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Kapitel 1 Die natürliche Sonne

12. Solches aber ist allda durchaus nicht der Fall; denn die naturmäßigen Menschen dieses vollkommenen Planeten haben auch eine noch viel stärkere Willenskraft, als da ist die vegetative Triebkraft des Sonnenerdbodens. Aus diesem Grunde wächst dann auf der Sonne auch weder ein Baum, noch ein Gesträuch, noch eine Pflanze oder ein Grashalm ohne das Hinzuthun des menschlichen Willens; der menschliche Wille ist sonach das alleinige unendlich viel- und verschiedenartige Samenkorn für alle Vegetation auf diesem vollkommenen Planeten. Daher wächst nur da z. B. ein oder der andere Baum, oder eine Pflanze aus dem Erdboden der Sonne, wo ihn ein Sonnenmensch haben will, und wie gestaltet er ihn haben will; daher auch giebt es auf diesem vollkommenen Planeten durchaus keine bleibende gleichförmig vorkommende Art im Reiche alles Pflanzenthums, sondern diese richtet sich allzeit nach dem jewaigen Wollen eines oder des andern Menschen. Wann ein Mensch irgend einen Baum oder eine Pflanze durch seinen Willen aus dem Boden gerufen hat, so kann sie kein Anderer vertilgen, außer nur Derjenige, der sie hervorgerufen hatte, oder ein Anderer nur dann, wenn er von dem Zeuger willensbevollmächtiget wurde.

13. Aus eben diesem Grunde herrscht dann auch auf der Sonnenerde eine wahrhaft unendliche Mannigfaltigkeit im Reiche des Pflanzenthums; denn bei zwei nächsten Nachbarn schon finden sich nicht zwei gleichartige Pflanzen vor, sondern ein jeder entlockt auf dem Boden, den er bewohnt, auch andere Pflanzen; und so möchte Einer von euch da viele tausend Jahre die weiten Flächen der Sonnenerde durchwandern, so wird er zwar wohl auf immer neue und wunderherrliche Pflanzenarten und Formen kommen; aber zwei Arten würde er auch auf dieser langen Reise nicht auffinden, die sich vollkommen gleichsehen möchten. Sehet, aus diesem Beispiele könnt ihr euch schon einen kleinen Vorbegriff machen, warum die Sonne ein vollkommener Planet ist. Denn es kommt wohl auf jedem Weltkörper oder kleineren Planeten Aehnliches vor; aber gegen die Sonne nur unvollkommen.

14. So können auch auf eurer Erde bestehende Pflanzen verändert und veredelt werden, aber auf eine viel mühsamere und beiweitem gebundenere Art; nur im Geiste ist ähnliche Vollkommenheit bei den Menschen auch auf den anderen Planeten ersichtlich, wie z. B. die Früchte der dichterischen Phantasie, sei es in der Sprache der Begriffe, welche durch Worte ausgedrückt werden, oder in der Sprache der Bildnerei, welche durch entsprechende Bilder ausgedrückt wird mit Hilfe der Farben oder anderer für die Bildnerei tauglicher Gegenstände; ganz besonders aber durch die Sprache der Töne, wo ein solcher Tondichter die größte Mannigfaltigkeit entfalten kann, wenn er in diesem Fache vollends geweckten Geistes ist. Aber alles dessen ungeachtet ist selbst diese erscheinliche Vollkommenheit auf den Planeten nur ein mattes Abbild von allem Dem, was sich da in jeder erdenklichen Hinsicht vorfindet auf dem vollkommenen Planeten der Sonne. -

(Am 9. August 1842 von 3 bis 6 1/4 Uhr Nachmittags.)

15. Daß die Sonne ein vollkommener Planet ist, und somit alles Planetarische in sich fassen muß, läßt sich aus Dem ersehen, daß Alles auf den Planeten durch das ausstrahlende Licht der Sonne geformt wird. Der Unterschied ist dann nur zwischen dem vollkommenen und den unvollkommenen Planeten daraus ersichtbar, daß alle Formen, welche dem Lichte der Sonne entstammen, nothwendige und bestimmte, nicht leicht abänderliche Formen sind, und lassen sich sogar noch zählen, während auf dem vollkommenen Sonnenplaneten alle Formen frei sind und haben kein anderes Band, denn das Band des Willens der Menschen alldort; und sind daher auch unzählbar und in’s Unendliche verschieden.

16. Dann und wann geschieht es wohl auch, daß selbst auf den unvollkommenen Planeten eben durch die Einwirkung der Sonne manche ältere Wesenformen untergehen, und dafür ganz andere in’s Dasein treten; allein Solches geschieht auf den Planeten nur selten, und die Veränderungs- oder Uebergangsperiode bedarf eines viel längeren Zeitraumes, als auf dem vollkommenen Sonnenplaneten.

17. So sind auf euerem Erdkörper zwar wohl schon einige tausend Baum-, Gesträuch-, Pflanzen- und Grasarten untergegangen, davon hier und da zwischen Steinlagen noch Abdrücke vorgefunden werden; auch mehrere Gattungen von den Urriesenbäumen sind untergegangen, und wird ihr Holz nun nur noch als schwarze Steinkohle aufgefunden; im gleichen Falle sind auch eine Menge riesiger Thiere vollkommen aus dem Dasein getreten, wie z. B. das Mamelhud und eine große Menge jener großen beflügelten Amphibien, die da jetzt noch unter dem Namen: „Echsen“ bekannt sind.

18. So sind untergegangen sogar die riesigen Leiber mancher Menschen, die da in der Urzeit unter dem Namen Riesen bekannt waren, ingleichen auch mehrere große Vögelgattungen, wie nicht minder viele Fische, die jetzt unter allen den bekannten nirgends mehr vorzufinden sind, außer höchst selten hier und da in den Steinen, wo sie manchmal, was die Form betrifft, als noch recht gut erhalten zum Vorscheine kommen;

19. aber, wie gesagt, alle diese Veränderungen auf einem unvollkommenen Planeten gehen für’s Erste sehr langsam vor sich, und weichen von den ihnen nachfolgenden Formen nicht so sehr ab, wie die stets vorkommenden Veränderungen auf dem vollkommenen Sonnenplaneten.

20. Aus diesem Grunde kann dann eben die Sonne ein vollkommener Planet genannt werden, weil auf ihrem Erdboden Alles, was nur immer auf allen den Planeten vorhanden ist, auch im vollkommensten Sinne in der größten stets wechselnden Mannigfaltigkeit wie lebendig vorhanden ist. Aus diesem bis jetzt Gesagten muß einem Jeden einzuleuchten anfangen, daß die Sonne ja ein vollkommener Planet sein muß, weil sie ist ein vollkommener Inbegriff alles Dessen, was da nur immer einen Planeten selbst von seinem Mittelpunkte angefangen in allen seinen Theilen ausmacht, und was Alles auf der Oberfläche desselben zum Vorschein kommt; denn wäre Solches nicht der Fall, wie könnten da wohl die Strahlen der Sonne Aehnliches auf den Erdkörpern hervorrufen? —

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