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Kapitel 171 Robert Blum, Buch 2

4. er aber weicht zurück einige Schritte, hebt einen Stein auf, und schleudert ihn der Grazie gerade an die Brust, und schreiet nun mit einer wahren Donnerstimme: 'Zurück Höllenbestie! Wenn Satan, dein Gebieter, kein besseres Verführungsmittel mehr hat, um einen armen Teufel noch tiefer in die Hölle hinab zu ziehen, als er ihn schon gezogen hat, da solle er sich heimspielen lassen. Glaubt denn dieses uralte der Gottheit widerspänstige Rindvieh, Vögel meines Gelichters werden auch so recht dummsten Weltfinken, Gimpeln und Zeisigen gleich sich auf seine alten saudummen und alles Leimes baren Spindeln setzen, und sich dann von ihm fangen lassen? Da irrt er sich; ein Aar setzt sich nie auf eine Leimspindel; saget das eurem Ochsen von einem Gebieter!'

5. Aha, nun spricht die zweite Kameradin, nach der Kado noch keinen Stein geworfen hat (Höllengrazie): 'Aber lieber Freund? Du irrst dich gewaltig über unsere große Fürstin Minerva; siehe, sie kennet deinen großen Geist, und will dir durch uns, als ihren Genien, eine kleine Vorauszeichnung zu theile werden lassen, nach der sie im höchsten Majestätsglanze ihrer Macht und Kraft dir liebreichst entgegen kommen wird, um dich einzuführen zu den allerhöchsten Ehren, dieweil du der Einzige warst, der diesen von der alten außer allen Kurs gekommenen Gottheit gegen einige Feiglinge der großen Fürstin gerichteten Feuerwogen den beharrlichsten Widerstand geleistet hat. Erkenne daher die höchste Gnade, die dir deiner unbezwingbaren Kraft wegen die allerhöchste Fürstin der ganzen Unendlichkeit zuerkannt hat!'

6. Spr. Kado: 'Ist eure hohe Fürstin auch so dumm, oder vielleicht noch dummer als ihr hundsgemeinsten Höllenfetzen?!' – Spr. ganz pomphaft die Ungesteinigte: 'Was ist doch das für eine entsetzliche Frage! Die hohe Minerva, die Göttin aller Weisheit, bei der sogar alle Götter in die Schule gehen müssen, sogar Zeus und Apoll nicht ausgenommen!' – Spr. Kado: 'Oh! ja das habe ich nicht gewußt, daß hier das alte Göttergesindel auch noch existirt; ihr seid gewiß auch eine Art von Göttinnen?' – Spr. sie: 'No freilich, ich bin ja die berühmte Terpsichore! und diese hier, nach der du grausamer Maßen einen Stein geschleudert hast, ist die herrliche Euphrosine! Die Arme leidet nun einen starken Schmerz; aber sie leidet ihn geduldig aus großer Liebe zu dir!'

7. Spr. Kado: 'No, no, nun weiß ich genug, um euch mit aller Macht meines unbeugsamsten Ernstes sagen zu können, daß ich die Minerva im höchsten Grade verachte, und von ihr ewig nie eine Ehre annehmen werde. Saget ihr, ich bin zwar ein entschiedener Feind eines gewissen Juden Je- Jes- ja, ja, so heißt er, Jesus, richtig Jesus heißt er, und bin auch mehr oder weniger ein Feind seiner Lehre in mancher Hinsicht; aber so ich nun diesem verachteten Judenprofeten als ein Esel Dienste leisten solle, so bin ich dazu beiweitem eher erbötig, als von eurer Minerva die höchste Ehre anzunehmen. Und nun fahret ab, ihr sauberen Geniusinnen; aber sehet zu, daß euer Tanzboden nicht zu heiß wird.' – Spr. sie: 'No warte nur, da wir dich nicht erweichen können, so sollst du die Minerva selbst zu sehen bekommen, aber von ihr keines Blickes gewürdigt werden!' – Spr. Kado: 'O, das wird mir sehr angenehm sein, aber hauptsächlich 's Letzte, verstanden!?'

8. Nun entfernen sie sich, und hüpfen ihren Solopas unter die andern vielen und höchst zahlreichen Gruppen fort; und nun verlieren sie sich so ganz und gar, daß ich sie nimmer irgendwo mehr zu entdecken vermag. Aber nun wird das Glühmeer schon wieder unruhiger; die Wogen fangen an stärker zu gehen, und die Oberfläche wird glühender und daher sicher auch leuchtender. Die zahllosen Tänzerinnen fliehen nun wie von höchster Angst gepeitscht in wildester Unordnung über die schreckliche Oberfläche gegen die allerscheußlichst aussehende Grotte hin, und stürzen sich unter gräßlich tönendem Schmerzgestöhne und Schreien des Entsetzens in einen wahrscheinlich alle meine Einbildungskraft weit übersteigend furchtbarsten Abgrund.

9. Der Kado macht hier selbst eine sehr bedenklich kleinlaute Miene, und sagt nun bei sich selbst: 'No, no, die Gottheit sei aller Kreatur gnädig! Und so an der Hülfe des Profeten Jesu, der ein Liebling der Gottheit sein solle, etwas reell Wirksames ist, so helfe auch er; denn diese Qualen sind für jedes lebende Wesen, ob Leib, Seele oder Geist, denn doch zu unaussprechlich groß und hart. Uebrigens muß die weiseste Minerva diese ihre Dienerschaft eben nicht gar zu artig empfangen haben, weil sie gar so entsetzlich haben Wehe zu klagen angefangen. O Du große allmächtige Gottheit! habe ich auch eine Strafe verdient, so lasse mir nur ein Bischen Gnade für ein zu scharfes Recht widerfahren. Denn diese Strafe für zeitliche Vergehen, wie sie auch immer beschaffen sein mögen, ist doch als ewig während zu ungeheuer unverhältnißmäßig allerschrecklichst grausam. Lasse uns zu nichts werden, und wir sind für ewig damit zufrieden; denn der nicht ist, dem ist doch sicher alles recht. Ich habe Dir, Du allmächtigster Gott, wohl ehedem trotzen wollen, als ich noch nicht verkostet habe des gräßlichsten Schmerzes Macht; aber nun ich schon verkostet habe so eine wahrscheinlich nur höchst geringe Einleitung zum großen ewig dauernden höllischen Schmerzenstraktamente, so ist mir auch wahrlich für ewig alle Lust vergangen, mich Dir je wieder einmal widerspenstig zu bezeigen. Ich bin gewiß kein Feigling; aber was zuviel, ist zuviel! Zugleich aber danke ich Dir, Du große allmächtigste Gottheit, als ein wahrlich vielseitig ärmster Teufel für so viel Gnade, daß Du mich bis jetzt noch nicht in den Pfuhl geschleudert hast. O wie gräßlich qualvollsten Anblickes ist doch dieß erschrecklichste Glühmeer! Welch unerklärbarste Schmerzen müssen die empfinden, die unter seinen weißglühenden Wogen begraben ruhen, o eine erschrecklichste Ruhe!'

10. Hier wird Kado stille, und scheint zu weinen; ja, ja, er seufzet recht bitterlichst; und nun ruft er wieder aus in einem sehr klagenden Tone: 'O du elendstes Geschöpf! du für den höchsten Schmerz best befähigter Spielball in den Händen einer unerforschlichen ewigen Macht! Was ist dein Loos sonst wohl, als eine ewige allergräßlichste Verzweiflung im Gefühle deiner entschiedensten Ohnmacht! Die Erde ward dir beschieden, auf daß du durch ihre tausend Lockungen zu einem Teufel werden mochtest; dann ward dir der elende Leib genommen, und du stehest nun als ein nacktester und allerärmster Teufel, ein ewiger Fluch der unerbittlichsten Gottheit, vor den Pforten der ewigen Qual; und weil du ein Teufel bist, so reicht dir auf all dein Bitten auch keine helfende Macht irgend einen leisesten Hoffnungsstrahl zu einer Erlösung. Wo seid ihr beiden Freunde nun, die ihr mich vor einer noch nicht gar zu langen Weile habt ins Paradies bringen wollen? Damals war ich blind, und nun bin ich sehend; warum kommet ihr denn jetzt nicht zu mir, um mich zu retten als einen Sehenden, da ihr mich doch ehedem als einen Blinden habet retten wollen vor dem Abgrunde des ewigen Entsetzens? Aber ich schreie und weine nun vergeblich, denn das Jammergeschrei aus der verdammten Tiefe eines armen Teufels dringt nimmer an ein göttliches Ohr. Wer verflucht ist, der ist auch verflucht, und die ewige schmerzvollste Verzweiflung ist sein erschrecklichstes Loos. Wehe mir! dieß ist erst der Anfang, dem aber kein Ende folgen wird.'“

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