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Kapitel 7 Schrifttexterklärungen

17. Man wird aber nun diesen Leichnam in ein neues Grab legen. Was ist denn das? Die Erkenntnisse, die der Mensch zufolge seiner edlen Wissbegierde sich eigen gemacht hat, geben ihm kein Leben, keine lebendige Überzeugung; daher fasst er sie alle zusammen und legt sie in das Grab seines tieferen Verstandes, legt da einen Stein darüber, was so viel heißt als: Er legt über all diese rein erkannten Wahrheiten einen recht schweren Zweifel; denn er spricht: „Alle diese Lösungen der verborgenen Geheimnisse in der Heiligen Schrift lassen sich wohl überaus gut hören; aber die anschauliche Überzeugung geben sie dennoch nicht.“

18. Und seht nun, das ist ja der buchstäbliche Zustand eines jeden Viellesers! Er kann all das Gelesene noch so gut verstehen, vom naturmäßigen bis zum innersten geistigen Sinn; will er aber von alldem wohl Erkannten eine tatsächliche Probe, da erfährt er, dass sich nicht einmal ein Sonnenstäubchen vor seinem Willen beugt. Und will er das Leben des Geistes schauen, so begegnet ihm anstatt desselben allzeit die Grabesnacht, in die er den Leichnam gelegt hat; oder mit anderen Worten gesagt: Er bekommt über das Jenseits keine in sich selbst anschauliche Gewissheit, sondern alles ist bei ihm eine Diktion und durchaus nicht mehr, also ein Leichnam im Grab.

19. Was aber ist ihm wohl damit geholfen? Wenn er noch so viel gelesen hat, kann aber durch all das Gelesene zu keiner lebendigen Überzeugung gelangen, so gleicht er fortwährend einem Joseph Arimathäa, der wohl einen Leichnam um den anderen vom Kreuz nimmt und salbt ihn und wickelt ihn in weiße Linnen – aber der Leichnam bleibt Leichnam und wird allzeit ins Grab getragen.

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