacht; solche kleine Ringwälle laufen dann zu vielen Tausenden aneinander gereiht in einer geraden Linie fort, und zwar von irgend einem großen Ringwalle bis wieder irgend hin zu einem größeren, oder eben so großen, oder öfter auch kleineren Ringwalle, und bilden auf diese Weise gewisserart Straßen zwischen all den Ringwällen. Wenn ihr durch irgend ein mehr vergrößerndes Rohr diesen Weltkörper beobachten wollet, so werdet ihr diese Ausläufer als eine Art heller schimmernder Strahlen entdecken, und sehen, wie sie von einem noch helleren und auch höheren Punkte nach allen Richtungen sich ausbreiten. Ihre zellenartige Anreihung hat manche Astronomen auf die irrige Meinung gebracht, daß sie vorgaben, Vegetation alldort entdeckt zu haben, während sie doch auf der ganzen der Erde zugekehrten Seite nicht zu entdecken ist, und auch unmöglich je zu entdecken ist und seyn wird, weil es alldort keine gibt. Ebendasselbe ist auch der Fall mit den noch seltener vorkommenden kettenartigen Gebirgszügen, da sie entweder selbst aus lauter solchen Ringwällen bestehen, welche gleich unförmlichen Zuckerhüten aneinander gereihet sind, und haben auf ihren Spitzen kleine ringförmige Vertiefungen; oder solche aneinander gereihte klippenartige Aufdämmungen umfangen eine größere oft über fünfzig Meilen weite Fläche, welche selbst aus lauter größeren und kleineren Ringwällen besteht, in welchen selbst oft noch einzelne Stumpfkegel mit kleinen ringartigen Vertiefungen vorkommen; ja selbst die kleinen Wälle und Abdachungen der Kegel sind oft noch mit solchen kleinen Ringwällen versehen.

3. Nun möchtet ihr wohl wissen, wozu dies Alles auf einer unbewohnten Weltkörperoberfläche?

4. Wie wär’s denn, so Ich euch fragen möchte: Wozu all die Pünktchen, Härchen und allerverschiedenartigsten Einkerbungen bei all den Laubblättern der Bäume, Gesträuche und Pflanzen, und dergleichen Varietäten bei all den übrigen Gegenständen der belebten und unbelebten Schöpfung? – Sehet, da gäbe es gar Vieles zu erklären, besonders wenn ihr dazu noch bedenket, welch eine unberechenbar großartige Bedeutung ein einzelnes Härchen auch nur einer allerunbedeutendsten Moospflanze in sich birgt!

5. Sehet, also ist es wohl auch um so mehr mit einer halben Oberfläche eines ganzen Weltkörpers der Fall; daher kann Ich euch darüber nur etwas im Allgemeinen sagen, und so sind denn all diese Ringwälle auf der Mondesoberfläche fürs Erste zur Aufnahme des Erdmagnetismus also gestellt, daß die Ränder der Wälle gewisserart Säuger dieses imponderablen Fluidums sind; und fürs Zweite aber sind dann die verschiedenartigen Vertiefungen Aufnahmsgefäße für eben dieses Fluidum. Warum nicht alle von gleicher Größe und Tiefe sind, liegt darin der Grund, weil diese Kraft ebenso verschieden ausgetheilt werden muß, damit dann aus dem Durchschnitte solcher höchst genauen Vertheilung jene wohlabgewogene Proportion also bewerkstelligt wird, daß ihr zufolge die ordnungsmäßige Erhaltung und Bewegung zweier sich gegenüber stehender Weltkörper unabänderlich getroffen wird. Sehet, das ist im Allgemeinen eine Bestimmung der euch etwas sonderbar vorkommenden Bildung der Mondesoberfläche.

6. Eine zweite Bestimmung fast aller dieser Vertiefungen ist diese, daß in denselben zur nothwendigen Erhaltung all dieser Gebilde beständig atmosphärische Luft sich vorfindet, und erhalten wird gleich dem Wasser in den Vertiefungen der Erde. Ihr werdet fragen, woher diese Luft komme? Und Ich sage euch: Daher die der Erde, nämlich aus der großen Vorrathskammer des unendlichen überall mit Licht und Aether erfüllten Raumes. Zur Nachtzeit, d. h. wenn die der Erde zugekehrte Seite ohne Licht ist, füllen sich diese Vertiefungen voll an mit atmosphärischer Luft; kommt dann das Sonnenlicht nach und nach darüber, so bildet sich in diesen zahllosen Kesseln ein äußerst reichlicher Thau als Niederschlag der darinnen enthaltenen atmosphärischen Luft; dieser Thau befestigt dann von Neuem wieder alle Theile der Mondesoberfläche, und sickert sich auch als reines Wasser durch den ganzen Mondeskörper hindurch zur Unterstützung der jenseitigen Wasserquellen und daraus zur Bildung der Dünste und permanenten Luftschichte. Sehet, das ist also eine andere Hauptbestimmung dieser euch sonderbar vorkommenden Mondesoberfläche-Formation.

7. Möchtet ihr wohl glauben, daß all dieses Kesselgebilde der Oberfläche des Mondes noch eine dritte Hauptbestimmung zuläßt?

8. O ja, sage Ich. All diese Kessel sind auch Wohnungen für jene zu bessernden Geister, welche aus dem ersten Grade der Hölle gerettet werden durch die dahin gesendeten Lehrer aus der besseren und reineren Geisterwelt mit öfterer Unterstützung aus dem ersten Himmel.

9. Wenn diese Geister dahin gebracht werden, so wird ihnen aus dieser in den Kesseln befindlichen Luft ein ihr ähnlicher Leib wieder gegeben, vermöge welchem sie sowohl Geistiges, wie auch nach dem Bedürfnisse ihrer Besserung Materielles zu schauen im Stande sind.

10. Wenn sie dahin gelangen, so bewohnen sie zuerst jene Stellen dieses Weltkörpers, welche die tiefsten und für euer Auge zugleich die dunkelsten sind. Wenn sie sich bessern, so wird ihr grober Luftleib immer in einen feineren verwandelt, vermöge welchem sie dann auch in einen höher liegenden Kessel kommen, und kommen in die kleinen nur Einzelne, und in die größeren Gesellschaften Gleichgesinnter.

11. Zwei Punkte von besonderer Helle werdet ihr auf der Oberfläche entdecken, und zwar den hellsten in der unteren südlichen Gegend, und den kleineren etwas weniger hellen mehr in der nördlichen Hälfte. Diese zwei Punkte sind die Erlösungspunkte, und zwar der südliche, von dem die meisten lichten Strahlen sich ausbreiten, für Diejenigen, welche nicht nöthig hatten in den Leibern der Mondmenschen ausgeflickt zu werden; und der nördliche für Jene, welche nicht auf einem anderen Wege von ihrer Erdliebe zu heilen waren, denn durch eine höchst marterliche Einschichtung in den allerarmseligsten Leib eines Mondmenschen, von wo aus sie dann erst wieder als Geister zum Zweitenmale in die luftigen Kessel der euch sichtbaren nördlicheren Oberfläche des Mondes gebracht werden, und von da emporrücken nach und nach zu dem schon erwähnten nördlichen Befreiungspunkte.

12. Ihr müßt euch aber nicht denken, daß eine solche Reise durch diese Behälter so leicht und geschwind geht, als ihr sie vielleicht von Geistern erwartet. Fürs Erste geht sie sehr schwer; denn so oft ein Geist höher rückt, muß er in seinem früheren Kessel also absterben, wie Jeder von euch auf der Erde einmal leiblich sterben muß; und dieses Sterben ist auch allzeit mehr oder weniger schmerzlich, und stets begleitet mit dem Gefühle der Möglichkeit einer ewigen Zunichtewerdung. Denket euch, daß ein solcher Geist oft mehrere Tausende von solchen Kesseln zu passiren hat, und daß er in einem solchen Kessel oft einen Monat, oft ein halbes Jahr, ja oft ein ganzes Jahr und darüber verweilen muß, so werdet ihr euch auch von der Geschwindigkeit einer solchen Wanderung einen Begriff machen!

13. Sehet, es gibt noch Geister aus den Zeiten Abrahams auf diesem Weltkörper, die mit ihrer Reise noch nicht über drei Viertheile zu Ende sind. Was könnt ihr erst von Jenen denken, die, während ihr da schreibet, dahin gelangen!

14. Sehet, das ist nun Alles, was für euch zu wissen nicht unnöthig ist. Alles Uebrige, vom Kleinsten bis zum Größten, werdet ihr, wenn ihr Mich liebet über Alles aus allen den Kräften, die Ich euch verliehen habe, daß ihr Mich lieben möchtet, dann dadurch in einem vollkommeneren Geisteszustande von Punkt zu Punkt in Meiner Gnade hellstem Lichte erschauen; und so ist es auch nicht nöthig, euch Mehreres von der bewohnten Seite dieses Weltkörpers kundzugeben, nachdem dieselbe in plastischer Hinsicht ohnehin der unbewohnten Seite völlig gleich ist; nur daß dort Materielles obwaltet, wie hier Geistiges.

15. Daß die Thier- und Pflanzenwelt zur stufenrechten Bildung der Mondmenschen-Seelen vollkommen entspricht denen auf dieser Seite abgelegten Luftleibern der Geister, welche, wie schon früher erwähnt wurde, mittelst des Wassers durch den ganzen Mondkörper gewisserart mit durchgesickert werden, und daß dieselben dann auf der mageren Stufe der Vegetation und sofort durch die ganze Reihe der Thierwelt wieder zum Orte ihrer Bestimmung gelangen, werdet ihr Alles erst eben auch in dem vollkommneren Geisteszustande auf dem Wege Meines Gnadenlichtes wohl unterscheidend erschauen und erkennen.

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