Help

jakob-lorber.cc

Kapitel 191 Robert Blum, Buch 2

(Am 16. Mai 1850)

13. Spricht hinzu die Helena: „Freunde! wahrlich wahr, es gehört viel dazu, um in das Himmelreich Gottes eingehen zu können. Wenn man auch schon, wie ich selbst, in der allerwahrsten Glühhitze der reinsten Liebe dem Herrn Selbst an der heiligen Brust gelegen hat, und da als ein Säugling gesogen die Gnadenmilch des Lebens, so nützt das aber dennoch, wie es hier ersichtlich ist, eben nicht gar viel; denn kommt man dann vor die eigentliche Hauptpforte des Himmelreichs, so findet man diese ebenso gut verschlossen, als Einer, der etwa in geradester Linie von unten hergekommen. Es ist wahrlich höchst sonderbar; mich schenirt nun hier nichts, als dieß herrlichste Strahlengewand; wenn ich so ein ganz ordinäres Bauernkleid statt diesem strahlenden hätte, so würde mich diese Verweigerung des Eintrittes in das eigentliche Himmelreich beiweitem weniger scheniren. Der Sauhalter muß auch als solcher bekleidet sein, sonst wird ihm entweder sein Amt, oder er ihm selbst zu einem – Ueberdrusse werden. Wahrlich wahr, bei dieser Geschichte könnte man auf den Herrn ordentlich ungehalten werden. Früher Milch und Honig von bester Qualität, und nun eine tinctura amara darauf, und an der Stelle des Himmelsbrodes, das man ehedem schon im wahren Uebermaße genossen, kommt nun eine Hafergrütze, Prosit Mahlzeit! No, gespührest du so was, Robert!? Das wird eine sonderbare himmlische Süßigkeit abgeben. Aber wenn ich arme Närrin nur dieses dummen Kleides loswerden könnte. Mich schenirts nun schon ganz entsetzlich! Gefällt, mein geliebtester Robert, dir noch dein uranisches Sternengewand?“

14. Spricht Robert: „Wäre mir gleichwohl auch ein anderes um eine ganze Million lieber, aufrichtig wahrgesprochen; ich komme mir nun in diesem göttlichen Sternenkleide wie so ein gefoppter himmlischer Esel vor. Bei Gott, eine lederne Hose, und eine Jacke vom gröbsten grauen Tuche wäre mir um ein ganzes Leben lieber. Ich habe mich aber in meinem ganzen irdischen und geistigen Leben nie so impertinent wahrhaft bettpisserisch geschämt, als dießmal in diesem fatalen Himmelsgewande. Wenn ich es nur gegen ein anderes vertauschen könnte.“ – Spricht die Helena: „Ich gäbe das meine um den allerschmutzigsten Küchenfetzen her; denn es giebt wahrlich nichts Erbärmlicheres als zu tragen ein Königsgewand auf einer Sauhaulterwiese.“

15. Spricht Kado: „Meine liebsten Freunde, ihr redet mir aus dem Herzen; das muß auch Christus als Gott und Herr der Unendlichkeit tief, gewollt und gefühlt haben, da Er so oft gegen die Kleiderpracht so sehr geeifert hat, und trägt auch als Herr der Unendlichkeit hier im Reiche alles Lichtes wahrlich das lichtloseste ganz allereinfachste Kleid. Ich bin selbst ein größter Feind von jeder Kleiderpracht, mag sie nun auf der Welt materiell, oder hier im Reiche des Geistes geistig sein. Wahrscheinlich sind die Prachtgewande in den Himmeln, mit denen die weisen Engel angethan sind, jene Flecken an ihnen, die das reinste Gottesauge an ihnen ersieht. Denn es heißt irgendwo in der Schrift: Auch an den Engeln erschauet Dein Auge, o Herr, Mängel! Daher gebe ich euch ganz recht, daß ihr euer für hier unpassendes, prachtvollstes Himmelsgewand verabscheuet; aber wo nun ein anderes hernehmen? Daher behaltet es, so lange kein anderes zu bekommen sein wird. Sehen kann uns offenbar doch kein Vierter, weil er nicht da ist; wir drei aber wissen es ja, was wir davon zu halten haben. Deßhalb sollen euch diese strahlenden Himmelsfetzen auch gar nicht scheniren, haben sie nur vorerst in euren Augen keinen Werth, dann ist alles wohl gut und recht; denn in meinen Augen hat solch ein selbst himmlischer Flitter nie einen Werth gehabt. Aber was werden wir nun vor dem Oeffnen der Pforte beginnen? werden wir zu bitten, zu suchen, und zu pochen beginnen?“

16. Spricht die Helena: „Ich meine, das werden wir schön fein bleiben lassen. So sie uns der Herr nicht öffnen will, so solle sie denn gleichwohl verschlossen bleiben in alle Ewigkeit, Amen.“ – Spr. Robert: „Hast eben nicht ganz unrecht, du meine allergeliebteste Helena; aber weißt du, so man es schon einmal bis zur – sozusagen – letzten Himmelspforte gebracht hat, da solle man sich denn doch noch einige Mühe geben, auch durch diese zu kommen. Bitten ist gerade keine Schande, suchen noch weniger, und was am Ende das Anklopfen betrifft, so will ich mich selbst gleich einem irdischen Regimentstambour auf die beiden Flügel hermachen, und einen Lärm machen, der sich gewaschen haben solle. Nein, aber das gefällt mir nun erst; ehedem machte ich schon als selbst ein Engel mit dem Sariel die gedehntesten Himmelsdurchwanderungen; und nun stehe ich wieder in eurer Gesellschaft als ein barster Ochse am Berge. Es geht uns nun nur noch die famose Minerva ab; das wäre wirklich ein Spaß, diese hier über diese Thorsperre losziehen zu hören.“

17. Spricht Kado: „Nur den Wolf nicht genannt, sonst kommt er gerannt. Und so ich mich nicht irre, so kommt sie schon daher, uns eine Visite zu machen. Nun sehen wir, wie wir ihrer los werden!“ – Spricht dazu die Helena ganz verblüfft über diese Erscheinung: „Aber die muß ein feines Gehör haben. Nun, nun, nun, du mein liebster Robert Ur., das wird eine hübsche Geschichte werden. Hast aber auch müssen deren Namen so gewisserart als nun in dieser unserer ohnehin zuwidern Lage wißgierig nennen. Nein, nein, das wird nun eine schöne Mette werden. Am Ende zieht sie uns noch alle Drei mit sich in die allerunterste Gott-steh-uns-bei!“

18. Spr. Kado: „Ah, von dem ist keine Rede; aber das eigentlich etwas Fatale besteht nur darin, daß man ihrer nicht so bald wieder los werden kann, so sie einmal da ist.“ – Spricht Robert: „Ja, so suchen wir es ihr zu verhindern, daß sie nicht her komme; denn mit so viel göttlicher Kraft und Gewalt werden wir ja etwa doch noch ausgerüstet sein!“ – Spricht Kado: „Versuch' es; aber ich meine, daß dieß nichts nützen wird; denn sie wird gleich sagen, daß auch sie das vollste Recht habe, vor die Pforte des Gotteshauses zu kommen, und da zu begehren den Einlaß. Ob sie hineingelassen wird, das ist freilich eine andere Frage. Aber an die Pforte zu kommen, kann ihr nicht gewehret werden. Lassen wir sie daher ganz ungehindert fortwandeln, und thun nicht dergleichen, als ob wir sie bemerketen; wird sie sich dann etwa an uns machen, nun so werden wir ihr schon etwas zu erzählen wissen, was sie sicher nicht gerne hören wird. Nun aber dürfen wir gegen sie weder freundlich, und noch weniger wie richterlich diktatorisch uns benehmen, sondern so ganz gleichgültig, was sie am wenigsten vertragen kann, da werden wir ihrer am ersten los werden. Denn ich glaube sie so ziemlich durch und durch zu kennen.“

Kapitel 191 Mobile Ansicht Impressum