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Kapitel 217 Robert Blum, Buch 2

Die h. Gesellschaft vor dem Stefansdome. Gute Bittrede der erlösten Dinasten zum Heile ihrer kirchl. Kollegen. Des HErrn Antwort über die Schwierigkeit solcher Aufgabe. Besuch der Katakomben, Verhaltungswinke. Roberts Bange.

1. Wir gehen nun vorwärts, und befinden uns nach einigem Gehen vor dem sogenannten Stefansdome;

2. da treten einige Dinasten zu Mir, und sagen: „Herr, da es Dir schon Wohlgefallen hat, diese unsere Residenzstadt zu besuchen, und die in ihr noch vielfach hausenden und herumirrenden blinden Geister zu beleben mit Deiner Liebe, Gnade und Erbarmung, und sie zu befreien aus der Nacht des Todes; o, so wolle denn Du nun auch noch dieser Armen gedenken, die hier unter diesem Bethause in den Katakomben fisisch und geistig begraben liegen; wir sehen es jetzt nur schon zu klar ein, daß bei Dir alles, was auf der Welt niedrig gestellet war, einen leichten Vorgangsstand hat; denn aller niedergestellten Menschen Vergehen liegen zumeist in dem Mangel an einer rechten zweckmäßigen Erziehung; aber bei den Hochgestellten rühren ihre Sünden sicher nicht von einer verwahrlosten Erziehung, sondern wohl lediglich von ihrem Hochmuthe und schnöden Eigennutze her, und sind daher auch sicher hartnäckiger als bei den Niederen; daher bedarf es hier aber auch ausschließend eines Arztes, wie Du, o Herr, Selbst es bist, damit solchen schwer Kranken geholfen werde. Besuche daher auch diese Armen hier unter den Katakomben; vielleicht, Dir, o Herr, ist ja nichts unmöglich, werden auch hier Einige sich erwecken lassen.“

3. Sage Ich: „Meine recht sehr lieben Freunde, die ihr auf der Welt sehr vielfach nach Meinem Herzen gelebt und gehandelt habt; von euch freuet es Mich ungemein, daß ihr euch dieser Todten hier erinnert, und Ich werde auch sogleich dem schönsten Wunsche eures Herzens nachkommen; aber nur das sage Ich im Voraus: In diesem Garten werden wir eine sehr magere Ernte halten. Denn nichts ist schwerer aus einer Seele zu bringen, ohne ihr zu schaden, oder sie auch ganz zu vernichten, als der sogenannte theosophische (theologische) Hochmuth.

4. Ein Kaiser, ein König, ein Fürst dünkt sich wohl unter den Menschen der Höchste und der Unantastbarste zu sein; das aber liegt seinem Stande auch natürlich höchst nahe, der von ihm das zu sein auch naturgerecht und pflichtgemäß verlangt. Aber ganz anders ist es bei Diesen da unten. Das sind zumeist alte eingefleischte Hierarchen aus den finstersten Zeiten. Diese halten sich fortwährend für Wesen, denen die Gottheit Selbst gehorchen muß. Zu dieser wahnsinnigsten Idee kamen sie meist durch die Irrlehre Roms, die jeden Priester als zwei Male höher stellt als die Mutter Maria, und diese an der Macht zwei Mal über Mich Selbst, und das also, daß Ich nur durch sie zu etwas zu bewegen sei. Dazu kommen ihre Messen, in denen sie mit Mir gewisser Art machen können, was sie wollen, und dabei wie ein Papst Alexander ausrufen: Wer kann es wagen, mit mir zu rechten? Die ganze Erde, die ich trete, erbebt unter meiner Sohle, und Gott habe ich in meiner Rechten.

5. Ihr könnet aus dem leicht begreifen, wie schwer es dann ist, solche Geister zur rechten Demuth zurückzuführen, die sich selbst nicht nur als Selbst-Götter, sondern als barste Gebieter über Gott halten. Und eben solche hausen recht Viele da unten. Es wird daher recht schwer gehen, bei ihnen etwas auszurichten; vielleicht ein Paar, diese dürften etwas sanfter sein; aber die andern! Da werdet ihr alle Wunder der Hartnäckigkeit sehen! Aber ärgern dürfet ihr euch nicht, sondern euch gerade so benehmen, als ob ihr in einem Irrenhause unter lauter Irrsinnigen euch befändet. Auch sollet ihr in keine Furcht gerathen; denn sie werden auch Zeichen thun durch Fixirungen ihrer Fantasie; aber ihr müsset das alles als ein Trugwerk ansehen, das da vollends nichts ist, und keine Realität hat und haben kann. Und so denn, da ihr das wisset, wollen wir uns ganz ruhig da hinab begeben. Es sei!“

6. Wir gehen nun hinab in die finstern Katakomben, und lassen nur so viel Licht in denselben entstehen, als es nöthig ist für die neuaufgenommenen Dinasten, auf daß sie sehen können die Einwohner dieser unterirdischen Gewölbe.

7. Als wir nun Alle im Zentrum der Gewölbe uns befinden, kommt Robert mit der Helena zu Mir, und sagt: „Herr, Du unser aller heiliger liebevollster Vater! Erlaube uns nun ganz nahe bei Dir zu sein; denn ich muß Dir bei meiner unbegrenzten Liebe zu Dir gestehen: Weder je auf der Erde, noch in der Geisterwelt, die ich doch schon in so manchen Nüansen durchgekostet habe, hat mich so eine Furcht angewandelt, als hier in diesen Gewölben. Ich sehe noch Niemanden; nur hie und da grinst uns irgend ein halbverfaulter Todtenschädel aus einem zerfallenen Sarge an, und ein höchst unangenehmer Moderduft beschleicht unsere Nüstern; und doch durchrieselt ein sonderbares Bangen mein ganzes Wesen; sogar die Haare am Haupte kommen in eine gewisse bergansteigende Bewegung. Das ist wahrlich höchst sonderbar! Als ich vor ein paar Erdjahren vom G. Windischgrätz bin zum Tode verurtheilt worden, habe ich keine solche Angst empfunden, als nun. Nun, da wird es gut werden! Du lieber Vater erlaubst es wohl, daß wir uns bei dieser Expedition in Deiner nächsten Nähe befinden dürfen!“

8. Sag Ich: „Ganz in der Ordnung, mein lieber Sohn Robert! Denn das will Ich ja stets, daß da ein jeder zu Mir kommen solle, der irgend wo belastet ist, auf daß er bei Mir erquicket werde. Bleibe also nur hier; denn der Haupttanz wird bald angehen.“

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