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Kapitel 162 Robert Blum, Buch 2

Reise zweier Engel durch das denkwürdige Museum im Hause R. B. Helena, im intimsten Verkehr m. d. HErrn, darf Ihn fragen, um sie Interessirendes: über 1) Johs. 21,35, 2) Fall Luzifers, 3) über die Hölle, ob und für wen sie ist?

1. Es sieht sich aber auch die Helena nach dem Robert Uraniel um, und da sie ihn nirgends ersieht, so fragt sie Mich gar überaus sanft, wohin nun der Robert mag entschwunden sein samt dem Engel, der ihm das Sternengewand aus dem Himmel gebracht hat.

2. Ich aber frage noch sanfter die Helena, ob es ihr bange sei um den Robert Uraniel? – Und sie erwidert (Helena:) „O Du heiligster süßester Vater! wie könnte mir das sein an Deiner von der heiligsten, höchsten und reinsten Liebe erfüllten Brust? Wohin könnte Robert auch gelangen, daß er Deinen Augen unsichtbar würde? Wer aber im Lichte Deiner Augen wandelt, der verirrt sich sicher ewig nimmer, und kommt wieder begleitet von einer heiligen Freudenthräne aus Deinem Vaterauge; und begrüßt von seiner an Deinem Herzen ruhenden Liebe; o, er wird nun sehr viele und sehr große Wunder Deiner Allmacht, Weisheit und Güte schauen; und so er wiederkehren wird, was wird er uns, die wir in Deinem endlosen Geisterreiche noch ganz und gar nicht bewandert sind, alles für Herrlichkeit zu erzählen wissen! – o das wird recht herrlich sein!“

3. Rede Ich: „Ja, ja, so wird es auch sein; aber was meinst du denn, könnte Ich dir unterdessen etwa nicht auch so einige sehr merkwürdige Wunderdinge erzählen, die vielleicht noch seltsamer wären, als jene, die du nun traulich vom Robert Uraniel erwartest; was meinest du da?“

4. Spr. die Helena: „O liebster heiligster Vater, das könntest Du freilich unendlichmale besser, als alle zahllosen Engel aller Deiner Himmel; aber darum Dich zu bitten – würde ich wohl ewig mir nicht getrauen. Denn du bist da zu endlos groß, mächtig und heilig; und so Du mir etwas erzählen würdest aus Deiner höchst eigenen Gottesgeschichte, so würden wohl etwa Trillionen von Erdjahren erforderlich sein, bis ich etwa nur ein Wort aus Deinem Munde so recht in der Tiefe fassen könnte, obschon ich sehr neugierig wäre, von Dir dem Schöpfer aller Dinge, über so Manches etwas zu vernehmen.

5. Von für mein Herz besonders hohem Interesse wäre es, von Dir zu erfahren, worin etwa doch das bestanden haben mochte, was Du o Herr, mit Deinen lieben Aposteln nach Deiner heiligsten Auferstehung magst gesprochen haben, daß darüber der Evangelist Johannes sagte (Joh. 21,25): Du habest aber noch vieles mit ihnen geredet, was er nicht aufgezeichnet habe; denn hätte er es auch aufgeschrieben in viele Bücher, so würde sie die Welt doch nimmer fassen und begreifen mögen! ich habe auf der Erde einst von einer luthrischen Freundin das Neue Testament zum Lesen bekommen, und muß es hier zu meiner Schande gestehen, daß mir nichts so sehr meine Neugierde unbefriedigt gelassen hat, als eben diese nun erwähnte Schlußbemerkung des Ap. Johannes. Ja, so Du, o heiligster Vater, mir darüber irgend eine Erleuchtung möchtest zukommen lassen; o da mußt Du ja ganz entsetzlich wunderbare Sachen Deinen lieben Aposteln kund gethan haben.“

6. Rede Ich: „Ja freilich wohl, Du Meine liebste Helena; aber dieselben Sachen und Geschichten waren dir so großartig und tief, daß du sie auch in der Geisterwelt unmöglich fassen und begreifen könntest; aber es wird schon noch in der Kürze eine Weile kommen, wo du das alles sehen und verstehen wirst; denn in Meiner großen Himmelsbibliothek sind derlei Dinge allergetreuest und bestens aufbewahrt. Wenn du einmal zu dieser Meiner großen Bibliothek gelangen wirst, da wirst du ein vollkommenstes Evangelium zu lesen bekommen! Daher verlange du von Mir nun nur irgend eine andere Geschichte!“

7. Spricht die Helena: „O Du süßester Vater, so erzähle mir etwas von dem Falle des Luzifer; denn das ist auch so etwas, das mir auf der Welt stets dunkel geblieben ist.“ – Rede Ich: „Meine Allerliebste! auch das wäre etwas zu früh noch für dein Herz; denn diese Geschichte würde dich zu sehr angreifen! darum wähle dir lieber etwas anderes!“

8. Spricht die Helena: „O heiligster liebster Vater! so sage mir denn, da Du mich schon aus Deiner höchsten Liebe aufgefordert hast, Dich um etwas anderes zu fragen, was es denn da mit der Hölle, von der auf der Erde von den Geistlichen beiweitem mehr als von den Himmeln geprediget wird, für eine Bewandtniß hat, und wer so ganz eigentlich in die Hölle kommt? Oder giebt es eine Hölle, oder giebt es keine? Denn sieh, Du liebster und heiligster Vater und Herr und Gott Jesus! ich war auf der Welt doch gewiß schlecht genug, ein schlawutzigs Wiener Früchtl, wie man nur eines suchen kann; 10 000 Liguorianer, so sie mich gekannt hätten, samt dem Papste und samt allen andern Geistlichen hätten mich ohne alle Gnade und Barmherzigkeit in die Hölle festweg verdammt; ich muß es wahrlich jetzt noch zu meiner großen Schande eingestehen, daß ich sie deshalb gar nicht einmal eines Unrechtes in meinem Herzen hätte beschuldigen können; und trotz aller meiner Schlechtigkeit bin ich nun dennoch seligst hier bei Dir, mein Gott und mein Herr! Und so dürften noch so Manche hier in Deiner heiligsten Gesellschaft sich des ewigen seligsten Lebens freuen, von denen auf der Erde so mancher Erzpapist sagen würde: Nein, das ist denn doch zu arg! Diese Kerls sind denn doch schon sogar für die Hölle zu schlecht; und siehe, sie sind hier in Deinem Heiligthume, freuen sich ihres Daseins, und loben in ihrem Herzen nun zarten Lämmern gleich Deine unendliche Güte, Weisheit, Macht und Stärke! Wie schlecht müssen sonach Jene sein, die da in die Hölle kommen, so es überhaupt eine giebt!“

9. Rede Ich: „Meine allerliebste Helena! sieh', diese deine Frage ist nicht ganz ohne Interesse, und die Beantwortung wird nicht ohne Nutzen sein; aber anstatt dir darüber ein Langes und Breites zu erzählen, werde Ich dir so ein höllisches Individuum vorführen lassen, das nun gerade auf dem Sprunge ist, in die Hölle zu kommen, und auch sicher und zwar in die unterste Hölle kommen wird. An diesem argen Wesen wirst du am allereinleuchtendsten ersehen, wer so ganz eigentlich in die Hölle kommt. Denn es giebt eine Hölle, die in 3 Grade geschieden ist; und da ist der unterste der allerschlimmste; und du wirst Mich dann loben, so du ersehen wirst, wer, wie und warum – in die Hölle kommt. Fürchte dich aber nicht; denn der Arge wird sogleich da sein.“

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