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Kapitel 111 Robert Blum, Buch 1

1. Bruno solches vernehmend begiebt sich sogleich zu Mir her, nun schon mit einer weißen Faltentoga angethan, die mit rothen Streifen verbrämt ist, und sagt: „Herr! ich armer Sünder danke Dir für diese große unschätzbare Gnade, deren Du mich nun allerunverdientester Maßen gewürdigt hast. Ich bin nun für meinen Theil glücklich, überglücklich; nur ein Bischen Hungers verspüre ich noch, und eben so auch etwas weniges von einem Durste; aber das macht nichts, denn die Seligkeit, die nun vor Dir und von Dir ausgehend mein ganzes Wesen durchströmt, macht mir weder Hunger noch Durst empfinden. Kurz – ich bin nun selig, und mein Herz fühlt zum erstenmale eine wahre, reine himmlische Liebe zu Dir, o Herr! und so auch zu allen diesen meinen armen Brüdern und Schwestern. O, das ist eine Liebe, von der den schwachen Sterblichen wohl äußerst selten etwas in den Sinn kommen dürfte. Denn selbst die besten Menschen auf der Erde lieben sich selbst um reine Tausendmale mehr als ihre allerinnigsten besten Freunde; um wie viel weniger werden sie dann erst ihre Feinde lieben!? Also lieben die Männer die Mägde auch nur des Genusses wegen, also nur sich selbst in den Mägden; aber die Mägde ihrer selbst willen lieben sie nimmer. Denn liebeten sie dieselben rein, da würden sie mit ihnen nicht Dinge begehen wollen, durch die sie den armen Mägden allzeit schaden müssen; sie wollen die Armen wohl genießen, aber von einer Dir wohlgefälligen und liebgerechten Versorgung wollen sie sogar dann nichts wissen, wenn sie selbe auch bestens zu leisten im Stande wären. Die Männer halten große Stücke auf ihre Ehre; aber so sie die armen schwachen Mägde mit allem Spotte und aller Schande versehen durch ihre Gailheit, das macht ihnen nichts, wenn nur sie bei Nacht und Nebel mit ihrer Ehre davon kommen. Wie sah ich in Wien tausend gaile Böcke in der Nacht Gassen auf und Gassen ab rennen, um irgend eine arme verführte feile Dirne für ihren sinnlichsten Genuß auf einige Minuten zu gewinnen! Haben sie den erbärmlichen Zweck ihrer nächtlichen Herumrennerei erreicht, und ihre scheußliche Lust befriedigt, so gaben sie dann der armen nahe zu Tode geschändeten Maid einige elende Groschen; und bat sie um noch ein paar Groschen mehr, so wurde sie mit den schmählichsten Worten, – mitunter auch Schlägen traktiert, und zu allen Teufeln verwünscht. Und das heißt auf der Welt nun auch Liebe!!!“ O du verfluchte Liebe! –

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