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Kapitel 192 Robert Blum, Buch 2

11. Spricht die Hel.: „Nun, ich glaube, dir ist's etwa gar leid, daß ich dieser ewigen Mistsau ein paar Wahrheiten ins G'sicht g'sagt habe.“ – Spr. Rob. Uraniel: „Nein, meine allerliebste Helena, das sicher nicht; aber um deinen nun schon ganz himmlisch gewordenen Mund ist es mir leid, daß er nun wieder, nachdem er schon sogar mit Gott gesprochen, und mir manche recht herrliche Lehre in der Liebe gegeben hat, in das rein Oberlerchenfeldische übergehen solle; und das gerade hier, hier an der bedeutungsvollsten Gottesreichsthüre zum wahren ewigen Leben.“

12. Spricht die Helena: „Was! Mund hin, Mund her; die Wahrheit muß einmal heraus! daß sich die Wahrheit auch aus dem schönsten Munde eben nicht am besten ausnimmt, das ist schon was Altes, ob's nun oberlerchenfelderisch, oder ob's sächsisch klingt. Aber wie kommt es denn, daß du die Wahrheit gerade aus meinem Munde als übelklingend darstellest, während du die Lüge aus dem ebenfalls sehr schönen Munde jener ewigen Teufelsgredl eben nicht als sehr häßlich gefunden zu haben scheinst. So es um meinen Mund denn dir schon leid ist, wenn er auf Oberlerchenfeldisch dieser ewigen Gottes-Gnad- und Barmherzigkeitschnipferin eine Wahrheitslektion giebt, wie sich's gehört; um wie viel mehr leid solle es dir dann erst um jenen holdesten Mund sein, über dessen Lippen wohl noch nie ein wahres Wort gekommen ist? Sage lieber ihr einige gute Rügen in's Gesicht, und laß mich reden, so ich einmal im Zuge bin.“

13. Spricht die Min.: „Bist einmal fertig, du grobes ungehobeltes Lerchenholz! Du hast die Höflichkeit sicher nie auf einer hohen Schule studieret; denn etwas Gröberes ist wahrlich durch meine Ohren noch nie gedrungen.“ – Unterbricht sie die Helena: „Nun, schau sie nur gleich, daß sie etwa kein Ohrengeschwür bekommt. Ist sie mir denn etwa gar so höflich gekommen! Ich soll etwa ihre Grobheiten nur gleich so recht von ganzem Herzen demüthig einstecken, wie so ein frommes Jesuitenbeichtkind, wann es von seinem Herrn Gottesstellvertreter mit Höll' und Fegfeuer gefüttert wird; da warte du ein Bischen! Ich sag' es dir, wenn du mir nicht sogleich aus den Augen gehst, so wird es zwischen uns Beiden noch einen ganzen Mordspektakel absetzen. Darum sage ich dir nun ein für alle Male, daß du dich nun sogleich aus dem Staube machest, sonst möcht' dein schön's Gfriß bald ein anderes Aussehen bekommen.“

14. Sagt Kado: „Sei ruhig, Helena, und du auch Freund Robert! Ich werde nun mit der Minerva ganz allein reden, und mit ihr etwas sehr Wichtiges abzumachen versuchen. Vielleicht gelingt es mir, sie dem Herrn wieder um einen Schritt näher zu bringen. Aber ihr müsset euch unterdessen ganz ruhig verhalten.“ – Spricht Robert Ur.: „Ja, Bruder, thue das; ich wäre nun schon wahrlich sehr froh, so wir ihrer bald los werden könnten; denn es geht von ihr ein wahrer Zwietrachtssamen in die über, die ihr zu nahe kommen; ich glaube, so es ihr möglich wäre, in die Himmel Gottes zu kommen, da brächte sie in kürzester Zeit alle Engel durch- und untereinander. Ich wünsche dir aber auch zugleich sehr viel Glück zu deinem sicher höchst löblichen Vorhaben. Nur zweifle ich auch an dem geringsten Erfolge deiner vorhabenden Mühe; denn dieß Wesen wird nur als genöthigt gutthun, aber als vollkommen frei nie, ewig nie! Darauf getrauete ich beinahe meine ganze Seligkeit zu setzen.“

15. Spricht Kado: „Du dürftest zwar eben nicht ganz unrecht haben; aber meine Seligkeit getrauete ich dennoch nicht darauf zu setzen. Die Ewigkeit ist endlos lang, und in solcher endlosen Zeiten- und Zustandsfolge könnte denn doch noch so Manches geschehen, von dem bis jetzt noch keinem Geiste etwas durch seinen Sinn gefahren ist. Daher nehmen wir alles als möglich an, was nicht mit der göttlichen Ordnung im handgreiflichst grellsten Widerspruche steht. Aber etwas daran setzen, ob dieß oder jenes irgendwann möglich oder unmöglich sein dürfte, wäre unweise, und hieße so viel, als in die göttliche Weisheit selbst einen Zweifel setzen. Bei Gott sind alle Dinge möglich, warum auch nicht die volle Umkehr Satans?“

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