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Kapitel 163 Robert Blum, Buch 2

Auftrag an Petrus und Paulus, den Raubmörder Kado vorzuführen. Des Petrus vergebliche Liebesmühe um Gewinnung des frechen Geistes.

(Am 27. Jan. 1850)

1. Ich berufe darauf Petrus und Paulus zu Mir und sage zu ihnen: „Ihr beiden geht hin und bringt Mir den Kado, der vor zehn Erdtagen in diese Welt kam, hierher! Es ist fürs Erste sein Wunsch und fürs Zweite, damit diesen neuen Brüdern auch der leiseste Schimmer von der Meinung benommen werde, als stecke da hinter Mir trotz aller Meiner Liebe etwas Despotisch-Tyrannisches. Also geht hin und bringt ihn!“

2. Die beiden verschwinden nun urplötzlich und sind aber in diesem Moment schon auch bei dem berüchtigten Kado. Als sie sich also, wie aus den Wolken gefallen, plötzlich bei ihm befinden, so prallt er förmlich zurück und schreit: „Alle Teufel! Was sind denn das für zwei Bestien mit Menschenlarven? Wahrscheinlich so ein paar lumpige arme Schlucker schon wieder! O du verfluchtes Bestienvolk, das wird mich noch an den Bettelstab bringen!“

3. Spricht Paulus: „Freund, wir kommen nicht, um von dir irgendein Almosen zu erbetteln oder irgendein Geld zur Leihe zu nehmen. Denn dergleichen bedürfen wir nicht, da uns ohnehin alle Schätze der Himmel und der Erde zu Gebote stehen. Aber etwas anderes haben wir mit dir vor, was dir viel heilsamer wäre denn alle Schätze der Erde. Und das besteht darin, dich, so noch möglich, vor dem ewigen Tod in der Hölle zu retten. Denn du warst auf der Erde ein vollendeter Teufel in Menschengestalt und sonach ein schon ganz höllisches Wesen und stehst nun in der Geisterwelt auf dem Sprung zur untersten Hölle und [bist] eigentlich deinem Innern nach schon lange in ihr. So du es aber nun noch willst, so haben wir die Macht und das Vermögen, dich davon zu retten. Aber du musst uns folgen und alles das willigst tun, was zu tun wir dir anraten werden.“

4. Spricht Kado: „Was – was – was – faselt ihr zwei Hauptspitzbuben da?! Bin ich denn je gestorben? Bin ich nicht mehr auf der Erde etwa im Besitz aller meiner Güter, meines Goldes und Silbers? O ihr feinen schwarzen Jesuitenkanaillen! Auf welch eine feine Art ihr mir einige Goldstücke herauslocken möchtet für einen Himmel, den es nirgends gibt, und mich erretten von einer Hölle, die nichts als eine Erfindung hungriger und arbeitsscheuer Pfaffen ist. Seht, dass ihr weiterkommt, sonst rufe ich alle meine Hausteufel zusammen und lasse euch mit meinen bösesten Hunden hinaushetzen. Da schaue man einmal solche Lumpen an! Von der Hölle retten und den Himmel verschaffen könnten sie einem – ums Geld! Schaut, dass ihr weiterkommt, sonst werde ich euch sogleich Himmel und Hölle austreiben!“

5. Spricht Paulus: „Freund, solche Rede aus deinem Mund ficht uns nicht an! Und, wie du es leicht merken kannst, wir haben keine Furcht vor dir! Aber das sei dir gesagt, so du uns nicht gutwillig folgst, da wirst du unsere Gewalt zum Verkosten bekommen! Denn für das ist schon gesorgt, dass dir auf dein Rufen keine Teufel zu Hilfe kommen und deine bösen Hunde uns nicht beißen werden. Wir wissen es übrigens sehr wohl, wie du auf der Erde zu deinem großen Reichtum gekommen bist. Da waren wohl eine schwere Menge hungriger Teufel in deinen Diensten, und ein Heer großer reißender Hunde umlagerten dein Schloss, fiel Reisende an, hielt sie fest, bis deine Hausteufel kamen und sie um ein bedeutendes Lösegeld von den Bestien befreiten. Wohl bist du öfter geklagt worden; aber die Kläger richteten nichts aus, weil die Richter in deinem Sold standen! O wir könnten dir von deinen Räubereien vieles erzählen, so hier der Ort dazu wäre. Aber am rechten Ort wirst du deine unmenschlichsten Gräueltaten alle vor dir erschauen, und es wird sich da zeigen, ob du vor ihnen einen Abscheu und eine wahre Reue bekommen wirst. Wirst du das, so bist du noch zu retten. Wirst du aber das nicht, so ist die unterste Hölle dein Anteil! Und nun komme mit uns gutwillig, sonst werden wir Gewalt brauchen!“

6. Schreit Kado: „Ihr Hunde! Ihr wollt mir Gewalt antun!? Alle Teufel herbei! Wir wollen sehen, wie weit ihr mit eurer Gewalt ausreichen werdet!“ Er harrt eine Weile unter grässlichem Zähneknirschen auf seine Hausteufel. Aber es kommt niemand und kein Gebell irgendeines Hundes lässt sich von irgendwoher vernehmen. Auch sein Schloss, das er bisher noch immer, wie auf der Welt, als sein vermeintliches Eigentum vor sich sah, samt den Gärten und Äckern, Wiesen und Waldungen, fängt an, sich ganz neblig zu gestalten und zu verrinnen gleich einer Eisrosette auf einer Glasscheibe, so sie von einer erwärmten Luft bestrichen wird.

7. Als er solches nur zu ersichtlich zu merken beginnt, da schreit er auf: „Verrat, Verrat! Ihr elenden Hunde, ihr habt mir etwas angetan! Fort mit euch! Weicht von mir, ihr Hunde! Bei allen Teufeln, ich will euch nicht folgen! Ihr seid ein paar Zauberer, ihr habt meine Sinne verhext, meinen Augen habt ihr Gift eingestreut! Hinweg, hinweg von mir, ihr Höllenhunde!“

8. Bei diesen letzten Ausrufen aber befindet sich Kado schon vor Mir und der Helena wie auch vor allen den anderen Gästen, ohne aber außer Petrus und Paulus uns zu sehen. Die Helena erschrickt vor ihm, indem er vor Zorn förmlich glüht und dampft. Aber Ich stärke sie, dass sie ihn ruhiger betrachten und behorchen kann. Ich aber gebe nun Peter den Wink, mit dem Kado einen Bekehrungsversuch zu machen und ihn auf Augenblicke paradiesische Parthien schauen zu lassen.

9. Petrus beginnt sogleich äußerst weise gar sanfte Worte an den Kado zu richten und sagt: „Freund Kado, sei vernünftig! Sieh, die Erfahrung aller Zeiten muss dich ja belehrt haben, dass auf der Erde alle Güter eitel und nur zu sicher und zu bald vergänglich sind, und dass am Ende der Reichste wie der Ärmste das ganz gleiche Los des Sterbens miteinander vollends ungeschmälert teilen. Alles Fleisch muss sterben, wie alle Materie vergehen; nur der inwendige Geist bleibt unverwüstbar. Sieh, du bist gestorben dem Leib nach, und lebst nun nur in deiner mit Geist erfüllten Seele unverwüstbar fort. Hänge daher nicht mehr an dem, was für dich wie für jeden, der das Zeitliche verlassen musste, für ewig vergangen ist. Bekenne aber deine großen Weltschulden vor uns, und wir wollen für dich Zahler sein und dich dann aufnehmen in unsere bessere, wahre und für ewig beständige Welt, in der es dir ewig nimmer an was immer gebrechen soll. Da sehe hin gen Morgen! Alle jene herrlichen Ländereien und Paläste sind unser, und du sollst sie haben! Aber deine Schulden musst du uns bekennen, auf dass wir sie auf uns nehmen können!“

(Am 30. Jan. 1850)

10. Kado sieht flüchtig gen Morgen hin und beschaut die herrlichen Ländereien. Nach einer Weile sagt er ganz höhnisch: „Wisset, Mäuse und Ratten fängt man am leichtesten vermittelst eines Köders, und so manche Narren zahlen ein doppeltes Entree [Eintrittsgeld] ins Theater, so ihnen ein Döbler [bekannter Zauberkünstler] Nebelbilder zeigt. Aber so ein dummer Hecht bin ich nicht, dass ich sogleich in die Angel bisse, so an deren Spitze statt einer Goldmücke ein Pfifferling steckt. Glaubst du, dummer Tagdieb, ich werde deinem Blendwerk irgendeinen Beifall zollen? O da bist du in großer Irre! Ich weiß es, was und wer du bist, und kenne auch mich sicher sehr genau. So ich nun außer dem Leib bin, da bin ich umso freier und werde tun, was mich freut. Aber ein dummer Jude wird mir nie ein Wegweiser sein! Verstehst du dieses? Dümmster Esel! So du schon solch eine Macht besitzt, mittelst welcher etwa gar alle Berge der Erde vor dir sich verneigen müssen, was hast du denn nach meinen Schulden auf der Erde zu fragen? Bist du so allmächtig und allweise, so wirst du ja doch auch irgend von woher schon lange erfahren haben, worin sie bestehen! Sehe sie an und berichtige sie dann auch, wenn du schon so eine Lust zum Schuldenzahlen für andere hast. Was gehen dich aber überhaupt meine Verbrechen an? Habe ich dich denn um deine je gefragt? Schaut dass ihr bald weiterkommt, sonst werdet ihr an mir den rechten Teufel finden! Habe ich euch etwa angerufen gleich irgendeiner alten Betsau? Nein, das tut ein Kado, der Schrecken der Wüste Armeniens, nimmer! Denn Kado ist mehr, als was ihr dummen Schöpse euch von eurem Gott Abrahams, Jakobs und Isaaks eingebildet habt. Kado ist ein Herr, und die Erde bebt vor seinem Namen! Aber euer Jehova ist ein Bettler und ein Hauptpfuscher in allen Dingen. Glaubst du, ein Kado kennt etwa den Jehova nicht und seine ans Kreuz gehängte Jesuspfuscherei? O ein Kado kennt alles, sogar seine ganze Lehre kennt er besser als du, der du sein Fels hättest sein sollen für alle Zeiten. Aber der Fels ist anstatt aus der festen Steinmasse aus der Schafbutter angefertigt worden und daher auch zerronnen; und somit ist von diesem Felsen auch nichts anderes übrig geblieben bis auf diese Zeiten, als dessen nichtssagender Name und eine Menge hölzerner Statuen, Bilder und falscher Reliquien! Du bist der Peter und dein Begleiter ist der etwas gescheitere Paul, Saul oder Faul; der letzte Name dürfte der ganz richtige sein. Sagt mir lieber, was es denn da mit eurem Meister, also in dieser Geisterwelt, für eine Bewandtnis hat. Richtet er noch fleißig die Toten und die Lebendigen? Ist er auch so dumm, als wie ihr es da seid?“

11. Spricht Petrus: „Der hat uns eben an dich abgesandt, auf dass wir dich vor dem ewigen Untergang erretten sollen!“ – Spricht Kado: „Warum ist Er denn nicht lieber selbst gekommen? Er hat sich vielleicht bei den jetzt sehr häufig vorkommenden Gerichten verkühlt und hat darauf einen Schnupfen bekommen und wird jetzt nicht ausgehen können? Daher hat Er euch als seine wahrscheinlich ersten Gesellschafter, die sich schon durch ihren warmen Hauch bei seiner Geburt um Ihn verdient gemacht haben, an mich abgesandt, auf dass ihr auch mich erwärmen sollt durch euren starken Atem. Aber der Kado ist kein Schaf, als wie es der zu Bethlehem in einem Schafstall geborene Messias der Juden war, darum ihm dann auch seine Landsleute am Kreuz ihre Ehre bezeugt haben. O ihr dummen Schöpse! Meint ihr denn, dass ein Kado auch so dumm ist und lässt sich bei der Nase herumziehen, als irgendein hungriger Jude? O weit geirrt, meine lieben Schafe Gottes. Der Kado ist ein Löwe und ewig nimmer ein Gottesschaf. Versteht ihr das? So ihr zu eurem Meister kommt, so richtet Ihm einen schönen Gruß aus von mir und sagt Ihm, dass es mir sehr leid tut, dass er auf der Erde kein Kado, sondern ein ganz gemeines Schaf war.“

12. Spricht Petrus: „Freund, auf diesem Weg wirst du nicht weiterkommen! Dieser dein Weg führt zur Hölle und zur ewigen Qual aus dir selbst! Denn du bist verdorben bis in die innerste Faser deines Lebens! Damit du aber weißt, wer nun Jesus der Gekreuzigte ist, war und ewig sein wird, so sage ich es dir als einer Seiner getreusten Zeugen: Er ist Gott, der Einige und Alleinige, der Ewige, ein Herr und Meister, heilig in der ewigen Unendlichkeit! Er allein kann dich erhalten, aber auch fallen lassen für ewig! Sehe noch einmal hin gen Morgen den Himmel offen; sehe aber auch gen Mitternacht der Hölle Rachen weit aufgetan! Wohin willst du ziehen? Kein Gott wird dich richten und kein Engel und wir beide auch nicht; aber dein Wille sei dein Richter!“

13. Spricht Kado: „Also dort der sogenannte Himmel, und da gegen Mitternacht die romantische Hölle? So, so, das ist sehr schön! Was kostet denn dieses von euch hergezauberte Spektakel? Ihr seid ja ein paar Magier non plus ultra. Sagt ihr mir, ist die Hölle alter jüdischer Fasson, oder neu-römisch-katholisch, griechisch, türkisch oder ostindisch? Der Himmel ist persisch.“

14. Spricht Petrus: „Kado, Kado! Du bist ein frecher Geist und treibst einen schnöden Unfug mit der unendlichen Güte und Erbarmung Gottes. Sieh, wir sind dir überaus wohlwollend gut und bereit, dir jeden wahrhaft nach der Ordnung Gottes ersprießlichen Dienst zu leisten, haben dich noch mit keinem nur einigermaßen harten Wort beleidigt, außer dass wir dir zeigten, wie es der Ungerechtigkeit [Urgerechtigkeit] Gottes gegenüber mit dir steht. Und du bist wie ein wütender Tiger gegen uns blutdürstigst entbrannt! Warum denn das, Freund? Sei doch gegen uns in deiner nur zu außerordentlichen Ohnmacht, wie wir im Besitz aller Macht aus Gott gegen dich sind, und wir werden uns leichter verständigen, als dies bisher der Fall war. Glaube es mir, der ich dich durch und durch kenne, dass es mit dir wahrlich äußerst schlecht steht! Nicht etwa von uns aus, sondern von der bösesten Liebe deines Herzens aus! Du kannst dir ewig nimmer helfen, denn zu verdorben ist dein Herz. Aber so du vor uns alle deine Missetaten bekennst und dadurch dein Herz vor uns auftust, so setzt du uns dadurch in den Stand, dass wir dein Herz ausfegen können. Verschließt du es aber stets mehr vor uns, so wird dein arger Unflat im Herzen erstarren, und es wird dann nimmer möglich sein, dich zu erretten vor dem ewigen Tod! Kado, bedenke doch diese heilsamsten und sicher freundlichsten Worte!“

15. Spricht Kado: „Ich bitte euch, erspart euch jede fernere Mühe und ärgert mich nicht vergeblich! Habt ihr es denn nie gehört, dass jene, die schon von Kindheit an gewohnt sind, zu herrschen, nimmer gehorchen können und wollen? Ihr könnt von mir nur im Weg meiner Gnade und Großmut etwas erreichen, aber auf dem Weg eures gut sein sollenden Rates werdet ihr ewig nichts von mir erreichen. Denn ein rechter König darf sich niemals raten lassen, so er für alle Zeiten sein gebieterisches Ansehen behaupten will; er muss allzeit herrschen.“

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