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Kapitel 5 Die zwölf Stunden

16. Mit solcher Kost wird also dieser Trog gefüllt, und die Arbeiter werden dann entweder durch die sogenannte Sclavenratsche oder auch durch Peitschenknall eingeladen.

17. Es versteht sich aber, daß zu dieser Mahlzeit nur die nahe arbeitenden Sclaven geladen werden; Diejenigen, die in der Ferne arbeiten, werden entweder mit einer Art Brod versehen, an welchem ihr wahrlich ersticken würdet, oder wenn die Arbeit in der Ferne nicht zu sehr nöthigend ist, so wird ihnen gestattet, sich dort in einer eigens dazu errichteten Hütte ihr bekanntes Mittagsmahl abzukochen.

18. Aber, wohl gemerkt, über 1/4 Stunde darf die Mahlzeit außer an einem Feiertage nie dauern. Wer da allenfalls zu spät gekommen wäre, wenn das Zeichen zur Arbeit wieder gegeben wird, der setzt sich augenblicklich den derbsten Mißhandlungen aus.

19. Mit hölzernen Löffeln wird nur an Feiertagen gespeist. Nun würdet ihr fragen, was haben denn diese Sclaven für einen andern Lohn? Die gar fleißigen, die so zu sagen Tag und Nacht sich zu Tode arbeiten, bekommen dann und wann etwas Rum und einige Früchte, und sogar für Feiertage eine abgetragene Jacke anzuziehen.

20. Das ist schon so ungefähr das Meiste, womit diese Armen menschenfreundlich bedacht werden; für die Andern ist ein sechsstündiger Schlaf und die bekannte Mahlzeit Alles, was sie für ihre Arbeit zum Lohne bekommen. —

21. Nun werdet ihr fragen, hat denn ein solcher menschenfreundlicher und großmüthiger Plantagen-Inhaber in Hinsicht auf die Behandlung seiner Sclaven keinen Herrn über sich? Sehet, das kann Ich euch nicht im Bilde zeigen, sondern es euch glatt heraussagen: Nein! — sondern er ist in dieser Hinsicht ein unumschränkter Machthaber über Leben und Tod seiner Arbeiter, und hat das Recht, einen ungehorsamen Sclaven mittelst jeder beliebigen Todesart hinzurichten.

22. Damit ihr aber dieses so recht einseht, wie herrlich grausam ihre Gesetze sind, so zeige Ich euch ein Beispiel, dergleichen dort zu Hunderten, ja zu Tausenden erlebt werden.

23. Jüngst sind einem solchen Teufel wegen zu satanischer Behandlung zwei Sclaven durchgegangen. Ein nachbarliches Haus hatte dieselben aufgenommen; denn dieses nachbarliche Haus hatte doch wenigstens noch eine kleine Portion von menschlichem Gefühl im Leibe.

24. Alsobald begab sich der beeinträchtigte Teufel zur Behörde, und reclamirte seine Flüchtlinge; das nachbarliche Haus, der Gesetze wohl bewußt, meldete sich alsobald bei der Behörde, und führte vermöge der vernommenen bitteren Klagen von Seite der Sclaven ein Wort zu ihren Gunsten.

25. Sofort entstand ein Prozeß zwischen diesen beiden Nachbarn; und wie meint ihr, wie die weisen Richter diese Sache entschieden haben? Ich will euch das blanke Urtheil hier kund geben, und so möget ihr es am füglichsten erschauen, wie es in dem gebildet verschrieenen Nordamerika steht.

26. Da habt ihr das Urtheil, welches also lautete: „Der Nachbar hat bei Vermeidung einer Strafe von 1000 Pfund die beiden Flüchtlinge dem Eigenthümer entweder todt oder lebendig zu übermachen; wenn sie gehen, mögen sie lebendig dahin gebracht werden, im Weigerungsfalle aber hat sie besagter Nachbar alsogleich niederzuschießen, und entweder ihre Köpfe oder ihre ganzen Leiber dem Eigenthümer zu überbringen, woselbst dann dieser nach seinem Gutdünken zu verfahren hat.

27. Sollten aber besagte 2 Flüchtlinge sich vor der erfolgten Execution aus dem Staube gemacht haben, so hat Jeder das nothwendige Recht, sie auf Steg und Straße, wo sie nur immer angetroffen werden möchten, alsogleich zu erschießen." —

28. Nun muß Ich nur noch Eines erwähnen, damit ihr die Schändlichkeit ganz kennt. Es war im Urtheile die Rede vom Gutdünken des Eigenthümers; worin besteht denn dieses eigentlich? Da sehet ein wenig auf Meine Tafel wieder her! Eine kleine Scene wird euch diese Frage zur Genüge beantworten.

29. Seht da einen Teich, es ist ein Fischteich eines solchen Inhabers, und sehet, da in der Ecke dieses Teiches liegen eben zwei männliche und eine weibliche Sclavin geknebelt; es hat noch Keines das zwanzigste Jahr erreicht.

30. An ihrer Seite liegt ein weiblicher und ein männlicher alter Sclave und zwar schon todt; es sind diese zwei Todten die Eltern dieser Jungen.

31. Sehet daher, der Wächter steht auf; denn es nähert sich, wie ihr seht, der Inhaber mit zwei sogenannten Gladiatoren, seinen zwei Geschäftsführern und mehreren Sclavenvögten.

32. Sehet, nun sind sie da mit fürchterlichen Mienen; sein Befehl oder vielmehr sein Gutdünken lautet für diese Armen dahin, daß zuerst die zwei Todten in kleine Stücke zerhauen werden, und dann die Stücke in den Teich geworfen zur Nahrung der Fische; sodann soll das Mädchen entknebelt werden, von all' den Vögten, so sie Lust haben, beschlafen, und sodann erst zur Speise der Fische präparirt werden; die beiden Jungen aber sollen ein Jeder auf einen Pfahl gebunden werden, sodann zu Tode gegeißelt, und dann erst ebenfalls zum Fischfutter präparirt werden. —

33. Sehet, so sieht die so viel gerühmte Verfassung in dem hochgebildeten Nordamerika aus. — Nun urtheilet selbst, mit welchem Namen möchten solche Creaturen wohl benennet werden?

34. Wahrlich da ist mein ärgster Feind, der Fürst aller Finsterniß, ein elender Pfuscher dagegen; und fürwahr, ihr möget Mir glauben oder nicht, ihr habt von Besessenen gehört, daß sie besessen werden und wurden von Teufeln und Satanen; aber Ich sage euch, dazu wäre kein Satan zu bewegen, um einen solchen nordamerikanischen Menschenfreund in den innerlichen Besitz zu nehmen; denn bei solchen Umständen ist denn doch noch einem Jeden der unterste Grad der Hölle lieber, als die Wohnung in einem solchen Zuckererzeuger! —

35. Aus dieser kleinen Parallele könnet ihr euch wohl einen Begriff machen, wie solches Thun und Treiben sich in Meinem Angesichte geberdet!

36. O Ich sage euch: wahrlich, ein jeder Brosame Zuckers ist von Mir mit tausendfachem Fluch belegt; denn wahrlich, wenn diese Unmenschen das dabei vergossene Blut nach Gewicht verkauften, so würde dieses das Hundertfache des gewonnenen Zuckers übertreffen. —

37. Und so könnet ihr mit Sicherheit annehmen, daß auf einem Lothe Zucker 100 Loth vergossenen Menschenblutes kleben. —

38. Sehet, ich habe Mir also nur, euer Gemüth schonend, vorgenommen, dieses Welttheils besten Theil ansehen zu lassen, und so möget ihr euch auch damit begnügen; denn wahrlich, zeigte Ich euch das Thun und Treiben auf der südlichen Hälfte dieses Landes, es würde euch die Feder in der Hand erlahmen, daß ihr nicht vermögen würdet, drei Sätze niederzuschreiben, und von solchen Extremitäten will Ich daher, wenn ihr euch schon mehr angewöhnt werdet haben, mit Mir zu schauen Gräuel aller Art, in der 12. und letzten Stunde Einiges kund geben.

39. Hier will Ich euch nichts vom einstigen Lohne sprechen, sondern dafür euch etwas Neues sagen: Solche Creaturen sollen gänzlich auf ewig vernichtet werden. Amen. —

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