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Kapitel 5 Schrifttexterklärungen

7. Als Ich verlangte zu trinken das Leben, so gab man Mir aber dennoch nicht das Leben, sondern man gab Mir zu trinken den Tod! – Essig und Galle war der Trank; Essig als das Symbol des Zusammenziehenden und Verhärtenden, und die Galle als das Symbol des Hasses, Zornes und Grimmes. –

8. Dieses Bild ist klar und deutlich dargestellt; und wir wollen sehen, wie es fürderhin für unsere Sache taugt.

9. Sehet, also rufe Ich zu aller Welt, wie zu euch, fortwährend: „Mich dürstet!“ oder was Eines und Dasselbe ist: Liebet Mich, gebet Mir zu trinken euere Liebe! Liebet – Gott über Alles, und eueren Nächsten wie euch selbst! – Das ist das Wasser des Lebens, darnach Mich in euch dürstet.

10. Frage: Reichet ihr Mir wohl dieses Wasser? Oder reichet ihr Mir nicht vielmehr auch ebenfalls Essig und Galle? –

11. Das Wenige, das Ich von euch verlange, ist nichts, als die Liebe, und die That darnach. Wenn ihr aber anstatt der wahren lebendigen Liebethat nur leset, und dabei nichts thut, außer was euerem Weltsinne so oder so zusagt; Frage: Ist das nicht Essig mit Galle, das ihr Mir an der Stelle des lebendigen Wassers reichet? – Ja, Ich sage euch: Je mehr ihr zusammen leset, und dabei aber nichts thuet, als was euch nach euerem Sinne weltlich erfreut, desto saurer wird der Essig, und desto bitterer die Galle.

12. Es heißt dann freilich: „Es ist vollbracht!“ – Aber was? – Mein eigener Kampf um euch; denn mehr kann Ich nicht thun, als euer Schöpfer, Gott und Herr, und das ewige Leben Selbst, als eueren Tod auf Mich nehmen! –

13. Daß aber Ich nicht getödtet werden kann in Meinem ewigen Geiste, das braucht keine weitere Erklärung. Nur den Kampf für euer Leben kann Ich bis zur endlos höchsten Stufe treiben; aber da ihr selbst endlich seid, so muß auch dieser Kampf irgend ein möglich höchstes Ziel haben. Ist dieses Ziel erreicht, dann ist der Kampf vollbracht, von Mir aus betrachtet; – aber nichts desto weniger etwa auch bei euch, die ihr Mir, dem vollbringenden Kämpfer um euer Leben, aus lauter Dankbarkeit statt des lebendigen Liebewassers nur Essig mit Galle reichet.

14. Es ist freilich vollbracht; aber nicht für euch, sondern leider nur für Mich Selbst. Oder: Ich habe für euch Alles gethan, was nur immer in der göttlichen Möglichkeit steht. Darum ist Mein Werk um euch vollbracht; aber thut auch ihr darnach, daß dieses Werk in euch vollbracht wäre? –

15. O ja; ihr leset fleißig, ihr schreibet auch fleißig, ihr besprechet euch auch gerne von Mir. Aber wenn Ich sage: Widmet Mir an der Stelle eurer gewissen Weltgedanken, und an der Stelle euerer so manchen Welterheiterungen nur eine volle Stunde im Tage; heiliget sie dazu, daß ihr euch in derselben mit nichts, als nur mit Mir in euerem Herzen abgebet. – O, da werdet ihr hundert Anstände für einen finden, und hundert weltliche Gedanken werden sich um einen einzigen schwachen geistigen wie ein Wirbelwind drehen;

16. allerlei weltliche Rücksichten werdet ihr da zum Vorschein bringen, und wenn sich auch Jemand für eine solche Stunde entschließen möchte, so wird er sich sicher nicht zu sehr freuen auf dieselbe, sondern vielmehr eine kleine unbehagliche Scheu vor derselben haben, und wird dabei fleißig die Minuten auf dem Zifferblatte seiner Uhr zählen, und nicht selten mit Ungeduld auf das Finale des Mir geweihten Stündleins harren; –

17. und käme da nur irgend ein unbedeutendes Weltgeschäftlein dazwischen, so wird das Stündlein entweder gar kassiert, oder wenigstens in eine solche Periode des Tages versetzt, in welcher sich schon gewöhnlich der wohlthätige Schlaf über die Sterblichen senkt, und in welcher, besonders beim weiblichen Geschlechte, keine angenehmen Besuche mehr zu erwarten und keine nervenstärkenden Promenaden mehr zu unternehmen sind.

18. Sehet, das ist alles Essig und Galle; und es ist in euch dadurch nicht vollbracht, wenn Ich zufolge Meiner unendlichen Liebe alles Erdenkliche thue, um euch auf den rechten Weg des Lebens zu bringen. Denn zur Vollbringung in euch ist nöthig, daß ein Jeder sich selbst verleugne aus wahrer Liebe zu Mir, sein Kreuz auf sich nehme, und Mir treulich nachfolge.

19. Wer aber thut Das? Das weibliche Geschlecht kann wohl, wenn es gut geht, den ganzen Tag für den Leib stechen und heften, und kann sich putzen, und nicht selten über die Maßen freuen auf irgend einen Besuch; aber wenn Ich dazu sagen möchte: Bleibet in euerem Kämmerlein, und gedenket in euerem Herzen Mein, da werden sie traurig, lassen ihre Gesichter hübsch weit herabhängen, und sagen: Aber auf der Welt haben wir doch nichts Gutes! –

20. Frage: Ist das nicht Essig und Galle, wie sich’s gehört? – Oder halten solche weibliche Menschen in ihrem Herzen nicht eine noch so nichtssagende Welterheiterung höher, denn Mich? Haben solche Menschen auch in sich vollbracht, wie Ich am Kreuze für sie den großen Kampf vollbracht habe? –

21. Gebet ihnen angenehme Bücherchen mit allerlei Histörchen, die Meinetwegen auf Mich Bezug haben sollen; sie werden sie recht gern lesen, besonders wenn darin dann und wann von einer romantischen Heirath die Rede ist; oder es kommen darin wunderbare Märchen vor. Gebet ihnen aber nur ein etwas ernster abgefaßtes Büchlein, da werden sie gerade mit einem solchen Appetite lesen, als mit welchem da frißt ein an gute Speisen gewöhnter Hund eine ihm dargereichte dürre Brodkrume, die er höchstens anschnüffelt, sie aber dann bald mit gesenktem Schweife und Ohren verläßt.

22. Da aber das Thun doch immer noch etwas Ernsteres ist, als das alleinige Lesen selbst des ernstesten Buches, so erklärt sich die Sache von selbst, mit welcher Schwierigkeit da das Thun wird zu kämpfen haben.

23. Es giebt Viele, die eine gute Musik gerne von Künstlern hören; aber wie Wenige darunter wollen sich dahin selbstverleugnen, um durch ein angestrengtes Studium selbst Künstler zu werden? –

24. Es ist leicht das Hören, und nicht schwer das Lesen, und eben so leicht das Zuschauen; aber das Selbstthun ist für Jedermann von keinem großen Reize. Was nützt aber Jemanden das Wissen, und nicht Thun darnach? –

25. Sehet, das Alles ist Essig mit Galle, und bringt das Vollbringen nicht zuwege. In Mir wohl, indem Ich Jedermann alles Erdenkliche dazu gebe; aber nicht in dem Menschen, der das nicht also und dazu benützen will, wie und warum Ich es ihm gebe.

26. Daher seid nicht eitle Hörer, sondern Thäter des Wortes; denn nur als Thäter löschet ihr Meinen Durst mit dem lebendigen Liebewasser, sonst aber reichet ihr Mir allzeit Essig und Galle. –

27. Ich meine, das wird auch klar sein; aber nächstens dennoch der Centralsonnen mehr!

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