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Kapitel 160 Robert Blum, Buch 2

Pater Cyprian nimmt Ärgernis an Helenas Liebessturm. Über dem Herrn nahe oder ferne sein. Gewaltige Donnerworte gegen Priesteranmaßung.

1. Als sie (Helena) eine gute Weile so an Meiner Brust in ihrer Liebe höchstem Enthusiasmus schwelgt, so kommt der Pater Cyprian etwas näher hinzu und sagt: „No, no, ich glaube, die will Dich schon ganz allein besitzen! Was wird denn hernach auf uns überkommen? Diese Robertus-Gemahlin scheint Dich, o Herr, nicht nur über alles zu lieben, sondern sie ist in Dich ganz eisen- und nagelfest verliebt, und das scheint mir denn doch ein bisschen zu viel zu sein. Siehe, die allerseligste Jungfrau und noch eine Menge hier anwesende seligste Jungfrauen und andere Frauen lieben Dich sicher auch über alles, aber solche Spanbonaden [Sperenzchen] machen sie denn doch nicht. Du bist zwar der Herr, und ich werde Dir ewig nichts vorschreiben; aber etwas sonderbar kommt mir diese Geschichte doch vor! Denn die verbeißt sich ja förmlich in Dich. Nein, so ein verliebtes Ding habe ich aber doch in meinem ganzen Natur- und Geistesleben nicht gesehen. Sie gibt noch nicht nach.“

2. Rede Ich: „Gelt – das nimmt dich wunder! Und es wandelt dich auch zugleich so ein kleiner Ärger an! Aber Ich sage dir: Es ist nicht gut dem, der an Mir ein Ärgernis nimmt! Und wieder sage Ich dir: Wer Mich nicht liebt wie diese Helena, wahrlich, der wird an Meinem Reich einen ganz geringen Anteil haben!

3. Liebtest du Mich auch wie diese, so würde dich ihre Liebe nicht ärgern und dir nicht übertrieben vorkommen. Aber da du an der wahren Liebe viel ärmer bist denn diese da, so ist dir ihr großer Reichtum ein Dörnchen in deinen Augen, und dich geniert darum ihre große Liebe. Aber was dabei Mich Selbst betrifft, so sage Ich dir, dass Mich ihre große Liebe nicht im Geringsten geniert. Aber deine Bemerkungen haben Mich wahrlich ein wenig zu genieren angefangen.

4. Dass da die Mutter Maria und noch eine Menge anderer Weiber ihre innere inbrünstige Liebe zu Mir nun hier im Paradies nicht auf eine also offenbar auffallende Weise äußern, liegt der Grund darinnen, weil sie als schon lange rein himmlische Wesen dieselbe Liebe innerlich in sich bergen, die diese Helena nun äußerlich erscheinlich kundtut. Nun weißt du genug und trete ein wenig in den Hintergrund, da sonst diese ihrem Herzen nicht den Mir erwünschtesten freien Lauf lassen könnte.“

5. Spricht der Franziskaner noch ein wenig verweilend: „Herr, so aber mein Herz zu Dir in aller Liebe auch so heftig sich entzünden möchte, als wie das dieser Helena nun, werde ich da auch noch im Hintergrund zu verbleiben haben oder verweilen müssen?“

6. Rede Ich: „Die wahre Liebe ist hier der allein gültige Maßstab, nach dem es bemessen wird, wie nahe sich jemand bei Mir befinden kann. Hast du eine rechte, von allem Eigennutz freie Liebe, da bist du Mir auch am nächsten. Je mehr Fünklein aber aus deinem Herzen emporsprühen, die da zucken nach Eigennutz, desto weiter kommst du dann von Mir zu stehen!

7. Siehe, die römischen Bischöfe halten nun Sitzungen auf der Erde über ihre kirchlichen Dinge, als da sind Geld, Ansehen, Konzessionen über noch weitere und fernere Verfinsterungen der Menschen. Dazu treibt sie der Eigennutz, und sie sind daher ungeheuer ferne von Mir, und ihre Sitzungen werden fruchtlos und ihr Rat unnütz sein und bleiben. Und das darum, weil sie sich ein Vorrecht bei Mir anmaßen, und Ich sage dir: Diese sind die allerletzten.

8. Wer da vorgibt, dass er Mich liebe, ist aber dabei um Meine Liebe, über die Ich alleine Herr bin, andern neidig, der ist Mein Freund nicht und Meiner Liebe nimmer wert! Und wer da sagt: ‚Nur durch diese oder jene bußfertige Weise kannst du dich der Liebe Gottes und durch sie des ewigen Lebens versichern‘ – der ist ein Lügner und gehört zu seinesgleichen in die Hölle. Denn Ich bin ein Herr und liebe, wen Ich will, und bin gnädig, wem Ich will, und mache selig, wen Ich will, und binde Mich nie an eine gewisse, von herrsch-, ehr- und selbstsüchtigen gemästeten Propheten erfundene und die schwache Menschheit in schwersten Ketten aller Knechtschaft haltende Art und Weise. Wehe allen solchen, die Meine Liebe an die Menschheit auszuspenden – als dazu angeblich allein das Recht habend – sich erfrecht haben! Ihr Recht soll ihnen bald ganz enorm verkürzt werden! Und sie werden es ehestens mit allen Laternen suchen und doch keines mehr finden.

9. Und siehe, du Mein Freund Cyprian, gleich wie die römischen Bischöfe nun auf der Erde ihre löblichen Sitzungen und Beratungen halten, durch die sie nichts als bloß nur ihre alte Herrlichkeit, Macht und ihren Glanz reserviert haben, während ihnen um das wahre Heil Meiner Völker noch bei Weitem weniger gelegen ist als dir um den Schnee, der tausend Jahre vor Adam der Erde gemäßigten Zonen ein weißes Kleid lieh – ebenso ist in dir auch noch etwas echt Römisch-Katholisches, das dieser Meiner lieben Tochter Meine Liebe beneidet und dein Herz deshalb mit einem geheimen Ärger erfüllt. Und darum sagte Ich auch zu dir, dass du darob in den Hintergrund zurücktreten sollst, weil dein Neid und dein Ärger diese Meine liebe Tochter in ihrer Liebe zu Mir beirrt. Aber gebieten will Ich es dir darum dennoch nicht, weil du vor Mir auch schon einige Proben von einer etwas geläuterten Liebe abgelegt hast. Kannst du bleiben, so bleibe! Gestattet dir aber dein geheimer Neid und Ärger das Bleiben nicht, da gehe!“

10. Der Franziskaner macht dabei ein ganz trübes Gesicht und sagt so mehr bei sich: „Nein, so streng hatte ich mir Ihn nimmer vorgestellt! Du mein Gott und mein Herr, was wird denn aus mir, so Er mir die Türe weist? Ja, ja, Er hat ewig recht, an uns römisch-katholischen Pfaffen ist kein gutes Haar vorhanden. Aber was wird aus uns, was mit uns, so Er uns gehen heißt? In den Hintergrund soll ich zurücktreten – wo ist dieser? Was hat vor Gott dies ominöse Wort zu bedeuten? Aber ich kann ja auch bleiben, sagte Er auch. Bin ich aber auch geeignet, zu bleiben? Bin ich frei vom Neid und Ärger? Nein, leider nein, ich bin noch stark ein Pfaffe! Aber es soll, es muss anders werden! Ja, ja, der Herr sagte mir auch früher einmal, dass die Menschen ihrer Seele und ihrem Leib nach aus dem gefallenen und gerichteten Satan sind, und das entsprechend aus einem oder dem anderen Teil des Fürsten der Lüge. Ich werde sicher aus dessen Hörnern sein, weil in meinem Herzen sich stets von Neuem nichts als lauter abstoßendes Zeug beurkundet. Und noch andere Dinge werden aus seinem bösesten Herzen selbst sein, weil sie aus nichts als Neid, Geiz, Herrschsucht, Hochmut und aus noch einer Menge dergleichen Teufeleien zu bestehen scheinen. O Herr, treibe auch bei mir den Satan aus!“

11. Sage Ich: „Nun kannst du schon wieder hier beim Ludwig und seinem Freund verbleiben! Bespreche dich aber unterdessen mit deinem Kollegen Thomas und seinem Freund Dismas – die werden dir das Teufelsrestchen schon austreiben!“

12. Der Cyprian tut nun das viel heiteren Angesichtes. Ich aber berufe den Robert zu Mir.

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